Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Der mutige Müller Mack aus Schriesheim

13.09.91 (Glaube & Religion)

Es ist die Geschichte von drei Männern, von drei Kämpfern, von Glaubensbrüdern und es ist ein Stück Geschichte der Kurpfalz: Die Geschichte der Dunker, jener Glaubensgemeinschaft, die noch heute in Amerika als „German Baptist Brethren“ existiert. Aber die „Täufer-Brüder“ hatten ihren Ursprung in der Kurpfalz, genauer gesagt in Schriesheim. Der Schriesheimer Müller Alexander Mack gründete sie, der Eberbacher Bäcker Georg Conrad Beisel spaltete sie und der Ladenburger Schneider Johann Christoph Sauer gehörte zu ihren prägenden Persönlichkeiten.
Ein mutiger Mann war Alexander Mack, der um des Glaubens willen seine Heimat verließ, Spott und Verhaftungen über sich ergehen lassen mußte. Mit Alexander Mack ist der ehemalige Besitzer der Schriesheimer Talmühle gemeint, der Anfang des 18. Jahrhunderts lebte. Ein Nebeneinander der beiden dort lebenden Brüder Mack war auf dem engen Raum nicht möglich. Alexander, der jüngere von beiden, zog die Konsequenz: Am 5. März 1706 verkaufte er die Hälfte der Mühle an seinen Bruder Hans Jakob. Anfang des folgenden Jahres verkaufte er seinen ganzen Grundbesitz in Schriesheim und wanderte aus.
Heute weiß man, daß Alexander Mack seinen Besitz nicht wegen Streitigkeiten mit seinem Bruder verkaufte, sondern weil er wegen seines Glaubens verfolgt und geächtet war. Das letzte Lebenszeichen von ihm kam aus der Neuen Welt, wo er in den USA seine letzten Lebensjahre verbrachte. Bis er seine letzte Ruhe fand, hatte der Schriesheimer Müller ein bewegtes Leben hinter sich, hatte zwei Kinder und seine Ehefrau Margaretha, geb. Kling, zu betrauern. Geblieben waren ihm zwei Söhne, mit denen er schließlich ausgewandert war.
Warum waren es gerade die Kurpfälzer, die für ihren Glauben die Heimat opferten und wieso trieb gerade die Kurpfalz ihre Söhne in diesen, allen etablierten Religionen zuwiderlaufenden Glauben? Diese Frage ist nicht ohne den geschichtlichen Hintergrund zu beantworten, nicht ohne, daß man die politischen Stürme des 17. Jahrhunderts berücksichtigt. Und natürlich nicht ohne die Trennung Luthers von der katholischen Kirche.
Eine wesentliche Rolle spielen aber auch die Mennoniten, die nach dem Dreißigjährigen Krieg aus der Schweiz in die Kurpfalz flüchteten. Sie, die buchstabengetreu die Bibel auslegten, allerdings das bewußte Erleben des Täuflings voraussetzten. Sie bildeten die Gemeinschaft, aus der die Kirche des Alexander Macks hervorging. Dem Pazifismus
verschrieben, mußten sie Qualen und Folterungen der kirchlichen und weltlichen Herren hinnehmen.
Alexander Mack entsprang einer reichen, einflußreichen Sippe. Als er sich der mennonitischen Glaubensrichtung verschrieb, setzte er damit das Ansehen und den erworbenen Einfluß der gesamten Familie aufs Spiel. Sie „opferten“ Alexander, der an ein Reich ohne Gewalt und mit Gott als alleinigen Herrn glaubte. Sie verstießen ebenso gegen katholische, wie gegen reformierte und lutherische Prinzipien. Die Gotteshäuser waren ihnen verschlossen. Und als Landwirte, die ohnehin in der Mühle zusammenkamen, erkoren sie die Talmühle der Gebrüder Mack zu ihrem Gemeindezentrum, das auch ein Zentrum für den ganzen Heidelberger und Mannheimer Raum war.
Am 5. März 1706 verkaufte Alexander seinen Anteil an der Talmühle seinem Bruder Hans Jakob, wohl mehr oder weniger unter öffentlichem Druck. Was er nicht wollte: Seinen Glauben verraten. Die Talmühle blieb weiterhin mennonitisches Zentrum. Als im Jahr 1707 der Pietistenprediger Hochmann von Hochenau in der Talmühle predigte, braute sich im Dorf Gewalt zusammen. Anhänger der drei anderen Konfessionen, vom Rat bewafffnet, zogen zur Mühle hinauf, um die
Mennonitenführer festzunehmen. Aber Alexander Mack und der Prediger waren verschwunden. Die groß angelegte Verhaftungsaktion war ins Leere gestoßen, aber der Täuferbewegung war ein entscheidender Schlag versetzt worden.
Für Alexander Mack begann ein unruhiges Wanderleben, das schließlich in Amerika endete.
Erschienen: if aus Rhein-Neckar-Zeitung vom 13.9.1991 (Besprechung des Buches: „Taufe uns Alexander“ von Gernot G. Lorsong, Ladenburg, erschienen im INFOVerlag, Karlsruhe)

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