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Ein Freudenfest der Lichter

06.12.95 (Brauchtum & Tradition)

Kirrlacher Lichterhaus lockt viele Besucher / Einstimmung auf Weihnachten
Bunter Lichterglanz in der Adventszeit gilt bei jung und alt als die passende Einstimmung auf das nahende Weihnachtsfest. Überall in den Städten und Gemeinden stehen wundervolle Weihnachtsbäume auf Plätzen und vor öffentlichen Einrichtungen. Die Geschäftswelt trägt vielerorts mit vielfältigen Straßenbeleuchtungen zum stimmungsvollen Schmuck bei. Und die unzähligen Fenster der Häuser werden von Jahr zu Jahr mehr geziert von Leuchtern, Lichterketten oder auch rythmischen Lichtorgeln. Der Phantasie scheinen keine Grenzen gesetzt.
Zu den Höhepunkten der lichtvollen Weihnachtszeit aber gehört seit einigen Jahren des „Lichterhaus“ in Kirrlach. Zunächst fast unbemerkt begann der Elektroinstallateur Frank Urban 1991 sein Elternhaus in der Eifelstraße am Ortsausgang in Richtung Wiesental mit 1.200 Lichtern zu schmücken. Viele Menschen unterbrachen bei diesem farbenfrohen Anblick ihre Fahrt zum Einkaufszentrum für kurze Zeit. Ein Jahr später zierten bereits 3.700 Birnen das Haus. 1994 wurde die Schallmauer von 10.000 Glühbirnen überschritten.
Was zunächst keiner für möglich hielt, wurde in diesem Jahr Wirklichkeit: Rund 17.000 weiße und bunte Kerzen schmücken das Haus und den Garten der Familie Urban in Kirrlach. Seit Anfang November verlegte Frank Urban zusammen mit seinen Freunden in rund 300stündiger Arbeit rund 12.000 Meter Leitungen. Nachdem das Haus mit den Lichterketten regelrecht eingepackt war, ging es daran, auch den Garten in ein Lichtermeer zu verwandeln. Jeder Rosenstrauch, jeder Baum erhielt ein farbiges Lichtergewand. Höhepunkt aber ist eine riesige, rotleuchtende Pyramide mit einer sich drehenden Sternenspitze. Der Gartenteich unterstützt die Wirkung der vielen Birnchen und auch die zahlreichen beleuchteten Figuren unterstützen die Wirkung.
Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr eine große Krippe in das Lichtermeer integriert. Der Kirrlacher Krippenbauer Richard Hambsch schuf eigens für das „Lichterhaus“ eine beinahe lebensgroße Szenerie, die sich ideal in die Gartenlandschaft einbettet. Und über allem schwebt ein Rentiergespann mit dem Nikolaus im Schlitten. Diese Lichterkomposition hat Frank Urban eigens aus den USA importiert. Überhaupt dient ihm das Land der unbegrenzeten Möglichkeiten als Vorbild für sein Tun. Als Elektroinstallateur legt er zudem Wert auf eine absolut sichere Verlegung der 17.000 Birnen, sie erbringen immerhin eine Gesamtleistung von 8.000 Watt, wobei er sich dabei ganz an die VDE-Bestimmungen hält. Bisher hat Frank Urban mehr als 20.000 Mark in die Speziallichterketten gesteckt, denn die billigen Lichterketten aus den Baumärkten taugen nicht für eine derartige Dauerbelastung.
Von dieser technischen Seite bekommen die vielen tausend Besucher in der Weihnachtszeit aber nicht mit. Kinder und Erwachsene stehen mit staunenden Augen vor dem prächtigen Lichtermeer und viele von ihnen vergessen für kurze Zeit all ihre Sorgen und Nöten. In den vergangenen Jahren ist das Kirrlacher “Lichterhaus” zu einem regelrechten Kultobjekt geworden. Im vergangenen Jahr, so schätzt Frank Urban, dürften es wohl rund 25.000 Menschen gewesen sein, die vor dem Haus in der Eifelstraße anhielten und für wenige Minuten verweilten. Letzte Woche kam gar eine Familie eigens aus Hamburg angereist, um das „Märchen in Licht“, wie eine Boulevardzeitung das Haus titulierte, aufzusuchen. Die Besucher kommen aus ganz Europa nach Kirrlach. Unter ihnen viele Busse mit behinderten Menschen, die besonders dankbar sind für diese lichtvolle Weihnachtsfreude.
Verdienen will Frank Urban übrigens nichts an seinem Lichterhaus. Die Erlöse des Postkartenverkaufs und des Glühweinstandes reichen gerade aus, um die Stromkosten zu decken. Und die Spenden der Besucher gehen an örtliche Einrichtungen. (og)

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