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* Eine Staatssekretärin lernt Spargel stechen

17.05.07 (Reilingen)

Friedlinde Gurr-Hirsch zu Gast bei den kurpfälzischen Landfrauen in Reilingen
„Wie soll man erkennen, dass da ein Spargel wächst“, wundert sich Friedlinde Gurr-Hirsch beim Blick auf die langen Spargeldämme in unmittelbarer Nachbarschaft zum Reilinger See. Während die Staatssekretärin vom baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum ihre noch glänzenden Gummistiefel überzieht, um die teilweise mit Wasserpfützen übersäten Furchen betreten zu können, sind bereits die polnischen Erntehelfer vom Seehof eifrig damit beschäftigt, die ersten Spargel an diesem Morgen zu ernten. Die Arbeit geht ihnen flott von der Hand, ein Spargel nach dem anderen füllt die Körbe. Auch die Landespolitikerin läuft suchend durch die Reihen, kann aber nirgends einen Spargel entdecken, der sich gerade anschickt, den Sanddamm zu durchstoßen. Wie soll sie auch, ist sie doch heute zum ersten Mal auf einem Spargelacker. Als Schwäbin aus dem Unterland um Heilbronn kennt sich die Nummer Zwei aus dem Landwirtschaftsministerium zwar mit Wein bestens aus, will aber als Genießerin des königlichen Gemüses aber endlich mal dessen Weg vom Acker bis in die Küche kennenlernen. Deshalb hat Friedlinde Gurr-Hirsch auch gerne die Einladung der kurpfälzischen Landfrauen in die Spargelgemeinde angenommen. Und in Begleitung von Diplom-Agraringenieur Peter Geng vom Reilinger Seehof ist doch noch gewährleistet, erntereife Spargel zu entdecken. „Achten Sie auf die feinen Risse an der Oberfläche“, lautet der Ratschlag des Landwirts, der auf acht Hektar diese beim Verbraucher beliebte Sonderkultur anbaut. Ungläubig beginnt die Politikerin unter den Blicken zahlreicher Beobachter, unter ihnen auch Bürgermeister Walter Klein, Dr. Dieter Eitel vom Amt für Landwirtschaft und Naturschutz sowie die Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden, Hannelore Wörz, mit bloßen Händen die vom Regen feuchte Erde des Spargeldamms aufzugraben. Die bereitgelegten gelbe Gummihandschuhe hatte sie zuvor mit dem Hinweis dankend abgelehnt, dass sie den direkten Erdkontakt „besonders möge“. Als die Staatssekretärin in der Erde den schön gewachsenen Spargel der Klasse I entdeckt, ist sie begeistert. Ihn zu stechen, gelingt für das erste Mal überraschend gut, nur das Rückbauen des Sanddamms mit Hilfe des „Batschers“ bereitet noch Probleme. Nach dem dritten Spargel fühlt sich Gurr-Hirsch aber in ihrem Element. „Jetzt könnt ich den ganzen Acker beernten“, strahlt sie, muss sich dann aber dem engen Zeitplan an diesem Tag beugen.
Auf dem Weg zurück zum Seehof stellt Peter Geng der Landwirtschaftspolitikerin seinen inzwischen wichtigsten Betriebsbereich vor – die Produktion von Rollrasen. Die Ausführungen interessieren Friedlinde Gurr-Hirsch, denn auch für sie ist diese Sonderkultur eine neue, innovative Entwicklung in der Landwirtschaft.
Inzwischen sind die an diesem Vormittag geernteten Spargel auf dem Geng’schen Spargelhof in der Reilinger Dorfmitte angeliefert. Junglandwirt Philipp Geng setzt die neue computergesteuerte Sortiermaschine in Betrieb. Die Landfrauen und ihre Gäste verfolgen fasziniert den Weg der noch ackerfrischen Stangen, die nach nur wenigen Metern gewaschen, auf Normlänge geschnitten und sortiert nach Klassen zur Vermarktung bereitstehen. Die fünf Frauen an der Maschine haben alle Hände voll zu tun, denn immerhin können bis zu 20 000 Spargel in der Stunde auf dem Transportband ausgelegt werden. Dass es am Ende noch eine Qualitätskontrolle gibt, ist für den Spargelerzeuger selbstverständlich. „Unsere Kunden erwarten Spitzenware“, begründet Claudia Geng den arbeitsintensiven Umgang mit dem wahrlich königlichen Gemüse. Die Staatssekretärin ist, wie auch manch anderer Vertreter von Behörden und Dienststellen überrascht, wie oft der Spargel auf dem Weg vom Acker bis in die Küche in die Hand genommen werden muss. „Kein Wunder, dass Spargel nicht zu den billigsten Gemüsesorten gehört“, kann nun auch der hohe Gast aus Stuttgart das Preisniveau des edlen Gemüses nachvollziehen. „Eigentlich sollten alle Verbraucher und Genießer mal den Weg gehen, den wir heute gegangen sind“, stellt Friedlinde Gurr-Hirsch fest, während sie ihre inzwischen nicht mehr ganz so glänzenden Gummistiefel wieder einpackt. „Jetzt bin ich mal gespannt, wie die Reilinger Spargel schmecken“, freut sie sich auf dem Weg zum historischen Gasthaus „Zum Löwen“, wo Küchenchefin Andrea Evans bereits die Gäste zum traditionellen Spargelessen der kurpfälzischen Landfrauen erwartet. Die lukullischen Leckereien munden vorzüglich, auch das beliebte Reilinger „Spargelgmies mit broade Nudeln“ überzeugt. Für die Staatssekretärin hat sich die Dienstreise der geschmackvollen Art in die Spargelgemeinde gelohnt und verlässt mit einem großen Paket frisch geerntetem Spargel das gastliche Reilingen mit der Erkenntnis, dass es in dieser Jahreszeit wohl nichts schmackhafteres gebe als badischen Spargel und Wein aus Württemberg. „Wie kann sich ein Bundesland besser darstellen als mit solchen heimischen Produkten der Spitzenklasse?“ (og)

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