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Enttäuschung einmal "Andersrum"

27.12.05 (Hockenheim, Reilingen)

Hockenheim und Reilingen als „Location“ für den ProSieben-Film „Andersrum“ / Nur wenige Drehorte zu erkennen / Heiner Lauterbach und Mark Keller als Hauptdarsteller
Scheinwerfer, Reflektoren und jede Menge Kino-Flair: Wer im Dezember vergangenen Jahres an einem eisigen Winterabend durch die Hockenheimer Rathausstraße ging, konnte rund um die Buchhandlung Dörfler-Schwab ein filmreifes Treiben beobachten: Die im Industriegebiet Talhaus ansässige Harder Beta Filmproduktions GmbH & Co KG hatte diesen Ort als „Location“ (so der brancheninterne Begriff für einen Drehort) ausgesucht, um mit Heiner Lauterbach und Mark Keller einige Szenen für den Film „Andersrum“ zu drehen. Rund 40 Personen schwirrten damals am Set herum. Kameras wurden in Position gebracht, immer wieder die Belichtung gemessen, Szenen besprochen (wir berichteten ausführlich).
Da über mehrere Tage hinweg aber auch an verschiedenen Orten in der Karlsruher Straße, in den Hallen der früheren Thermal-Werke sowie eine wilde Autofahrt durch die Hockenheimer Innenstadt bis vor die Wendelinskirche in Reilingen gedreht wurde, war man natürlich gespannt auf den fertig geschnittenen und zunächst für das Kino hergestellten Film. Dessen Erstaustrahlung über den Privatsender ProSieben am Dienstagabend dürfte hie und da sicher für enttäuschte Gesichter gesorgt haben, denn wer die Drehorte nicht aus dem „FF“ kannte, hatte es auch als Einheimischer schwer, diese als die Beschriebenen zu erkennen. Und von den aufwendigen Dreharbeiten in der Buchhandlung am Rathaus war überhaupt nichts zu sehen: die dort über mehrere Stunden gedrehten Szenen hatten die auch als Regisseure mitwirkenden Lauterbach und Keller nicht überzeugt, so dass die den Film abschließende Autorenlesung kurzerhand an einer anderen „Location“ nochmals neu gedreht wurde. Wo dies genau war, wurde während der Ausstrahlung nicht so recht deutlich, denn eingetreten waren die Besucher dieser imaginären Veranstaltung durch den Eingang des Apothekenmuseums auf dem Heidelberger Schloss in einen dort eigentlich nicht vorhandenen Saal. Gut zu erkennen unter den zahlreichen Statisten war aber in der ersten Reihe der BMC-Pressereferent und Autogrammjäger Franz Hoffmann. Mithin das einzigste bekannte Gesicht aus der Rennstadt während des ganzen Films.
Wer sich auf die einheimischen Drehorte konzentrierte, erkannte zunächst die Innenräume einer Parfümerie in der Karlsruher Straße, von der Hauptdarsteller Mark Keller auf einem rosa Motorroller durch diese Straße fahrend direkt in der Heidelberger Fußgängerzone ankam. Noch einmal ins Bild kam das ulkige Gefährt nach einer Autopanne, die mit Heiner Lauterbach am Friedhof in der Waldstraße gedreht worden war. Zu Erkennen als „Hoggemer Location“ auch ein Döner-Imbiss in der Karlsruher Straße oder Teile der ehemaligen Thermal-Werke im Talhaus. Höhepunkt für Hockenheimer Verhältnisse dann die scheinbar rasante Autofahrt der beiden TV-Stars durch die Innenstadt. Zunächst ging es durch die Ottostraße in Richtung Heidelberger Straße, dann wiederum „bretterten“ die Beiden durch die Pylone in der damals gerade im Rückbau befindlichen Fortuna-Kreuzung hinein in die gleiche Straße. Dass die wilde Fahrt kurz darauf von einer Polizeistreife an der Ecke Haupt- und Kirchenstraße vor der Reilinger Wendelinskirche beendet wurde, gehörte ebenso zu den künstlerischen Freiheiten wie die anschließende Weiterfahrt direkt vor das Heidelberger Rathaus.
„Na ja“ dürfte sich am Dienstagabend so mancher Fernsehzuschauer in der Rennstadt und der benachbarten Spargelgemeinde am Ende des Streifens gedacht haben, „aber immerhin wurde der Film bei uns gedreht“.
Und wie war nun „Andersrum“? Für die einen dank einer Riege deutscher TV-Stars sicher ein locker-amüsantes Spiel mit den Klischees um Machos, Softies, Schwule und Heteros, für andere wiederum eine der vielen 08/15-Beziehungskomödien, in denen ein machohafter Anti-Held seinem Film-Pendant das wahre Leben zeigen will. Und Homosexuelle dürften an dem Streifen eher wenig Freude gehabt haben, denn schwule Klischees feierten immer wieder fröhliche Urstände.
Letztendlich dürfte sich jeder Fernsehzuschauer nach knapp zwei Stunden und drei Werbeunterbrechungen seine eigene Meinung von dem zuvor hochgelobten und immer wieder beworbenen Film gebildet haben. Enttäuschend aber war auf alle Fälle, wie wenig von Hockenheim zu sehen war. Oder auch eine lehrreiche Erfahrung, dass es bei Dreharbeiten nicht um die „Location“ geht, sondern um ein Produkt, das seine Produktionskosten wieder einspielt. Und dies um jeden Preis.

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