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* Entwicklung des Gemeindewaldes bereitet Sorge

25.10.09 (Reilingen)

Waldbegehung des Reilinger Gemeinderates mit Vertretern des Kreisforstamtes / Noch kein Mittel gegen die Maikäferplage gefunden / Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes nicht gefährdet
Die Zeiten, als die Wälder noch als die „Sparkassen“ der Städte und Gemeinde galten, dürften zumindest für Kommunen wie Reilingen inzwischen längst vorbei sein. Die Kosten für Erhalt und Pflege von Gemeindewäldern übersteigen auch in der Spargelgemeinde bereits seit Jahren die durch den Holzverkauf getätigten Einnahmen. Ausgaben, die man aber, so Bürgermeister Walter Klein, gerne in Kauf nehme, um die Schutz- und Erholungsfunktion des ortsnahen Waldes zu erhalten. Um sich über den Zustand des 144,4 Hektar großen Gemeindewaldes zu informieren, trafen sich der Reilinger Gemeinderat sowie die Jagdpächter Hubert Schütz und Peter Thorn am Samstagmorgen mit Oberforstrat Sebastian Eick vom Kreisforstamt Rhein-Neckar und Forstrevierleiter Richard Mertel am Waldfestplatz, um von dort aus zu einer mehrstündigen, überaus interessanten Waldbegehung zu starten.
Bereits in einer ersten Einschätzung machten die Forstexperten deutlich, dass sich die gestressten Menschen von heute nicht nur durch die Ruhe und lebendige Stille des Waldes erholen könnten, sondern dass dieser zudem weitere überzeugende Daten liefere. So würden die Bäume des Waldes bis zu 99 Prozent aller Staubteilchen ausfiltern und durch die mit ätherischen Öle angereicherte Luft die Lungen regenerieren. „Allein eine 100-jährige Buche produziert bis zu drei Millionen Liter Sauerstoff pro Jahr“, zeigte Oberforstrat Eick die Bedeutung eines gesunden Waldes auf. „Der Gemeindewald Reilingen erfüllt wichtige Schutzfunktionen für den Boden, das Grundwasser, das lokale Klima und dient als Immissions- und Sichtschutzwald.“ Achtzig Prozent der Waldfläche seien als Erholungswald ausgewiesen, 83 Prozent des Gemeindewaldes liegen im Schonwald „Reilinger Eck“, wo zudem sechs schützenswerte Biotope mit insgesamt neun Hektar ausgewiesen sind.
Welche Gefahren auch auf den Reilinger Wald lauern, wurde gleich zu Beginn des Rundganges am Waldrand deutlich. Ganze Waldbereiche drohen ob des Klimawandels, vor allem wegen der damit verbundenen Trockenheit, aber auch durch einen übersäuerten Boden zu versteppen. Das größte Problem aber sei, so Förster Mertel, die inzwischen auch hier eingetroffene Maikäferplage. Deren Larven, die Engerlinge, würden zwischen drei bis fünf Jahren unter der Erde lebend die Wurzeln von Pflanzen und Bäumen anfressen. Und als Käfer würden sie an das Laub von Bäumen und Büschen gehen. Der Fraß der Engerlinge sei aber weitaus schwerwiegender. „Sie können durch Wurzelfraß ganze Bäume soweit schwächen, dass ein Windstoß sie zu Fall bringt.“ Junge Bäume seien am meisten gefährdet, vor allem Laubbäume und Douglasie. Wie stark der Befall inzwischen auch in Reilingen ist, wurde beim Anblick der in ihrem Wuchs behinderten Bäume und langsam absterbenden Wipfeln auch den Gemeinderäten erstmals so richtig bewusst. Deutlich wurde aber auch die Hilflosigkeit der Forstexperten, dieser Plage Herr zu werden. „Die chemische Keule ist aber absolut tabu“, so Eick, der zugleich auf eine weitere problematische Entwicklung hinwies: die in großen Mengen wild wuchernde Kermesbeere. Vor Jahren von Landschaftsgärtnern aus Amerika nach Europa eingeführt, würde die leicht giftige Pflanze mit ihrer rübenartigen Wurzel inzwischen alle freie Waldflächen in Beschlag nehmen und dauerhaft verunkrauten.
Dass es im Reilinger Wald aber auch wirkliche hübsche und gesunde Bereiche gibt, wurde im weiteren Verlauf des Rundganges deutlich. Bestände aus Kiefern, Buchen, Douglasien, Traubeneichen wechseln sich ab, der Wald ist vor allem jenseits der Autobahn noch gesund. Mit einem Blick in die Zukunft machten Sebastian Eick und Richard Mertel aber deutlich, dass der Waldbau zunehmend vom Klimawandel betroffen sei. So komme es durch hohen Mistelbefall und die Trockenheit zu Ausfällen bei der Kiefer. Um wenigstens forstlich produktiv bleiben zu können, habe man „in bescheidenem Umfang“ die Douglasie als Ersatzbaumart gewählt.
Alles in allem erfülle der Reilinger Gemeindewald seine zahlreichen wichtigen Funktionen, so das Fazit von Oberforstrat Sebastian Eick, so dass man trotz aller Probleme forstlich recht zuversichtlich in die Zukunft blicken könne. Mit der bei der Waldbegehung zugleich vorgestellten Forsteinrichtungserneuerung für die Jahre 2009 bis 2018 wird sich der Reilinger Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung beschäftigen und bei den Beratungen sicher die Erfahrungen des Vor-Ort-Termins mit einfließen lassen.

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