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* Erster Glockenklang ein bewegender Moment

08.11.09 (Neulußheim)

Neue Glocken für die evangelische Kirche / Glockenabholung am Ortsrand und Festumzug / Glockenweihe
Es war ein bewegender Moment als gestern an einem herbstlich-trüben Sonntagnachmittag die drei neuen Glocken vor der evangelischen Kirche in Neulußheim eintrafen. Dekanin Annemarie Steinebrunner, Pfarrer Uwe Sulger, Mitglieder des Kirchengemeinderates und des Vereins Glocken für Neulußheim hatten die Glocken am südlichen Ortsrand abgeholt.Mit einem langen Umzug, angeführt vom großherzoglichen Paar (der frühere Konrektor der Lußhardtschule, Philipp Bickle, und Gisela Jahn vom Heimatverein) und begleitet von den Kindergartenkindern mit hübschen und von kleinen Glöckchen gekrönten Girlanden in den Händen, ging es zu den Klängen des Musikvereins „Harmonie“ und zum Geläut der Glocken der katholischen Nikolauskirche durch die von der Feuerwehr gesperrten Ortsstraßen bis vor die evangelische Kirche. Dort hatten sich, wie auch entlang des Zugweges viele Hundert Menschen versammelt, um diesen besonderen Moment der Glockenankunft zum Klang des Glockenspiels vom Turmuhrenmuseum mitzuerleben. Von vielen fotografierenden und filmenden Menschen dicht umdrängt, standen die drei Glocken dann auf dem Platz vor der Kirche, während Regina Eckert, die Vorsitzende des Kirchengemeinderates, mit einem Abschnitt aus dem 106. Psalm die Feierlichkeiten der Glockenweihe eröffnete. Man danke Gott, dass nach langer Planungsphase nun die drei neuen „Mitarbeiterinnen“ der Kirchengemeinde in Neulußheim eingetroffen seien. Obwohl zukünftig im Kirchenturm hängend, würden sie das Leben der Menschen von Anfang bis Ende begleiten. „Mögen unsere neuen Glocken uns treue Begleiter auf dem Weg des Lebens sein“, wünschte sich Regina Eckert, um zugleich den vielen Neulußheimern zu danken, die mit ihren Spenden und ihrem Einsatz den Guss der neuen Glocken erst ermöglicht hätten. Nach Liedbeiträgen der Kindergartenkinder und des evangelischen Kirchenchores unter der Leitung von Walburga Schäfer strömten viele Menschen in die Kirche, um an einem Festgottesdienst anlässlich der Glockenweihe teilzunehmen. Währendessen machten sich draußen Peter Westermann, Montageleiter der Glockengießerei Bachert aus Karlsruhe, und der Neulußheimer Bernd Langlotz an die Arbeit, mit einem gewaltigen Gabelstapler die drei Glocken vom Anhänger abzuladen und mit Stahlseilen am eigens errichteten Weihegestell aufzuhängen. Dies war dann auch für Norbert Schäfer, Leiter des Turmuhrenmuseums und Initiator des Neugusses der vier Bronzeglocken, ein bewegender Moment: „Dies ist einer meiner glücklichsten Augenblicke meines Lebens.“ Und dies schien auch vielen anderen Neulußheimern gestern Nachmittag so zu gehen, als schließlich nach der Weihe die neuen Glocken zum ersten Mal angeschlagen wurden und weithin hörbar durch die Schickardtgemeinde klangen.
Glocken-Infos

  • Das neue Glockengeläut der evangelischen Kirche Neulußheim besteht aus fünf Bronzeglocken.
  • Die größte Glocke ist die Christusglocke. Sie hat einen Durchmesser von 1,48 Meter, wiegt 2096 Kilogramm und ist auf Des gestimmt. Sie trägt Alpha und Omega als Zeichen, als Spruch eine zentrale Aussage des christlichen Glaubens: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh 14,6).
  • Die zweite Glocke ist die Hoffnungsglocke. Sie hat einen Durchmesser von 1,18 Meter, wiegt 1069 Kilogramm und ist auf Ges gestimmt. Als Bild wurde ein stilisierter Gingko biloba ausgewählt. Ein solcher Baum hatte 1945 die Atombombenexplosion von Hiroshima überlebt und gilt heute weltweit als Symbol der Hoffnung. Die Aufschrift lautet: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Römer 5,5)
  • Die dritte Glocke, die Friedensglocke, hat einen Durchmesser von 0,98 Meter, wiegt 586 Kilogramm und ist auf den Ton As gestimmt. Sie ist mit einer Seligpreisung versehen: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Math 5,9). Die Zier für diese Glocke wurde von den Kindern des evangelischen Kindergartens gestaltet. Kinder reichen sich im Reigen die Hände und freuen sich am Spiel. Dies soll Symbol für ein friedliches Miteinander der Menschen auf der Welt sein.
  • Die vierte neue Glocke – sie muss nach einem Gußschaden noch einmal gegossen werden und kommt erst in einigen Wochen nach Neulußheim – ist die Gerechtigkeitsglocke. Sie hat einen Durchmesser von 88 Zentimeter, wiegt 488 Kilogramm und ist auf den Ton B gestimmt. Auf ihr ist zu lesen: „Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maß der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt“ (Hos 10,12). Die Bildzier ist dem Gemälde „Der Sämann“ von Vincent van Gogh nachempfunden. Neben den Bildern, die vom Neulußheimer Klaus Thorn gestaltet wurden, umläuft jede Glocke am oberen Rand ein Zierband, welches das Muster einer Bordüre der evangelischen Kirche trägt.
  • Die fünfte Glocke des Geläuts ist die bereits 1909 bei Bachert gegossene , 250 Kilogramm schwere Taufglocke, die noch aus dem dem Originalgeläut der jetzt einhundertjährigen Kirche stammt.
  • Die bisherigen vier Stahlglocken aus dem Jahr 1949 bleiben Neulußheim erhalten und werden zwischen Rathaus und Kirche fest montiert.
  • Die vier neuen Glocken kosten rund 120.000 Euro, über 70.000 Euro wurden vom Förderverein „Glocken für Neulußheim“ aufgebracht. Den Rest übernehmen die Badische Landeskirche und die Gemeinde Neulußheim.

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