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Hockenheimer Abgesang – oder längst nicht alles Ring oder was? (9)

25.09.06 ("Hoggemer Perspektiven", Hockenheim)

Von Sauerkraut und anderen Gerüch(t)en
Nein? Ja? Nein? Was wird auf Hockenheim, die Große Kreisstadt an der unteren Kraich, jetzt wohl zukommen? Nein, ausnahmsweise geht es an dieser Stelle nicht um den Dauerbrenner Hockenheimring, sondern (wieder einmal) um ein bevorstehendes (renn-)städtisches Ereignis. Und zwar um ein Ereignis, das eigentlich alle Bürger der Stadt interessieren müsste: die Wahl eines Bürgermeisters. Nein, keine Angst, der amtierende Oberbürgermeister Dieter Gummer wird nicht aufhören, wie es der „Buschfunk“ bereits verkündete. Richtig ist vielmehr, dass dem OB ein tatkräftiger hauptamtlicher Stellvertreter zur Seite gestellt werden soll! Was in vielen anderen Städten längst Alltag ist, soll nämlich auch in Hockenheim jetzt funktionieren. Hatte der erste OB (aus welchen Gründen auch immer) noch auf einen Ersten Beigeordneten (so die Beschreibung der Tätigkeit im Amtsdeutsch) verzichtet, so soll jetzt der heutige OB von einigen Aufgaben und Anforderungen entlastet werden, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.
Gut! Endlich! Die Befürworter für diese im Gemeinderat getroffene Entscheidung sind für ihre Weitsicht zu beglückwünschen, müssten sogar ganz besonders gelobt werden – wenn nicht schon wieder das „Hoggemer System“ (in Köln manchmal auch „Kölscher Klüngel“ genannt) so gut funktionieren würde. Was gibt es denn jetzt schon wieder zu „mosern“, wird sich so manche Leserin und so mancher Leser der HOCKENHEIMER WOCHE sicher fragen! „Klüngelwirtschaft“ in unserem schönen Hoggene? „Abba!“ – Oder gar „Vedderleswirtschaft“? „Unvorstellbar!“ Die Rennstadt eine „Bananenrepublik“? „So etwas gibt es nur im Märchen!“
Und dennoch hat man in unserem guten alten Hockenheim des Jahres 2006 den Eindruck, dass Märchen wahr werden können. Zwar keine „Ammenmärchen“, wie vielleicht so mancher befürchtet, dafür aber „Wunder der Kommunalpolitik“. Also doch keine so märchenhafte Zu- und Umstände in der Rennstadt? Wohl kaum, denn der zur Wahl des neuen Bürgermeisters am Ratstisch der Großen Kreisstadt eingeschlagene Weg ist wieder mal typisch für das „Hoggemer System“.
Anstatt sich bewusst für einen Neuanfang in der rennstädtischen Kommunalverwaltung zu entscheiden, werden am Ratstisch vor allem unter den großen Fraktionen bereits im Vorfeld Absprachen getroffen, die fast keine andere Entscheidung mehr möglich machen – und zugleich jedem Bewerber um den Bürgermeisterposten überaus deutlich signalisieren, dass seine Bewerbung so gut wie unnötig und vor allem chancenlos ist.
Manchmal sollte man halt auch in der Hockenheimer Stadtpolitik hin und wieder mal über den Tribünenrand des Motodroms und die Lärmschutzwand der ICE-Strecke hinausblicken. Wenn auch nicht zu gern, dann aber in diesem Fall wenigstens Mal auch nach Schwetzingen. Dort wurde nämlich genau das zelebriert, was auch Hockenheim mehr als gut tun würde: sich den besten Fachmann für die anstehenden Aufgaben eines Bürgermeisters zu holen. So aber macht man am Ratstisch einmal mehr deutlich, dass echte Veränderungen mit neuen Köpfen und Ideen gar nicht gewollt sind.
Um jeder Mutmaßung, jedem Gerücht, jeder Spekulation und Interpretation entgegen zu treten: An den langjährigen Leistungen, am Können und an der Loyalität des seit –zig Jahren zum Wohl der Stadt wirkenden Hockenheimer Stadtkämmerers Werner Zimmermann sollen als dem vom Rat ausgesuchten Kandidaten um den Bürgermeisterposten in keinster Weise irgendwelche Kritiken oder Diffamierungen geäußert werden. Auch in der Person und dem Menschen gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Und auch seine Bewerbung um die Bürgermeisterstelle ist legitim und absolut nachvollziehbar, und soll auch nicht zwischen den Zeilen kritisiert werden.
Allein die Art und Weise, wie hier wieder mal Politik gemacht wurde, stößt auf wie altes Hoggemer Sauerkraut. Dabei hätte die Renn-, Kultur-, Schul- und Große Kreisstadt doch auch mal ein leckeres und spritziges Champagnerkraut verdient. Aber wie sagt doch ein altes kurpfälzisches Sprichwort: „Was de Bauer ned kennt, des frisst er ned, denn mer kennt jo Gschmack dro finne!“ Na, dann Mahlzeit – und wohl bekommt’s! Otmar A. Geiger
In der nächsten Ausgabe der HOCKENHEIMER WOCHE geht es mit alten und neuen interessanten Ideen weiter, die aber noch niemand bisher so richtig umzusetzen sich wagte – oder Hoggene auf dem Weg ins Jahr 2000 … .

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