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Im eisigen Dom wurde es um das Herz warm

23.12.05 (Speyer)

Weihnachtsoratorium im Kaiserdom begeisterte die Zuhörer / Ein Höhepunkt der Dommusik / Domkapellmeister motivierte zu Höchstleistungen / Minutenlanger Applaus
Wer eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums im winterlichen Dom zu Speyer besucht, ist in aller Regel mit dem Werk, aber auch mit den klimatischen Bedingungen in der riesigen romanischen Kathedrale vertraut. Das barocke Meisterwerk von Johann Sebastian Bach gehört seit Generationen zum Weihnachtsfest wie der Lichterbaum und die Krippe – und im eisigen Kaiserdom eben noch eine wärmende Decke oder Wintersportkleidung. Trotz dieser Bedingungen war das Gotteshaus am Donnerstagabend bis auf den letzten Platz besucht von Musikfreunden aus nah und fern, unter ihnen auch Bischof Dr. Anton Schlembach, viele Mitglieder des Domkapitels sowie Speyers Bürgermeister Hanspeter Brohm. Sie alle waren voll Erwartung gekommen, um Pauken, Trompeten, Chor und Solisten jauchzen, frohlocken und die (Weihnachts-)Tage preisen zu hören.
„Mit dem Weihnachtsoratorium im Dom kann es erst so richtig Weihnachten werden!“ Immer wieder war dieser Satz nach der mit minutenlangem Beifall belohnten Aufführung des Bach’schen Meisterwerks ob der grandiosen Gemeinschaftsleistung von Domchor Speyer, Chor der Saarländischen Bachgesellschaft, der Mädchenkantorei am Kaiserdom, den Domsingknaben, sowie den Gesangssolisten, dem Festivalorchester „Dom zu Speyer“ und der Chororganistin Elke Völker zu hören. Domkapellmeister Professor Leo Krämer hatte Sänger wie Musiker trotz nur einer einzigen Probe einmal mehr optimal aufeinander eingestimmt und durch seine inzwischen weltweit anerkannten Interpretationsfähigkeit historischer Kompositionen an diesem Abend auch zu Höchstleistungen motiviert. Die Musikerinnen und Musiker in der für Bach typischen Besetzung ließen die barocke Dynamik in einer warmen Geschmeidigkeit erklingen, ohne dabei zu dominieren. Dem stets geforderten Basso continuo sowie den unverzichtbaren Oboen setzten die klaren Barocktrompeten oder Flöten musikalische Kontrapunkte.
Im eiskalten Dom hatte der Tenor Andreas Wagner wie fast alle Sängerinnen und Sänger zunächst mit der Brillanz seiner Stimme so seine Probleme, konnte diese aber mit der Zeit abbauen und letztendlich den Part des Evangelisten sicher und nuanciert bewältigen. Mit ihrer wohltemperierten Altstimme war Gabi May für die Arien und Rezitative eine hörenswerte Besetzung. Die ausgereifte Stimme des Bassisten Vinzenz Haab kam in der Tiefe des Kaiserdoms besonders gut zum Tragen und wurde vom aufmerksam lauschenden Publikum ebenso begeistert aufgenommen wie der klare Sopran von Anne-Katrin Fetik.
Dass ein Umgang mit der Bach’schen Musik nicht immer ganz einfach ist, wurde vor allem den Zuhörer im Publikum deutlich, die zum ersten Mal ein Werk des begnadeten Kirchenmusikers aus der Barockzeit hörten. Mit seinem Oratorium hat er nämlich die biblische Weihnachtsgeschichte in ein musikalisches Werk gepackt, das gerade heute immer wieder aufs Neue fasziniert und die Sinne in besonderem Maße anspricht. Besonders deutlich wurde dies natürlich beim brillierenden „Jauchzet, frohlocket“ oder dem Choral „Herrscher des Himmels“.
Am Ende dieses ganz besonderen Konzerterlebnisses mussten sich die Stimmen und Instrumente aber erst einmal in den Höhen und Tiefen des romanischen Domes auflösen, um dann beim Publikum die Stimmung und Gefühle des Gehörten in minutenlangem Beifall aufgehen zu lassen.
Die vielen Zuhörer, die teilweise aus dem ganzen Bundesgebiet nach Speyer angereist waren, erlebten mit der Aufführung der Kantaten I bis III des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach nicht nur einen kirchenmusikalischen Höhepunkt im Kaiser- und Mariendom, sondern wurden zugleich auch auf ganz besondere Weise auf das kommende Weihnachtsfest eingestimmt. Kein Wunder also, dass es vielen im eisigen Dom bei dieser Musik warm um das Herz wurde.

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