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Konzertabend von europäischer Dimension

10.07.05 (Speyer)

Friedenskonzert in der Kathedrale von Verdun/Frankreich / Domchor Speyer begeistert mit Verdis „Messa da Requiem“ / Alfred Grosser hält Festrede
Speyer/Verdun.
Es gibt Konzerte, die sind bereits auf dem Weg nach Hause vergessen, und es gibt solche, an die man sich noch nach Jahren erinnern wird. Zu den letzteren darf mit Sicherheit ein Doppelkonzert mit Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“ gezählt werden, das jetzt zum 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima und der Befreiung der Konzentrationslager veranstaltet wurde. Eingeladen hatten die Musikfestspiele Saar 2005 zunächst in das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und einen Tag später in die Kathedrale von Verdun. Überzeugte bereits das Konzert in der eher technisch-industriellen Atmosphäre des einstigen Stahlriesen an der Saar, erlebten mehr als 1000 Zuhörer in der völlig ausverkauften gotischen Basilika Notre Dame in der Weltfriedenshauptstadt Verdun eine gefühlsbetonte musikalische Sternstunde. Dies war vor allem der inzwischen weithin gelobten Einstudierung der äußerst anspruchsvollen Totenmesse des italienischen Komponisten zu verdanken, die dem Speyerer Domkapellmeister Professor Leo Krämer bereits während der Internationalen Musiktage Speyer viel Beifall und Anerkennung eingebracht hatte. Auch in der großen Kathedrale von Verdun gelang Leo Krämer eine ungewöhnlich eindringliche Wiedergabe von wundervoller Musik voller tiefgründiger Wirkung. Wie bereits bei den Konzerten im Dom zu Speyer grenzte die exzellente Beherrschung der gewaltigen Raumakustik schon an Zauberei. Da dem Domkapellmeister mit seinem Speyerer Domchor, dem Chor der Saarländischen Bachgesellschaft und dem Philharmonischen Chor an der Saar ein seit Jahren eingespielter Chorapparat zur Verfügung stand, waren die fein austarierten Piano-Stellen ebenso ein Teil des plastisch hörbaren Chorklangs wie die eruptiven Ausbrüche des Verdi’schen Monumentalwerks.
Dies war auch sicher der besonders sensiblen Orchesterbehandlung zu verdanken, so dass das Orchestra Filarmonica Italiana di Piacenca durch sein ausdifferenziertes Musizieren zu einer intensiv erlebbaren Klangarchitektur beitrug.
Obwohl die Totenmesse rein konzertant aufgeführt wurde, bot sie Gelegenheit zur spirituellen Versenkung. Mit dem Erlösungsgedanken im Vordergrund wurde aus dem Totengedenken in der Kathedrale von Verdun angesichts dieser Musik auch eine Messe für die Lebenden. Dies war natürlich auch ein Verdienst der Solisten Sabine Hogrefe (Sopran), Susanne Schaeffer (Alt), Ki-Chun Park (Tenor) und Siegmund Nimsgern (Bass), die mit ihren Stimmen zu einem ganz besonderen Kunstgenuss betrugen.
Bereits zu Beginn der Veranstaltung hatte mit dem Staatsphilosophen Professor Alfred Grosser ein ganz großer Europäer mit aufrüttelnden Worten an die Vernunft der Menschen appelliert, um in Frieden und Freiheit die Zukunft der Weltgemeinschaft mitzugestalten. Einem vereinten Europa falle dabei eine besondere Rolle zu – aber nur einem Europa der Menschen und nicht der Bürokraten. Eine deutliche Aussage, die besonders beim französischen Publikum auf viel Beifall stieß. „Nur gemeinsam können wir es schaffen, zukünftig in Frieden und Freiheit zu leben.“ Dem weltweiten Terrorismus, wie jüngst in London geschehen, müsse dabei eine kompromisslose Absage erteilt werden.
Kunst und Kultur böten, so der Deutsch-Franzose Alfred Grosser abschließend, die beste Chance, den Weg in die Zukunft zu finden. Dabei käme gerade der Musik durch ihre Universalität eine besondere Bedeutung zu.
Und genau in diesem Sinne erlebten die Zuhörer in der Kathedrale von Verdun, aber auch die Sängerinnen und Sänger aus Speyer einen Konzertabend von europäischer, vielleicht sogar von historischer Dimension.

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