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* Leckereien aus Urgroßmutters Kochbuch nachgekocht

07.09.07 (Reilingen)

Freunde Reilinger Geschichte hatten zum beliebten Kochnachmittag ins Heimatmuseum eingeladen
„Das Kartoffelschälen hat echt Spass gemacht, aber noch besser war das Aprikoseneis, das wir gerührt haben.“ Die zehnjährige Johanna strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihre verschmierten Hände an der viel zu großen Kochschürze abrieb. Die umstehenden Buben und Mädchen stimmten kräftig nickend zu, konnten aber mit ihrem vollen Mund nur wenig sagen. Die kleinen, runden Husarenkrapfen schmeckten ja auch zu gut. Und auch die Kartoffelsuppe mit viel Gemüse hatte die fast 40 Kinder beim Ferienprogramm im Reilinger Heimatmuseums kräftig zulangen lassen.
Seit vielen Jahren ist das Kochen wie zu Urgroßmutters Zeiten ein Renner im Kinderferienprogramm der Spargelgemeinde. Für die Freunde Reilinger Geschichte aber zugleich immer wieder eine Herausforderung, nach kindgerechten neuen alten Rezepten zu suchen. Und damit die Kinder diese aus Großmutters Kochbuch auch lesen konnten, gab es zunächst von Philipp Bickle eine Einführung in die für die heutige Generation längst unbekannte deutsche Schrift. Und Museumsleiterin Hildegard Bickle wusste zu berichten, dass einst die empfindlichen Lebensmittel in einem Eisschrank lagerten, der mit den im Winter gebrochenen Eisstücken der Kraichbach bestückt wurde. Diese lagen im alten Reilingen bis in den Sommer gut gekühlt im örtlichen Bierkeller, zwei Stockwerke unter der Erde.
Mit dem gleichen Eis wurden einst auch Speiseeis und Gefrorenes hergestellt. Ungläubig verfolgten die Kinder das Thermometer, als dem Roheis in einem Zuber Salz zugesetzt wurde – um es noch kälter werden zu lassen. Und tatsächlich wurden wenig später minus 20 Grad angezeigt. Die historische Gefrierbüchse aus dem Museum wurde schnell mit der durch ein Haarsieb gestrichene Aprikosen-Zucker-Schlagrahmmasse befüllt und in das langsam tauende Eis gestellt. Mit einer Handkurbel rührten die Jungköche abwechselnd die Masse bis zum Stocken. Als fast nichts mehr ging, war es endlich soweit: Das Reilinger Aprikoseneis von anno dazumal war fertig – und schmeckte so gut, dass selbst die später eintreffenden Eltern noch die Büchse und Rührbesen mit viel Genuss abgeleckten.
Naschen war auch bei den anderen Jungköchen angesagt, denn der Teig der Husarenkrapfen schmeckte auch in ungebackenem Zustand einfach gut. Kein Wunder, kamen doch auf 190 Gramm Mehl gleich zwei Eigelb, 120 Gramm Butter und 65 Gramm Zucker. Und obendrauf eine kräftige Portion Himbeermarmelade.
Nachdem die Kartoffel geschält und die „Gellerieben“ geputzt waren, hatten die Kinder während des Garens des Gemüses genügend Zeit, zusammen mit Otmar A. Geiger das Heimatmuseum zu besuchen. Ganz nach dem Motto des Nachmittags wurde zunächst der alte Tante-Emma-Laden mit seinen unzähligen Schubladen und Leckereien besucht. Nach dem „Einkauf“ ging es dann weiter in die Museumsküche, wo nicht nur die Kaffeebohnen geröstet werden mussten, sondern in einem Holzfass auch die frische Butter gestoßen wurde.
Als der Geruch der fertigen Kartoffelsuppe durch die Räume zog, ging es zurück in den alten Tanzsaal des „Löwen“, wo bereits Walter Astor darauf wartete, den Kindern die Suppenteller zu füllen und kräftiges Bauernbrot auszuteilen.
Als dann im Raum nur noch das Klappern der Löffel zu hören war, war das für die Freunde Reilinger Geschichte wieder einmal der Beweis, dass auch Kinder von heute gerne mal das essen, was schon die Urgroßmutter auf den Mittagstisch brachte. Manch eine Mutter hörte den Wunsch ihres Kindes dann mit Verwunderung, doch auch mal so eine gute Kartoffel-Gemüsesuppe zu kochen. „Wenn ich das doch nur auch so könnte“, war mehr als einmal im Selbstgespräch so mancher Mutter ganz leise zu hören … (og)

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