Kurpfalz Regional Archiv

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Mittelalterliches Treiben eine Bereicherung und Augenweide

13.06.10 (Hockenheim)

Mittelalterdorf rund um die Stadtkirche / Lagerleben und buntes Treiben in den Marktgassen / Einer der Höhepunkte des 8. Hockenheimer Handwerker- und Bauernmarktes
Weithin ist der metallische Klang einer Schmiede zu hören. Aber wo soll es heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, in der Rennstadt noch so eine antiquierte Werkstatt geben? Neugierig folgt man dem Klang, um schließlich in der Parkanlage der evangelische Stadtkirche zu landen. Verwundert wird sich dort am vergangenen Wochenende so mancher Besucher des Handwerker- und Bauernmarktes – und vor allem in den Nachtstunden so mancher Spätheimkehrer – bei diesem Anblick die Augen gerieben haben: Eine wahrhaftige und lebendige mittelalterliche Zeltstadt war hier quasi über Nacht entstanden. Und mittendrin eine Schmiede mit glühenden Kohlen und einem Amboss. Der muskulöse Schmied mit einem verwilderten Aussehen lässt den schweren Hammer auf den Amboss fallen, um ein Stück Eisen zu schmieden, so lange es noch heiß ist. Neugierig verfolgen viele Augen dieses Tun und so manches Kind fragt neugierig bei seinem Vater nach, was denn der „dreckige Mann“ dort eigentliche mache. Da auch viele der jüngeren Eltern keine oder nur wenig Ahnung vom früheren Leben haben, zuckt der Befragte zunächst unwissend mit seinen Schultern. „Der schmiedet gerade ein Schwert“, weiß ein älterer Zuschauer zu berichten. Noch kann man es nicht glauben, dass aus diesem rotglühenden Eisen mal ein richtiges, und vor allem glänzendes Schwert werden soll. Da aber nur wenige Schritte daneben eine Vielzahl dieser Waffen an einem hölzernen Gestell hängen, muss es wohl so sein.
Als die Schläge des Schmiedes verstummen, ist der leise Klang von Trommeln, Pfeifen und eines Dudelsacks zu vernehmen. Vor einem weiteren Zelt im weiten Rund haben sich einige Frauen und Männer zusammengefunden, um gemeinsam auf Instrumenten des 12. Jahrhunderts zu musizieren. Und nur einen Steinwurf weiter lagert eine Großfamilie um die Feuerstelle. Man trinkt aus hölzernen Humpen oder Hörnern, isst aus getöpferten Schalen oder nagt genussvoll an einem Knochen. Und viele Kinder beobachten fasziniert, wie sich einige ihrer Zeitgenossen auf der anderen Seite der Hecke mit einem alten Mutspiel auf einem Holzstamm vergnügen. Sogar Bruchenball, eine Mischung aus Hand- und Fußball, wird gespielt. „Das muss ein gemütliches Leben gewesen sein“, stellt eine Besucherin bei diesem beschaulichen Anblick fest. Ein paar Schritte weiter wird dieser Eindruck aber schnell relativiert. Ein Mann sitzt gefesselt in der Schandgeige und muss den Spott der Umstehenden ertragen. Wenig später wird er auf Befehl des Marktheroldes sogar noch geteert und gefedert. Die vielen Besucher des Mittelalterlagers rund um die Stadtkirche können so nebenbei auch erfahren, dass eine „leichte Kampfausrüstung“ mit Brustpanzer, Kettenhemd und Helm so um die 40 Kilogramm wiegt.
Was die Bruchsaler Ritterschaft, die Gruppe „Der Hof“ aus Ketsch, die „Freien Lanzen“ aus Rheinhausen-Oberhausen, „Der Hof“ aus Ketsch, der „Clan des Jadedrachen“ aus Hockenheim, die „Brüder des Wolfes“ aus Kirrweiler, die „Bewahrer des alten Pfades“ aus Reilingen, die „Rheinland-Wikinger“ aus Lambsheim und die Gruppe „Schuster, Heiler & Brauer“ aus Bubenheim, aber auch die vier Musiker von „Halitus Exprementes“ anlässlich des 8. Handwerker- und Bauernmarktes boten, war nicht nur sehens-, hörens- und erlebenswert, sondern auch die ideale Ergänzung einer gelungenen Marktveranstaltung im Herzen der Rennstadt.

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