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Schon im Mittelalter ein Wirtschaftsfaktor

18.05.99 (Brauchtum & Tradition, Handel & Handwerk)

Herbstmesse seit 1245 in Speyer: Zuerst Warenmessen, dann Jahrmarkt
Messen gibt es schon seit dem Mittelalter – damals freilich nicht mit Fahrgeschäften mit waghalsigen Überschlägen und Drehungen, sondern als Jahrmärkte mit Vorführungen und außergewöhnlichen Darbietungen. Und noch früher waren es reine Waren- und Verkaufsmessen. Seit jeher ist damit die Messe auch mit dem Handel verbunden. Für die ländliche Bevölkerung waren die städtischen Märkte einst die einzige Gelegenheit, sich mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. In den wenigsten Dörfern gab es einen Kaufmannsstand, so sind die Menschen aus der Umgebung zur Herbstmesse in die Städte gekommen, um dort ihre Besorgungen für den Winter zu machen. Der Messe-Sonntag ist schon traditionell der Einkaufssonntag in Speyer. Auch der Mantelsonntag hat damit genau wie die Speyerer Herbstmesse eine jahrhundertelange Tradition.

1245 besiegelte Kaiser Friedrich II. dem Stadtrat die Handels- und Messerechte. Diese haben Speyer zu einem blühenden Handelszentrum der mittelalterlichen Welt gemacht. Im gleichen Jahr wurde erstmals die Herbstmesse gefeiert. Sie war für die Wirtschaftskraft Speyers von großer Bedeutung. Zunächst begann das Herbstspektakel mit 15-tägiger Dauer am Fest der Apostel Simon und Judas (28. Oktober). Händler aus der näheren Umgebung boten Waffen, Siebe, Steingeschirr, Messer, Scheren, Kämme und Bürsten auf der Krämerstraße (Maximilianstraße) an.
Schon damals hatten findige Wirtschaftsförderer gute Ideen: Der Stadtrat informierte alle Städte und erließ den Schaustellern – damals noch Kaufleute – die zur Messe kamen, den „halben Zoll“, um einen Anreiz zu schaffen. Kaufleute aus der Nähe wie etwa aus Trier oder Köln erhielten weitere Vergünstigungen.
Seit die Herbstmesse besteht, war ihr Gelingen untrennbar mit dem Wetter verbunden. Mit ihm stand und fiel der Erfolg. Oft musste das Ereignis wegen schlechten Wetters verlegt werden. Deshalb bestimmte Kaiser Ludwig der Bayer 1330, dass sie um zwei Monate vorverlegt und um drei Wochen verlängert wird. Kaiser Friedrich verlegte sie erneut, weil zur gleichen Zeit in der Gegend Messen abgehalten wurden, die der Speyerer Konkurrenz machten, auf den 29. September, St. Michaelis. Seitdem hieß die Herbstmesse „Michaelis-Messe“. 1569 verkürzte der Rat die Messe auf zwei Wochen, sie dauerte nun vom 6. bis 20. Oktober.
Mit der Zeit wurden die Küstenorte immer wichtiger, Speyer verlor hingegen an wirtschaftlicher Bedeutung. Viele Kaufleute kamen gar nicht mehr in die Domstadt oder brachen ihre Stände frühzeitig ab. Nachdem der Pfälzische Erbfolgekrieg die Messe-Entwicklung unterbrochen hatte, beschloss der Rat 1706, sie künftig versetzt mit der in Worms abzuhalten, um sich gegenseitig keine Konkurrenz zu machen.
Seit dem 17. Jahrhundert ist überliefert, dass auch Glücksspiele angeboten wurden und Gaukler ihre Künste darboten. So wurden etwa Seidentücher, Silberbecher oder ein Ochse als Hauptgewinn einer Verlosung angepriesen. 1811 schließlich wurde unter er französischen Besatzung die Herbstmesse auf drei Tage verkürzt und in einen Jahrmarkt umgewandelt. Die Warenmesse fand damit ihr Ende.
Der Mantelsonntag knüpft an diese Tradition wieder an. Im 19. Jahrhundert wurde der Jahrmarkt erweitert, immer mehr Beschicker kamen mit ihren Schießbunden und Karussells nach Speyer und bauten sie auf dem Königsplatz (seit 1836) auf. Die Verkaufsbuden hingegen wurden auf der Hauptstraße errichtet.
Seit 1991 wurde ein Krammarkt fest auf der Herbstmesse etabliert. Die Zahl der Schausteller stieg von durchschnittlich 60 in den letzten acht Jahren auf heute etwa 90. Entsprechend stieg die Zahl der Attraktionen.
Traditionell gab es in Speyer gleichzeitig zwei verkaufsoffene Sonntage – zur Frühjahrs- und Herbstmesse. Vor 30 Jahren wurde dann der im Frühjahr abgeschafft und der Mantelsonntag eingeführt. Seitdem kommen viele Besucher auch aus dem badischen Raum, um sich nicht nur mit einem Mantel für die kalte Jahreszeit einzudecken.
Trotz schlechten Wetters, noch mehrerer Versuche, die Messe zu verlegen und zu verkürzen und Konkurrenz, hat die Herbstmesse bis heute überlebt. 1995 feierte sie ihr 750. Jubiläum. Und Speyer als Messestandort ist beliebter denn je.
Quelle: unbekannt

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