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* Altes Handwerk wurde wieder lebendig

09.04.09 (Reilingen)

Schuhmacherei-Thementag im Heimatmuseum lockt viele Besucher an / Neues Präsentationskonzept der „Freunde Reilinger Geschichte“ kommt an
Wie spannend ein Ausflug ins Reilinger Heimatmuseum werden kann, wurde erst jetzt wieder den vielen Besuchern bewusst, die den Thementag zur Geschichte der Schuhmacherei nutzen, um dieses altes Handwerk einmal genauer kennenzulernen. Der Andrang war so groß, dass es in den verschiedenen Räumen auf den beiden Etagen zeitweise recht eng zuging. Wie bereits vor vier Wochen, als verschiedene Formen von Stiefelknechte im Mittelpunkt des Interesses standen, wurde auch dieses Mal deutlich, dass mit dem neuen Präsentationskonzept der „Freunde Reilinger Geschichte“, monatliche Thementage im Heimatmuseum durchzuführen, weitaus mehr Menschen dazu zu begeistern sind, einmal einen Blick in die dörfliche Vergangenheit zu werfen. Mit Peter Hartmann stand ein gelernter Schuster und Spross einer alteingesessenen Reilinger Schuhmacherfamilie den ganzen Nachmittag über im Mittelpunkt des Geschehens. Vor allem viele Familien kamen in die Museumsräume, um ihren Kindern einmal zu zeigen, wie noch zu Omas und Opas Zeiten die Schuhe hergestellt wurden. Da Peter Hartmann viele Fragen zu beantworten musste, und Museumsleiterin Hildegard Bickle eine aussagekräftige Bildersammlung zu diesem Thema zusammengestellt hatte, wurde den interessierten Besuchern schnell bewusst, dass auf den Schuhmacher dereinst viel mehr Aufgaben zukamen, als nur die Herstellung und die Reparatur von Schuhen. Da er letztendlich auch ein Maßschuhmacher war, standen zunächst die Kundenberatung zur Furnituren- und Passformberatung, sowie zur Schuh- und Lederpflege im Vordergrund. Erst wenn alle Fragen zur Zufriedenheit der Kunden beantwortet waren, konnte auch an die Schuherstellung und den Verkauf gedacht werden. „Wohl niemand außer dem Schuster hatte sowohl von der handwerklichen Seite als auch hinsichtlich fußorthopädischer Fragestellungen und andere die Schuhtragepraxis betreffenden Faktoren so viel Fachwissen“, verdeutlichte Peter Hartmann die Bedeutung des alten Berufes. Da die Schuhe und Stiefel damals noch sehr teuer waren, mussten sie oft ein Leben, zumindest aber über viele Jahre hinweg getragen werden. Und da war handwerkliche Qualitätsarbeit gefragt. „Um derartige Aufgaben auch wirklich verlässlich erfüllen zu können, bedurfte es einer soliden Ausbildung, mehrjähriger Erfahrung und nicht zuletzt auch einer gewissen Liebe zum Beruf.“
Vorgestellt wurde am Thementag aber auch das für die Schuhherstellung benötigte Handwerkszeug. Überrascht stellten die Museumsbesucher fest, dass sich dies eigentlich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Lediglich durch moderne Maschinen ergänzt, gehören noch immer Hammer und verschiedene Zangen, aber auch Spezialwerkzeuge wie das Kneipmesser (zum Beschneiden der Sohlen und Absätze), die Raspel (für das Bearbeiten der Sohlen und Absätze) oder der Täcksheber (zum Rausziehen der Nägel) zum Handwerkszeug eines Schuhmachers. Peter Hartmann erklärte aber auch, was es mit einem Spitzknochen, der Querahle oder den Stahl- und Schweinsborsten auf sich hatte. Und warum in der historischen Schuhmacherei im Reilinger Heimatmuseum ein paar Glasscherben scheinbar nutzlos herumliegen, weiß man nun auch: Sie wurden für das Entfernen des überstehenden Leders verwendet.
Ob des Besucherandrangs hatten auch Otmar Geiger, Philipp und Hildegard Bickle als Museumsführer alle Hände voll zu tun, um durch die Räume und Ausstellungen des Museums im historischen Wirtshaus „Zum Löwen“ zu geleiten. Ob nun in der dörflichen Wohnung um 1900, der alten Frisörstube, dem Tante-Emma-Laden oder in der Schulstube, der Ausflug in die Vergangenheit faszinierte. Und dank des Thementages lernten die großen und kleinen Besucher nicht nur ein alter Handwerk wieder kennen, sondern es wurde ihnen auch bewusst, warum gute Schuhe nicht nur viel teuerer sind, sondern auch viel länger getragen werden können.

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