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Bauern und Bergleute bereicherten den Weihnachtsmarkt

28.11.07 (Brauchtum & Tradition, Handel & Handwerk)

WeihnachtsmarktViele Städte in Deutschland erfreuen sich einer großen adventlichen Tradition
Vor der Marienkirche und der Pfarrkirche St. Petri in Hamburg lagen um 1150 große Marktplätze. Dort boten Bauern ihr Obst und Getreide, Handwerker ihre Erzeugnisse und Fischer ihren Fang zum Verkauf an. Die Franziskaner des St. Johannis-Klosters fertigten Rosenkränze und Kreuze an, schnitzten an kalten Dezembertagen kleine Marienfiguren – nicht zu verwechseln mit den später gefertigten Krippenfiguren – und zogen kunstvolle Wachskerzen, deren Zahl den eigenen Bedarf weit überschritt. Bald mischten sich die Frommen unters Volk, stellten ihre Waren an einem Stand aus und waren dankbar, wenn sie dafür Abnehmer fanden. Ihre Kunden bezahlten bar und erhielten zusätzlich Gottes Segen aus berufenem Munde. Dass gleich daneben Bäcker ihre Semmeln und Metzger ihre Würste verkauften, störte niemanden. Diese Mischung aus weltlichem Geschäft und sakralem .Angebot gilt als der Anfang aller Weihnachtsmärkte.

Zu der Zeit waren Weihnachtsbäume, vergoldete Nüsse und Christbaumschmuck oder gar Lametta und Glaskugeln noch unbekannt. Ein bemerkenswerter Weihnachtsgottesdienst des Heiligen Franziskus von Assisi mit den Bewohnern des Dorfes Greccio fand 1223 in den Sabiner Bergen statt und beeinflusste die Märkte der Umgebung. Um den Gläubigen die Geburt Christi verständlicher zu machen, bestellte Franziskus bei einem Holzschnitzer eine Miniaturkrippe samt Ochs und Esel, baute sie in der Kirche auf, ließ Mitglieder der Gemeinde stellvertretend für Josef, Maria und die Hirten auftreten und veranschaulichte so den Gläubigen das Ereignis. In den Kirchen der Umgebung folgten die Priester seinem Beispiel. Das Wort „Krippe“ ist germanischen Ursprungs und bedeutet „Flechtwerk“. Natürlich war damit die Futterkrippe im Kuh- oder Pferdestall gemeint.
Christen im späten Mittelalter fanden sich zu Mysterienspielen zusammen, schlüpften dabei maskiert in die Rollen biblischer Personen und zeigten sich in dieser Aufmachung auf den Marktplätzen. Das Christuskind wurde manchmal durch eine Puppe ersetzt, wie im „Beurener Weihnachtsspiel“ mit den betenden Hirten vor der Krippe. Das im 13. Jahrhundert von Chronisten erwähnte „Sankt-Galler Spiel von der Kindheit Jesu“ begann mit den Worten: „Laßt uns nach Bethlehem gehen und schauen, was uns der Engel verkündet hat“ (Lukas 2/15).
In Dresden backten die Bäcker den beliebten Weihnachtsstriezel – einen Kuchen mit Rosinen – und verkauften ihn in der Vorweihnachtszeit. Der Striezelmarkt, der schon 1434 erwähnt wurde und viele kauf freudige Kunden anlockte, war sehenswert, weil vor dem Rathaus die ersten „Weihnachtskrippen“ mit Ton- oder Holzfiguren aufgestellt wurden. „Die heilige Familie samt Ochs und Esel“ erregte unter der frommen Bevölkerung des Umlandes Aufsehen. Im Erzgebirge lebten arme Bauern und Bergleute, die sich ein Zubrot verdienen wollten. Sie schnitzten und bemalten die Figuren und verkauften sie in der Vorweihnachtszeit.
Auf den Märkten vor den Kirchen trat der Nikolaus auf, der danach von Haus zu Haus ging und den Kindern in seinem Sack Süßigkeiten, Spielzeug und Puppen mitbrachte. Die Eltern verheimlichten den Kindern, dass die Geschenke vorher auf dem Markt eingekauft und dem „Nikolaus“ zugesteckt worden waren.
Ab 1535 erwähnen Chronisten im süddeutschen Raum das „heilige Christkind“, das in der Weihnachtszeit zu den Menschen kommt und ihnen die frohe Kunde der Geburt des Heilands überbringt. Begleitet wurde es vom Nikolaus oder von Knecht Ruprecht. Diese beiden waren es, die braven Kindern Geschenke brachten und bei unfolgsamen die Rute schwangen.
Ein Chronist berichtete 1729 vom Weihnachtsmarkt in Berlin: „Zwischen all den prächtigen Bauten liegt der Weyhnachts-Markt. Nachdem Friedrich Wilhelm I. am Heiligen Abend die auf dem Weyhnachts-Markt feil gestellten Sachen in den Boutiquen in Augenschein genommen . . . ließ er hernach verschiedene Kostbarkeyten und allerhand Spielsachen nach dem Schlosse bringen.“
Als im 17. Jahrhundert vereinzelt und im 18. Jahrhundert vermehrt die ersten Tannen in die Häuser gebracht und geschmückt wurden, erhielt das Christkind neue Kompetenzen. Es brachte künftig auch den Weihnachtsbaum. In Gestalt eines Engels – so erklärten es die Eltern ihren Kindern – kommt es „alle Jahre wieder“ durch die geöffneten Tore des Himmels zur Erde. In Nürnberg trat das von einem Mädchen dargestellte „Christkind“ öffentlich in Erscheinung. Der Platz, auf dem es sich in der Vorweihnachtszeit zeigte, war von da an kein gewöhnlicher Weihnachtsmarkt, sondern der Christkindlmarkt.
Ein Datum dafür ist nicht überliefert worden. Erstmals erwähnt der Altdorfer Professor Christoph Wagenseil den Christkindlmarkt zu Nürnberg im Jahre 1697. Schon damals muss das Warenangebot vielfältig gewesen sein, denn neben Tannenverkaufsständen boten Puppenhändler, Töpfer, Drechsler, Zinngießer, Schneider und Riemner ihre Erzeugnisse zum
Verkauf an. Das muss sich gelohnt haben, denn auch rund dreißig Jahre später herrschte auf dem Christkindlmarkt zu Nürnberg außergewöhnlich reges Jahrmarkttreiben. Bäcker und Lebzelter brachten ihre eigenen Backwaren auf den Markt. Da gab es den leckeren Lebkuchen, der mit Honig zubereitet wurde, und den Pfefferkuchen aus Zuckerteig mit Trieb, Gewürzen und Fruchteinlagen.
Immer häufiger reisten Gäste aus fernen Gegenden an, um hier ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Zeitungen berichteten 1737: „140 Verkäufer haben allhier ihre Buden aufgestellt und bieten alles an, was das Christkind unter den Tannenbaum legt. Es duftet nach Bratwürsten und Zukkerwerk.“ Viele Eltern bummelten mit ihren Kindern von Stand zu Stand, hörten, was die Kleinen sich wünschten und kamen tags darauf wieder auf den Markt, um deren Wünsche nach Möglichkeit zu erfüllen.
Einige Familienbetriebe im Thüringer- und Bayerischen Wald stellten um 1750 erstmals auch nussgroße Christbaumkugeln her: „Betritt man eine dieser Arbeitsstätten, so findet man den Familienvater mit einem oder mehreren Söhnen am Bläsertisch sitzen. Der Bläser nimmt ein Glasrohrteilchen mit Mundstückaufsatz, erhitzt es bis zum Glühen, setzt dann den Mund an und bläst den glühenden Teil zu einer Kugel oder einem birnenförmigen Glaskörper auf. In die Kugeln füllen die Töchter des Familienvaters eine Lösung aus salpetersaurem Silber, Ätzkali und Milchzucker, schütteln sie danach in heißem Wasser, bis sich das Silber gleichmäßig an der Innenfläche niederschlägt.“
Die fertigen Glaskugeln mussten zu den Weihnachtsmärkten gebracht werden. Es war keinesfalls so, dass die Kaufleute sich die Ware abholten. Für die Glasbläser war der Transport der zerbrechlichen Ware oft schwieriger als ihre Herstellung. Verluden sie auf Pferdewagen, dann liefen sie auf den holperigen Straßen Gefahr, mit lauter Scherben am Bestimmungsort anzukommen. Also verpackten sie die zerbrechlichen Kugeln einzeln in Stroh und legten sie in Rucksackkörbe. Im November machten sich Gattinnen, Töchter und Mägde zu Fuß auf den Weg und trugen die Körbe auf dem Rücken in die oft weit entfernte Stadt. Wenn ein Kaufmann die Ware abnahm, dann hatten sie Glück. In der Regel ließen sie sie bei einem „Verleger“, der die Ware übernahm und an seine Kunden lieferte.
Sein Geschäft blühte, weil die Frauen nicht lange um den Preis feilschen konnten. Sie mussten heim, denn der Winter stand vor der Tür. Die Erzeugnisse fanden bald auch reißenden Absatz auf den Weihnachtsmärkten in Prag, Wien, Salzburg, München und Nürnberg. Auch in anderen großen Städten belebten sie das Geschäft der Weihnachtsmärkte. Auf dem Platz vor der beeindruckenden Kulisse der ortseigenen Kirche reihten sich die bunten Stände mit Waren aller Art aneinander und bildeten eine Verkaufsgasse, die Kunden anlockte.
Der Weihnachtsmarkt in Frankfurt  wurde immer bedeutender. Die „Begleiter des Christkinds“ erhielten dort neue Betätigungsfelder. In der Regel waren es junge Burschen, die sich freiwillig mit einem Pelz oder einem alten Mantel verkleideten und Äpfel und Nüsse an die Kinder verteilten. Um sie besser kenntlich zu machen, schickten die Stadtväter ihre Nikoläuse in roten Mänteln und mit langen Bärten auf den Markt. In deren Säcken steckten Geschenke, die so manchen Hersteller wohlhabend und so manches Kind glücklich machten. Sie traten aber auch in Bürgerfamilien auf.
Auf dem Weihnachtsmarkt vor der Reinoldi-Kirche in Dortmund wurden 1872 genau 265 Stände aufgebaut. Das Angebot an Tannen, Lametta und Gebäck war besonders groß. Anders als bei den Bretterbuden von heute rammten die Schausteller vier Pfähle in die Erde, spannten ein buntes Tuch darüber und stellten einen Tisch auf, der ihre Ware aufnahm. „Die Menschen drängen und eilen, die Wagen rasseln und dröhnen, und all das Gewimmel strömt auf den Weihnachtsmarkt, zu den Spielsachen aus Holz und Blech, zu den Imbiß- und Getränkebuden.“
Die Leipziger Illustrierte Zeitung berichtete 1895 über den Christkindelmarkt in München: „Vor dem Karlsthor bietet sich jedem Käufer eine reiche Auswahl von Tannen an. Fünf Pferdebahnlinien führen hierher und bringen in stets vollbesetzten Wagen die Bewohner der verschiedenen Stadtteile auf den Christkindelmarkt. Entlang der Stände bewegt sich ein endloser Menschenschwarm. Jeder, der da eiligen Schrittes sich durch das Gewühlt hindurchwindet, hat danach etwas heimzutragen für seine Lieben.“
Bei den Preisen, die der „Weihnachtsmann“ für Geschenke zu zahlen hatte, konnten die Armen nicht immer mithalten.
Quelle: unbekannt

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