Kurpfalz Regional Archiv

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Burggelände wird bis September zu einem Archäologiepark

18.07.12 (Reilingen)

Lehrgrabungen der Universität Heidelberg haben begonnen / Wissenschaft und Heimatforschung erhoffen sich aussagekräftige Funde / Ehemaliger Mühlkanal wird wieder freigelegt
Seit über 250 Jahren schlummern die Überreste der ehemaligen Burg Wersau auf einem Gelände südöstlich von Reilingen im Erdreich, jetzt sollen sie wieder an die Oberfläche geholt werden. Hatten die Bodenfunde der beiden ersten Grabungskampagnen des Landesamtes für Denkmalpflege in den Jahren 2010 und 2011 bereits für Aufsehen gesorgt, erhofft sich die Heimat- und Burgenforschung jetzt entscheidende Hinweise über die tatsächliche Größe und Bedeutung der im Mittelalter für die Region so wichtigen Burganlage. Möglich machen dies die jetzt begonnenen archäologischen Grabungsarbeiten der Universität Heidelberg, die genau genommen, damit wieder an den Ursprung ihrer Geschichte zurückgekehrt ist. Schließlich wurde die Genehmigung zur Gründung der ältesten deutschen Universität Heidelberg von den Gesandten des Papstes Urban VI. nicht in der kurpfälzischen Residenzstadt am Neckar an Kurfürst Ruprecht I. überreicht, sondern am 24. Juni 1386 auf der Burg Wersau.
Nach intensiven Vorgesprächen und mehreren Begehungen des Geländes konnte mit Professor Dr. Thomas Meier ein Experte für die Geschichte und Archäologie des Früh- und Hochmittelalters in Mittel- und Westeuropa dazu gewonnen werden, seine universitären Lehrgrabungen in den kommenden Jahren auf der Burg Wersau durchzuführen. Für Reilingen und die Erforschung der regionalen gleich ein doppelter Gewinn, denn bei den anstehenden Arbeiten sollen nicht nur Mauer- und Fundamentreste einer der größten mittelalterlichen Burganlage im Rhein-Neckar-Raum freigelegt werden, sondern auch der sie umschließende Naturraum mit einbezogen werden. Für Professor Meier eine angenehme Herausforderung, denn gerade die Archäologie sozialer Raum- und Landschaftskonstruktionen, sowie die damit verbundenen Mensch-Umwelt-Beziehungen gehören zu seinen Spezialgebieten. „Die Grabungsarbeiten im Bereich der Burg Wersau und die naturhistorisch bedeutsamen Kisselwiesen bis hin zum Adamsbühl bieten eine seltene Gelegenheit, Wissenschaftstheorien zwischen Kultur- und Naturwissenschaften mit Leben zu erfüllen.“
Um den ehemaligen Gebäuden und Festungsanlagen auf die Spur zu kommen, wurde jetzt damit begonnen, denn früheren Mühlkanal der Schlossmühle wieder freizulegen. Dank der Vorarbeiten des Vermessungsingenieurs Richard Weber vom Arbeitskreis Burg Wersau des Heimatvereins „Freunde Reilinger Geschichte“, aber auch den Ergebnissen einer Lehrvermessung durch Dr. Carsten Casselmann vom Zentrum für Altertumswissenschaften der Universität Heidelberg und seinen Studenten (wir berichteten), war es für den Reilinger Baggerfahrer Alfred Schwarz bisher kein Problem, den im Jahre 1868 angelegten Kanal wieder punktgenau auszugraben. Da es sich bei der Auffüllmasse um Material aus den 1950er und 1960er Jahren handelt, besteht an dem Aushub zunächst nur wenig wissenschaftliches Interesse. Dennoch werden sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Arbeitskreises Burg Wersau mit diesem Erdreich beschäftigen, um auch sicher zu gehen, dass ja keine noch so wichtigen Spuren und Hinweise verloren gehen. Zugleich wird man aber in den kommenden Wochen auch die Grabungsarbeiten im Bereich der ehemaligen Wirtschaftsgebäude fortsetzen, wo gerade in den letzten Wochen wieder massive Mauerfunde zu verzeichnen waren. Spektakulär vor allem deswegen, weil sie nicht bekannt waren.
„Die Wersau ist immer wieder für eine Überraschung gut, wir erwarten in den kommenden Wochen weitere großartige Funde, die die mächtige Burganlage noch ein Stück lebendiger werden lassen“, freut sich auch Bürgermeister Walter Klein auf die Ergebnisse der Lehrgrabung der Universität Heidelberg, die zunächst bis zum 8. September dauern wird. Da zeitgleich auch die Grabungsarbeiten im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege weitergehen, haben interessierte Besucher in den kommenden Wochen die seltene Gelegenheit, archäologische Grabungsarbeiten direkt vor Ort mitzuverfolgen. Von dienstags bis samstags wird das Burggelände quasi zum „Archäologiepark Wersau“, wo ein spannendes Stück badisch-pfälzischer Heimat- und Burgengeschichte so richtig erlebbar wird.

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