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Das Jagdschloß Hirschbühl im Auwald

23.08.98 (Burgen & Schlösser)

Die Rheinuferlandschaft des 16. Jahrhunderts ist mit dem
Rheinufer von heute nicht mehr zu vergleichen. Dichte Auenwälder
bildeten einen nahezu undurchdringlichen Grüngürtel. Lediglich zu
Jagdzwecken wurde der wildreiche Auwald genutzt. Vor allem die
Kurfürsten schätzten diese Gebiete ob der Artenvielfalt und der
damit verbundenen Jagderfolge.

In einer Flußschlinge nordöstlich des Dorfes Friesenheim (heute
ein Stadtteil von Ludwigshafen), die später durch die
Rheinbegradigung durchschnitten wurde, erbaute man 1556 das
Jagdschloß Hirschbühl. Von diesem Gebäudekomplex gibt es heute
nur noch eine skizzenhafte Darstellung auf einer Rheinkarte von
1580, denn das Schloß wurde 1622 während des Dreißigjährigen
Krieges zerstört und im 19. Jahrhundert führte das neue Rheinbett
über die Ruinen oder knapp daran vorbei. Die wenigen Überreste
wurden dann beim Bau der BASF endgültig abgetragen und aus dem
einst artenreichen Auwald wurde eine Industrielandschaft.

Erhalten aber ist eine ausführliche Inventarliste und
Beschreibung des Jagdschlosses Hirschbühl, so daß man sich noch
heute ein recht gutes Bild von der Anlage nahe des Rheines machen
kann. Das Hauptgebäude war dreistöckig errichtet worden und
erhielt weitere Neben und Wirtschaftsgebäude. In jedem Stockwerk
gab es sieben Räume, die Gemächer des kurfürstlichen
Herrscherpaares lagen im Mittelgeschoß. Die Räume der Angehörigen
und der persönlichen Diener konnten über einen langen Gang
erreicht werden.

Das Erdgeschoß war den Jäger und Fischern vorbehalten, aber auch
die Silberkammer war dort untergebracht. Darin wurde das
wertvolle Geschirr aufbewahrt, das von einem eigenen
„Silberknecht“ bewacht wurde. Im Obergeschoß waren die Diener und
die Jagdgesellschaft untergebracht. Dazu hatte man 15 Betten
aufgestellt. Die Einrichtung war einfach und wenig bequem. Von
Luxus keine Spur. Selbst im Zimmer des Kurfürsten gab es
lediglich einen Kachelofen, einen Tisch mit Bank und ein
Himmelbett als äußeres Zeichen seiner Würde. An den Wänden hingen
zehn Hirschgeweihe. Die Schloßküche war auf größere Gelage
vorbereitet, denn die Jagdbeute wurde zu dieser Zeit meist
gleich an Ort und Stelle verzehrt.

Für seine Jagdleidenschaft besonders bekannt war Pfalzgraf Johann
Casimir. Der „Jäger aus Kurpfalz“ war im Schloß Hirschbühl ein
häufiger Gast. Aus den Jahren 1582, 1585 bis 1589 sind seine
Schießregister noch erhalten. Der Pfalzgraf führte über seine
Jagden und die Jagdergebnisse genau Buch. So ist unter dem
Eintrag vom 11. September 1585 zu lesen, daß er an diesem Tag
sechs Hirsche erlegte: zwei in der Nähe des Jagdschlosses, vier
während einer anschließenden Treibjagd in der weiter nördlich
gelegenen Petersau.

Die Jagdsaison um das Schloß Hirschbühl war kurz und dauerte nur
von Ende August bis Mitte September. Aber diese knapp drei Wochen
nutzten die Jagdgesellschaften ausgiebigst. Immerhin galt der
Auwald als eines der besten Jagdreviere in der ganzen Kurpfalz.

Quelle: unbekannt

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