Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Die Ritter ohne Burg

23.08.98 (Geschichte allg.)

Für knapp vier Jahrhunderte gab es in der heutigen Pfalz ein
Rittergeschlecht, das als die „Ritter von Friesenheim“ in die
Geschichte der Kurpfalz einging. Die Wurzeln dieser Familie sind
im Worms des 12. Jahrhunderts zu finden, wo sie als Ratsherren
wichtige Posten in der bischöflichen Stadtherrschaft einnahmen.
Als Ministeriale gehörten sie zum Niederadel, der vor allem zu
dieser Zeit versuchte, dem Geburtsadel ebenbürtig zu werden.

Um 1200 übertrugen die Grafen von Lauffen, die ihren Sitz auf dem
Dilsberg am Neckar hatten, ihren linksrheinischen Besitz als
Lehen den Wormser Adeligen. Da diese noch keinen herrschaftlichen
Familiennamen hatten, nannten sie sich nach ihrem Lehensbesitz
„Ritter von Friesenheim“. Da sie im Ort selbst keinen Wohnsitz
hatten, blieben sie weiter Bürger von Worms. Die Stadt aber
mußten sie 1233 nach einem heftigen Streit zwischen Bischof und
Bürgerschaft mit diesem als dessen Gefolgsleute verlassen. Sie
verdingten sich als Burgsmannen des Bischofs von Speyer und
bewohnten die Kropsburg auf den Höhen der Haardt zwischen St.
Martin und Edenkoben.

Dieses „Asyl“ schien aber nur von kurzer Dauer gewesen zu sein,
denn bereits ein Teil der nächste Generation der „Ritter von
Friesenheim“ tauchte wieder in alten Wormser Urkunden auf, wo sie
ihre alten Stellungen in der städtischen Verwaltung wieder
eingenommen hatten. Der Frieden dauerte bis 1340: Erneut kam es
zu Auseinandersetzungen zwischen Bischof und Stadt. Die
Streitereien hatten zur Folge, daß Johannes von Friesenheim vom
Papst in den Bann gesetzt wurde. Der Familie blieb nichts anderes
übrig, als Worms wieder zu verlassen. Johannes, Ritter von
Friesenheim, trat in den Dienst des Kurfürsten von der Pfalz und
wurde zum Burgmann in Wachenheim bestellt.

Die einst in Worms ansässige Familie hatte sich so in den Jahren
auf drei Linien aufgeteilt, die in Worms, Wachenheim und auf der
Kropsburg wohnten. Nur noch die Wormser Linie nannte sich „von
Friesenheim“, die anderen hatten längst den Namen ihres neuen
Wohnortes angenommen.

Das Friesenheimer Lehen gehörte inzwischen der Kropsburger Linie
der Familie. Da sich diese intensiv um ihren südpfälzischen
Besitz kümmerte, verkaufte man um 1280 den für sie entfernt
gelegenen Besitz in Friesenheim, der so an die Grafen von Dürn
fiel. Diese hatten die Dilsberger Grafschaft geerbt. Den Besitz
in Friesenheim verkauften sie an König Rudolf von Habsburg
weiter, der ihn dann 1288 den Pfalzgrafen bei Rhein weitergab.

Das Geschlecht der „Ritter von Friesenheim“, die dort nie eine
Burg hatten oder residierten, starb 1532 mit dem Tod der letzten
Familienangehörigen, der Elsa von Wachenheim, aus.
Das Erbe einer Nonne

Lange Zeit bevor es die Stadt Ludwigshafen gab, gab es den
heutigen Stadtteil Friesenheim als selbständige Gemeinde. Das
Dorf scheint während der fränkischen Landnahme um 500 gegründet
worden zu sein, denn der Name der Siedlung deutet auf einen
fränkischen Sippenführer namens Friso hin, der in der Nähe des
Rheins einen Gutssitz, also das „Heim des Friso“ anlegte.

Zur gleichen Zeit kamen auch andere Adelsfamilien in die Region
und siedelten sich zusammen mit ihren Leibeigenen an. Aus einer
dieser Familien entstammte eine Nonne namens Hitta, die der
Siedlung zur ersten urkundlichen Erwähnung verhalf. Am 17. März
771 vermachte Hitta nämlich ihren gesamten Besitz, den sie von
ihrem Vater geerbt hatte, dem Kloster Lorsch.

Im Urkunden und Besitzbuch des Reichsklosters, dem „Codex
Laureshamensis“ ist die Schenkung wie folgt beschrieben: „Meine
Schenkungen befinden sich im Wormsgau und zwar in den Gemarkungen
Friesenheim, Mundenheim, Hemshof und in Karlbach. Ich übergebe
alles, was mir rechtlich aus der väterlichen Erbschaft
zugeflossen ist, nämlich Hofstätten, Felder, Wiesen, Weiden,
Wege, Wälder, Weinberge, Wohnhäuser und sieben Hörige …“

Die eigentliche Besitzgeschichte Friesenheims bleibt für
Jahrhunderte kompliziert, denn teilweise gehörten Güter dem
Kloster Lorsch, aber auch Besitzungen des elsässischen Klosters
Murbach, des Bistums Worms, der Salier und der Grafen von Lauffen
sind nachweisbar. Sicher ist nur, daß der Ort im 13. Jahrhundert
an die Pfalzgrafen fiel, als der linksrheinische
Herrschaftsbesitz vergrößert wurde. Bereits durch Kaiser
Friedrich Barbarossa hatten die Pfalzgrafen einen Teil des
salischen Erbes erhalten, darunter auch die Herrschaftsrechte und
Güter in Friesenheim. Überhaupt kam dem Dorf eine besondere
Bedeutung zu, denn es lag nahe am Rheinübergang, der besonders
gesichert war.

Pfalzgraf Ludwig II. übernahm 1288 den ehemaligen Lehnsbesitz der
Ritter von Friesenheim, zu dem 1291 auch noch die Gerichtsbarkeit
über das Dorf hinzu kam. Friesenheim gehört damit zum
eigentlichen Grundbesitz der Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten
in der Pfalz, der auch kontinuierlich in deren Eigentum blieb.

Quelle: unbekannt

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