Kurpfalz Regional Archiv

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Die Mannheimer Hofkapelle im Zeitalter Carl Theodors

02.11.97 (Musik, Kunst & Kultur, Personalia)

„Kein Orchester der Welt hat es je in der Ausführung dem Mannheimer zuvorgethan. Sein Forte ist ein Donner, sein Crescendo ein Catarakt, sein Diminuendo  ein in die Ferne hinplätschernder Krystallfluss, sein Piano ein Frühlingshauch“, urteilte der Literat Christian Daniel Friedrich Schubart, während sich Friedrich Klopstock durch die Mannheimer Hofkapelle gar in die „Wollüste der Musik“ gehoben sah.
Nüchterner dagegen die Einschätzung eines Fachmannes in Sachen Musik: Der fürstbischöfliche Hofkapellmeister Leopold Mozart berichtete 1763 nach einem Konzert in der Schwetzinger Sommerresidenz nach Salzburg: „… das Orchester ist ohne widerspruch das beste in Teutschland.“
Überhaupt blickte das musische Europa bewundernd an den kurpfälzischen Hof, wo Kurfürst Carl Theodor die besten Instrumentalvirtuosen und Komponisten für sein Orchester verpflichtet hatte. Die Ansammlung von außerordenlichen Talenten war so groß, daß der englische Musikgelehrte Charles Burney nach einem Besuch am Mannheimer Hof von einer „Armee von Generälen der Musica“ sprechen konnte  ein Ensemble voller Virtuosität und kompositorischer Kompetenz.
Schon unter Carl Theodors Vorgänger Carl Philipp waren Musiker aus der schlesischen Residenz Breslau und Innsbruck, wo Carl Philipp als kaiserlicher Statthalter residiert hatte, in die kurfürstliche Kapelle gekommen. Zudem fanden die Düsseldorfer Instrumentalisten, darunter zahlreiche Holländer, nach dem Tod des kurfürstlichen Bruders Johann Wilhelm Brot und Arbeit am kurpfälzischen Hof. Zudem verdeutlichten französische und elsässische Namen die enge Verbindung nach Zweibrücken und zu dessen Herzog Christian IV..
Der Glanz der kurfürstlichen Residenzen Mannheim und Schwetzingen verblaßte jäh, als in der Silvesternacht 1777 ein reitender Bote aus München die Nachricht vom Tod des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern überbrachte. Noch im Morgengrauen des neuen Jahres brach Carl Theodor nach München auf, um das Erbe seines Vetters anzutreten. Der Hof und mit ihm das Orchester folgten bald darauf.
Für 35 Jahre war die Kurpfalz ein musikalischer Mittelpunkt Europas gewesen. Die „Mannheimer Schule“ wurde zu einem Begriff in der Musikgeschichte. Einzigartig für diese Zeit waren Organisation und Disziplin des Orchesters. Ein Nicken des Kopfes, ein Zucken des Ellenbogens des „Instrumentalmusicdirectors“ Christian Cannabich reichte aus, um eine präzise Ausführung der Kompositionen zu gewährleisten.
Wie er war auch der böhmische Konzertmeister Johann Stamitz ein Violinvirtuose ersten Ranges. Er führte  was heute selbstverständlich ist  einen einheitlichen Bogenstrich und das gleichzeitige Einsetzen des Orchesters ein. Virtuosen und Komponisten waren auch unter den ungewöhnlich stark besetzten Bläsern, wo von 1758 an (in der allgemeinen
Orchestergeschichte sehr früh) auch Klarinetten zu finden waren, für die sich der junge Mozart bei seinen Schwetzinger (1763) und Mannheimer Aufenthalten (1777/78) besonders interessierte.
Als einer der bedeutendsten Oboenvirtuosen seines Jahrhunderts komponierte der bereits zur zweiten Generation der Hofmusiker gehörende Ludwig August Lebrun, Sohn eines aus Brüssel zugewanderten Oboisten, fast ausschließlich Konzerte für dieses Instrument und konnte diese durch die Gunst des Kurfürsten in ganz Europa zur Aufführung bringen.
Carl Theodor liebte sein Orchester und ließ sich diese Liebe auch etwas kosten. Als 1778 die Hofkapellen von Mannheim und München zusammengeführt wurden, lagen die Einnahmen der Kurpfälzer um etwa ein Drittel höher als die ihrer bayerischen Kollegen . . .                                   og

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