Kurpfalz Regional Archiv

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Frauen waren beim Festumzug nicht zugelassen

22.04.10 (Reilingen)

120 Jahre TBG Reilingen / Ein Blick in die wechselvolle Geschichte
Der Turnerbund „Germania“, mit über 1300 Mitgliedern der größte Verein in Reilingen, wurde am 10. August 1890 im „Pfälzer Hof“, dem heutigen „Reilinger Hof“, gegründet und kann in diesem Jahr sein 120-jähriges Bestehen feiern. Der von einer größeren Zahl engagierter Männer ins Leben gerufene Sportverein führte bereits acht Tage nach der Gründung seine erste Versammlung ab, um einen Turnrat zu wählen. Zugleich wurden die örtlichen Statuten festgelegt und der Beitritt zur Deutschen Turnerschaft beschlossen. Die Ziele des jungen Vereins waren klar und deutlich: „Frei von politischen und konfessionellen Bindungen erstrebe man größte körperliche Leistungsfähigkeit, verbunden mit sittlichen Wollen zu ethischer Handlung“.
Die erste Zeit war nicht einfach, von den Vereinsmitgliedern wurden große Anstrengungen abverlangt. So ging der erste Turnwart, Peter Schneider, jeden Sonntag mit einigen Aktiven zu Fuß nach Speyer, um sich bei den dortigen Turnern Anregungen für die Arbeit im heimischen Turnerbund zu holen. Außerdem besuchte man regelmäßig die Turnstunden beim TV 1886 Hockenheim.
Als der TBG 1891 dem Rhein-Neckar-Turngau beitrat, konnten die Reilinger Turner bereits die ersten Erfolge bei Gauturnfesten nachweisen. Dies und das weitere Aufblühen des Vereins führte dazu, dass auch beim Jahngau Schwetzingen, dem späteren Pfalzturngau, die Mitgliedschaft beantragt wurde.
Mit der Durchführung des Gauvolksturnfestes hatte der Verein 1906 eine große Aufgabe zu bewältigen. Wegen des Dauerregens mussten die einzelnen Wettkämpfe in die Reilinger Wirtshäuser verlegt werden. Ob der weiteren positiven Aufwärtsentwicklung sowie vielen sportlichen Erfolge wurde der TBG Reilingen 1911 mit der Durchführung des Gauturnfestes des Badischen Pfalzturngaues beauftragt. Die Sitten und Gebräuche waren damals streng. So mussten die Turner beim Festumzug in Viererreihen militärisch marschieren – und den Frauen war die Teilnahme an der Veranstaltung untersagt.
Nach dem ersten Weltkrieg musste der TBG neu aufgebaut werden. Im Jahr 1922 wurde eine Damenturnriege im Verein gegründet, ein Jahr später wurde dem Turnerbund vom Badischen Domänenamt ein Turnplatz zugewiesen, der im Dezember 1928 nach langer Bauzeit endlich eingeweiht wurde. Vor allem dem damaligen Vorsitzenden, Hauptlehrer Karl Kollmannsperger, war es zu verdanken, dass die Platzanlage zu einem Schmuckstück für die ganze Spargelgemeinde wurde. Diese Anlage wurde 1941 dem Verein wieder entzogen und für die „kriegswichtigere“ Landwirtschaft nutzbar gemacht. Bereits 1937 war der TBG während der Nazidiktatur mit dem SC 08 zur „Sportgemeinde“ gleichgeschaltet worden – eine Zwangsgemeinschaft, die erst am 13. August 1948 aufgehoben wurde.
Der Turnerbund entwickelte unter seinem Vorsitzenden Georg Michael Sturm sportliche und kulturelle Aktivitäten, die das Gemeindeleben prägten. Die inzwischen zurück gegebene Sportplatzanlage wurde in vielen Arbeitsstunden wieder hergerichtet und am 3. August 1952 ihrer Bestimmung übergeben. Der lang ersehnte Wunsch nach einer eigenen Turnhalle wurde 1958 Wirklichkeit. In viel Eigenarbeit wurde hinter dem Gasthaus „Hirsch“ eine Scheune umgebaut, in der fortan ein reger Sportbetrieb herrschte. Zum 75-jährigen Vereinsjubiläum erhielt die Turnhalle 1965 endlich eine Heizung, und ein Jahr später wurde dem bisherigen Umkleide- und Geräteraum auf dem Sportplatz ein Anbau mit Dusch- und Toilettenräumen angefügt.
Mit der Einweihung der Gemeindesporthalle (1971) wurden sämtliche Vereinsaktivitäten dorthin verlegt und die Trainingsstätte in der Ortsmitte aufgegeben. Mit dem Einzug in die neu erstellte Fritz-Mannherz-Halle verzeichnete der Verein zugleich einen bedeutenden Mitgliederzuwachs. Neu gestaltet wurde auch der Sportplatz, der von einem Sandplatz in einen Hartplatz mit 400-m-Bahn sowie einer Weitsprung- und Kugelstoßanlage umgebaut wurde.
Auch zum 120-jährigen Jubiläum hat der Turnerbund einen großen Wunsch: Da die bisherige Sportplatzanlage in weiten Teilen nicht mehr den Erfordernissen der heutigen Zeit entspricht (und auch großteils für verbandsweite Sportwettbewerbe nicht mehr zugelassen ist), hoffen die Mitglieder mit ihrem Vorsitzenden Dieter Hopf, dass sich nach langen Jahren des Wartens doch bald die Möglichkeit ergibt, in Reilingen eine moderne und den Wettkampfrichtlinien entsprechende Sportanlage zu erhalten. „Vielleicht klappt es ja zum 125. Geburtstag im Jahre 2015.“

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