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Hockenheim hatte keinen Gründervater Hoggo

19.11.10 (Hockenheim)

Heimatforscher Otmar Geiger widerspricht den heimatgeschichtlichen Darstellungen von Horst Eichhorn / Sich an Fakten orientieren / Wie soll der Platz um die Hockenheimer Zehntscheune heißen?
Den Wunsch, dem Platz rund um die wieder errichteten Zehntscheune einen passenden Namen zu geben, sei verständlich und nachvollziehbar – nicht jedoch die Argumentation für einen „Hoggo-Platz“. Der Historiograph und langjährige Heimatforscher Otmar Geiger kann vor allem kein Verständnis für die Argumentation von Horst Eichhorn aufbringen, denn die Auffassung, dass ein Mann namens „Hoggo“ der Gründervater von Hockenheim sei, sei zwar eine schöne Geschichte, müsse aber in die Welt der Legenden verwiesen werden. Diese Deutung stamme aus einer Zeit des wachsenden Heimatbewusstseins und Nationalismus, und wurde immer wieder ungeprüft übernommen. Richtig sei, so Geiger weiter, dass der Raum Hockenheim bereits sehr früh besiedelt wurde, mit Sicherheit aber nicht von einem Siedler mit dem Namen „Hoggo“.
Heimatforschung sei heutzutage mehr als nur ein Ab- und Weiterschreiben schon bekannter Quellen, oder das Zusammenfassen von eigenen Vorstellungen oder Wunschgedenken. Als inzwischen seriöser Zweig der wissenschaftlichen Geschichtsforschung gelte die ganze Aufmerksamkeit den Archiven und archäologischen Bodenfunden. Die rheinfränkische Sprachforschung verstehe bereits seit Jahren unter dem Begriff „hoggo“ ganz einfache Haken, wie sie in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft bereits seit vielen Tausend Jahren im Einsatz sind.
Völlig falsch sei aber die Darstellung, dass dieser frühe Siedler bereits die „Infrastruktur“ der damaligen Zeit genutzt habe. Bezogen auf den Kraichbach und die Überreste der ehemaligen Römerstraße von Neuenheim nach Speyer wäre diese Annahme richtig gewesen, aber nicht mit dem Hinweis auf zwei Handelsstraßen. „Die genannten Handelsstraßen gab es zur Zeit der frühen Siedler im sechsten und siebten Jahrhundert überhaupt noch nicht“, weist Geiger darauf hin, dass deren Verlauf und Bedeutung erst mit dem 12./13. Jahrhundert belegbar sind. Außerdem gab es durch das junge Ochinheim nur eine Handelsstraße, und zwar die, die von Frankfurt in Richtung Basel führte. Diese entsprach dem Verlauf der alten Römerstraße und entspricht noch heute in etwa der Heidelberger Straße und Teilen der alten Rennstraße stadteinwärts. Die weitaus bedeutsamere „Kaiserstraße“ von Prag über Nürnberg und Wimpfen habe aber über Reilingen und Rheinhausen nach Speyer geführt.
Falsch ist außerdem die Annahme, die frühen Siedler hätten sich im Bereich der heutigen Zehntscheune niedergelassen. Archäologisch, wie archivarisch ist nämlich seit Jahren bereits nachgewiesen, dass der Siedlungskern im Bereich der heutigen Mühlstraßen lag. Strittig sei zudem bis heute, wo die erste Kirche dieser Siedlung gelegen haben mag. Sicher ist nur, dass der Friedhof im Bereich des heutigen Sparkassengebäudes gefunden wurde, und die erste nachweisbare Kirche auf dem Gelände des ehemaligen „Unteren Freihofes“ stand. Dort sei aber erst gebaut worden, nachdem der Besitzer ohne direkte Erben im 13. Jahrhundert verstorben war. Nach der Teilung des Geländes wurde neben der Kirche dort ein Gast- und Wirtshaus errichtet, dessen Tradition im Hotel „Zur Kanne“ bis heute fortbesteht.
Welche offizielle Bezeichnung der Platz um die Zehntscheune zukünftig haben wird, sei zwar Sache der städtischen Gremien, aber auch er könne sich gut einen Namen oder Begriff aus der Hockenheimer Stadtgeschichte vorstellen. Otmar Geiger: „Da gibt es viele Möglichkeiten, aber den Begriff Hoggo zu nehmen, wäre ob der historischen Fakten sicher die unpassendste Lösung.“ (red)

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