Kurpfalz Regional Archiv

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* Sich auf Knien rutschend dem Dom genähert

15.08.07 (Speyer)

Stimmungsvoller Rückblick auf das Hochfest Mariä Himmelfahrt in Speyer
Weithin sind an diesem Morgen die Glocken des Kaiserdomes zu hören. Fahnen wehen sacht im Wind. Ihre Farben Gelb, Blau und Weiß spiegeln sich im Glanz des Himmels wider. Es ist ein wunderbarer Sommertag, es ist der 15. August – Mariä Himmelfahrt. Für Speyer, zumindest für die Katholiken, ist dieser Tag ein ganz besonderer Tag. Für das romanische Gotteshaus sogar der höchste Feiertag im ganzen Jahr. Seit über 1000 Jahren kommen an diesem Tag die Menschen in großer Zahl in den altehrwürdigen Mariendom, um die Gottesdienste zu besuchen, oder ihre Wünsche, Sorgen, Hoffnungen im Gebet vorzubringen. Selbst im aufgeklärten 21. Jahrhundert sind alle vier heiligen Messen, aber auch die Vesper und die Marienfeier gut besucht, beim Pontifikalamt mit Weihbischof Otto Georgens sind keine Plätze mehr frei.
Seit dem Jahr 614 gibt es Bischöfe in Speyer, seitdem steht das Bistum Speyer unter dem Patronat von Maria, der Gottesmutter. Und noch ehe der seit 1030 errichtete Dom zur kaiserlichen Grablege wird, haben die salischen Herrscher auch die neue Kathedralkirche unter den besonderen Schutz der Mutter von Jesus Christus gestellt.
Schnell wird Speyer zu einem außergewöhnlichen Marienwallfahrtsort. Zu Zehntausenden pilgern die Gläubigen bereits im Mittelalter in den Dom, bevölkern an diesen Wallfahrtstagen die freie Reichsstadt. Wenn auch immer wieder im Streit mit den Bischöfen und dem Klerus, lebt die „Metropolis germaniae“ eben auch als Domstadt von den Pilgern. Das Geschäft mit den Devotionalien und anderen Erinnerungsstücken blüht, die Wirtshäuser sind überfüllt, Bier und Wein laufen nahezu ohne Unterlass aus den Fässern. Kerzenzieher und Lebküchner, Schneider und Schuhmacher haben alle Hände voll zu tun. Zu Fuß, mit dem Schiff, beritten oder in Kutschen erreichen die Pilger die ummauerte Stadt. Deren 24 Kirchen, aber auch die 68 Türme der Stadtbefestigung sind weithin zu sehen. Es muss für die Menschen von damals ein erhabener Blick gewesen.
Zurück im Hier und Heute hat sich eigentlich gar nicht soviel geändert. Die vielen PS in den Autos haben zwar die Pferdestärken von einst längst abgelöst – aber noch immer gibt es Pilgergruppen, die an Mariä Himmelfahrt zu Fuß oder mit dem Rad zur Patronae Spirensis in den Dom wallfahren. Sie kommen vor allem aus der vorderpfälzischen Nachbarschaft, aber auch im Altbistum jenseits des Rheins hat sich die Pilgertradition zum Mariendom bewahrt.
Bereits am frühen Morgen sind fast 200 Frauen, Männer und Kinder aufgebrochen, um sich gemeinsam aus dem Badischen „ihren“ Dom zu besuchen. Eigentlich wollen sie wie in der Vergangenheit mit der Fähre von Rheinhausen über den Strom setzen, das Hochwasser macht ihnen aber einen Strich durch die Rechnung. Also erreicht man über die Rheinbrücke Speyer, wo alle Parkplätze um diese Zeit bereits voll belegt sind. Auch hier dominieren die Kennzeichen „vun de anner Rhoiseit“.
Wie früher haben die Menschen prächtige Feldblumensträuße oder Kräuterbüschel mit dabei, denn diese werden traditionell an diesem Tag geweiht.
Einen ungewohnten Anblick bietet eine Gruppe polnischer Katholiken, die ihre Besichtungsreise durch Süddeutschland bewusst in Speyer unterbrochen haben, um hier den Gottesdienst am höchsten kirchlichen Feiertag ihrer Heimat zu besuchen – und den Spuren ihres unvergessenen Papstes Johannes Paul II. zu folgen. Und sie machen sich den Weg zum Dom nicht einfach: Sie nähern sich auf Knien dem Mariendom, erklimmen so den Domberg. Die Treppen vom Parkplatz beim alten „Gasthaus zum Halbmond“ werden so für kurze Zeit wieder zu den historischen Domstaffeln, auf denen sich vor Jahrhunderten die Pilger ebenfalls auf den Knien rutschend auf den Dom zubewegten.
Viele der polnischen Wallfahrer sind ergriffen vom Pontifikalamt, lauschen bewegt der Musik des Domchores, der Dombläser und von Domkapellmeister Prof. Leo Krämer an der Orgel.
Mariä Himmelfahrt wird so für ganz Speyer und die umliegenden Gemeinden zu einem ganz besonderen Tag, der am Abend schließlich besonders stimmungsvoll mit einer Marienfeier und einer anschließenden Lichterprozession ausklingt. In der einbrechenden Nacht erstrahlt nicht nur der Dom im Glanz vieler Hundert Kerzen, auch in den Augen der Menschen spiegeln sich die Erlebnisse und Erfahrungen des Tages wider. Langsam wird es dann wieder ruhig rund um den Mariendom, die Nacht ist eingekehrt. Der wuchtige Kirchenbau steht wie seit mehr als 1000 Jahren – nur die Fahnen wehen noch sacht im Wind … (og)

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