Kurpfalz Regional Archiv

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* Spritzige Kerwe-Eröffnung mit Schaumbad

28.10.07 (Reilingen)

Der letzte Schlag von Bürgermeister Walter Klein saß zu gut / Gemeinderäte beobachteten aus sicherer Warte / Freibier für alle / Kinder stürmen die Karussell
Der Anstich von Festbier ist auch für den erfahrensten „Anstecher“ immer wieder spannend. Nicht nur, dass die Umstehenden neugierig auf diesen besonderen Moment einer Festeröffnung und den damit verbundenen Ausschank von Freibier warten – nein, insgeheim hoffen fast alle darauf, dass der Schlag auf den Spund wieder einmal nicht gelingen möge und, wie in diesem Fall in Reilingen, der Bürgermeister auch noch richtig nassgespritzt werde. Vorsichtshalber hatten sich also auch in der Spargelgemeinde am Samstagnachmittag zur offiziellen Kerweeröffnung die in nahezu voller Ratsstärke versammelten Gemeinderäte sichere Plätze ausgesucht, um den Fassbieranstich zwar verfolgen, im Fall des Falles das Spektakel aber auch ohne Bierdusche überstehen zu können. Entsprechend hämisch dann auch die ersten Bemerkungen aus dem Hintergrund, als Walter Klein den hölzernen Hammer in die Hand nahm, um die beste Lage auszutarieren. Aufgeregt genug war ja das Reilinger Gemeindeoberhaupt schon, denn die zum Anstich bereitgelegte lederne Brauerschürze hätte zwar einem holden Knaben den Leib vor allen Eventualitäten geschützt, nicht aber den eines ausgewachsenen Bürgermeisters. Da halfen auch alle Anpassungsversuche des sonst stets findigen Siegfried von Sagunski nicht – der Lederschurz baumelte beim ersten wuchtigen Schlag im Prinzip nutzlos vom bürgermeisterlichen Hals. Der Schlag saß, kein Tropfen oder Spritzen – deutlich enttäuschte Gesichter bei den Umstehenden. „Schade …“, war aus dem Mund eines Reilinger Gemeinderats deutlich zu vernehmen, als auch die zwei weiteren Schläge von Walter Klein genau trafen. Der Zapfen saß fest im Fass, die Zuschauer applaudierten anerkennend und Schaustellervertreter Fredy Traber, der zur Kerweeröffnung das Fass mit Bier aus bester badischer Tradition gestiftet hatte, reichte die ersten Krüge zum Befüllen. Der Reilinger Schultheiß konnte den Zapfhahn sooft öffnen und schließen wie er wollte: Aus dem Fass floss kein Tropfen Bier. Ratlose Gesichter und auch die Frage, ob denn das Fass überhaupt voll sei, machten die Runde. Keine Panik aber bei Fredy Traber, der aus seiner Tasche einen Entlüftungsspund herauszauberte und diesen entsprechend einsetzte. Wieder wurde der Zapfhahn geöffnet – aber kein Bier weit und breit. „Do musch vielleicht nochemol druffhaue, Walter“, so der spontane Rat der Bürgermeistersgattin Brigitte. Und dieser erhob den Holzhammer zu einem weiteren Schlag – traf punktgenau den Zapfen – und stand innerhalb einer Sekunde in einem Schaumbad. „Also doch …“, frohlockte es aus dem umstehenden Gemeinderat. Pech für Walter Klein: Rund um den Zapfen, der nach wie vor fest im Spundloch saß, war ja alles trocken geblieben. Nur oben aus dem Entlüftungsloch spritze der Schaum ohne Unterlass. Dies hatte erst ein Ende, als die ersten Bierkrüge gefüllt wurden. Dies war dann auch das sichere Zeichen für die Umstehenden, jetzt völlig gefahrlos ihr Freibier abholen zu können. Gemeinsam wurde auf die spritzige Eröffnung mit Schaumbad angestoßen, die Reilinger Kerwe 2007 war eröffnet. Die Karusselle begannen sich zu drehen, aus der Himalajabahn waren die ersten Discoklänge zu hören, der eine oder andere Gemeinderat wagte eine Fahrt mit den Boxautos. Und Bürgermeister Walter Klein war um eine Erfahrung beim Festbieranstich reicher. Gelassen und mit der notwendigen Portion Humor hatte er die Situation gemeistert und auf die Bemerkungen vom „Bürgermeister als Schaumschläger“ reagiert: „In Wellness-Hotels kostet ein Bierbad sonst viel Geld – bei uns in Reilingen bekommt man so etwas Gutes sogar umsonst …!“ (og)

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