Kurpfalz Regional Archiv

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* Beeindruckende Gastfreundschaft voller Herzlichkeit

06.10.09 (Reilingen)

Mezzago zeigt sich von seiner besten Seite / Nur das Beste für die deutschen Gäste / Erste Freundesbande geknüpft / Erstmals eine ökumenische Andacht in der Pfarrkirche / Tränenreicher Abschied
Der von Generationen geprägte Spruch, dass der, der eine Reise tut, auch was erzählen kann, hat auch im schnelllebigen 21. Jahrhundert noch seine Berechtigung. Längst in aller Welt unterwegs kann selbst eine kleine Wochenendreise voll von so vielen Eindrücken und Erlebnissen sein, dass es schwer fällt, diese für andere in Worte zu fassen. Mit diesem ungewöhnlichen Gefühl kehrten am frühen Montagmorgen jedenfalls die über 100 Reilinger von den Gemellaggio-Feierlichkeiten aus dem oberitalienischen Mezzago zurück in die kurpfälzische Heimat. Vor allem für die, die zum ersten Mal unterwegs waren in die neue Reilinger Partnergemeinde, wurde bereits die Anreise zu einem beeindruckenden Erlebnis. Immerhin wurden nicht nur die mächtige Schweizer Alpenwelt durchquert und das Gotthard-Massiv in einem 17 Kilometer langen Tunnel unterfahren, sondern auch die Blicke auf den Vierwaldstätter See, den Luganer See oder den Lago di Como faszinierten Augen und Sinne. Angekommen in der Poebene war dann eine gewisse Ähnlichkeit zur heimischen Rheinebene festzustellen. Nur die weithin sichtbaren Kirchtürme mit den offenen Glockenstuben passten nicht in das sonst scheinbar vertraute Bild. So hätte sich wohl keiner der Mitreisenden gewundert, wenn man beim Durchfahren der kleinen Ortschaften im Umfeld von Mailand auf Don Camillo oder Pepone gestoßen wäre. Und auch der Besuch der mittelalterlichen Altstadt von Bergamo ließ keine Zweifel daran, in einer ganz besonderen Region Italiens zu sein.
Was die Italiener, mehr noch die neuen Freunde aus Mezzago unter Gastfreundschaft verstehen, war schier atemberaubend. Allein schon der Empfang auf der Piazza Libertà war so voller Herzlichkeit als ob man sich schon seit Jahrzehnten kennen würde. Und beim sonntäglichen Stadtbummel gab es fast kein Haus oder Platz, wo den deutschen Gästen nicht Getränke oder andere regionale Köstlichkeiten angeboten wurden. Zudem für die Mezzagheser keine Frage, selbst an einem hohen kirchlichen Feiertag, dem Franziskussonntag, für die Reilinger ihre Geschäfte und Lebensmittelmärkte zu öffnen. Ein Angebot, von dem man gerne Gebrauch machte, so dass so mancher Fahrtteilnehmer mit doppelt so schwerem Gepäck die Heimreise anzutreten hatte. Die wundervollen Gerüche von Grappa, Wein, Käse, Salami oder Lorbeer-Rosmarin-Speck waren auch zu verlockend, die frischen Früchte und das Gemüse von Giuseppe Scarabelli einfach zum reinbeißen. Den engagierten Biobauer hatte man bereits vor der Marktöffnung in der Pfarrkirche Santa Maria Assunta getroffen, wo er als Vorsitzender des Kirchengemeinderates gemeinsam mit Pfarrer Don Romeo Cazzaniga eine für Italien nicht so übliche ökumenische Andacht mitgestaltet hatte. Für Mezzago selbst war es bei einer fast 100-prozentigen katholischen Bevölkerung eine Premiere, mit anderen Christen einen Gottesdienst zu feiern. Musikalisch umrahmt wurde die kurze Feier von einem spontan gebildeten Kleinchor unter der Leitung von Dr. Klaus Geng, wobei Bürgermeister Walter Klein als Gesangssolist nicht nur überraschte, sondern mit seiner (bisher leider viel zu wenig gehörten) Stimme begeisterte. Beifall gab es aber auch für den bekannten italienischen christlichen Liedermacher Giorgio Crespi, der einmal mehr zu bestätigen schien, dass einfach jeder Italiener auch ein guter Sänger ist. Diesen Eindruck bestätigten auch die Spargelbauer aus Mezzago, die mit ihren stimmgewaltig-mehrstimmigen Liedern für ein echtes Gänsehautgefühl sorgten. Und das nach einem großartigen Abendessen im historischen Palazzo Archinti, das von denselben Köchen zubereitet wurde, die sonst auch das Spargelfest bekochen.
All diese kulinarsichen Eindrücke, die Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit der Mezzagheser, das unglaubliche Engagement vieler junger Menschen ließ all die Dinge schnell wieder vergessen, die wohl unter dem anderen „typisch Italienisch“ abgehakt werden müssen. Und dass die Menschen von Mezzago über 14 Tage lang am positiven Bild der Gemeinde intensiv gearbeitet hatten, machte sich am Ende bezahlt. Der Abschied war dementsprechend herzlich, manche Träne wurde vergossen. Spätestens als der Reilinger Feuerwehrkommandant Mike Supper am den Tross begleitenden Mannschaftswagen das Blaulicht und Martinshorn einschaltete, war eine Begegnung zwei Gemeinden zwar nicht am Ende, aber für dieses Mal vorbei. Mit „Ciao Mezzago, benvenuto in Reilingen!“ wurde die neue Partnergemeinde verlassen und die ob zahlreicher Staus mehr als zehnstündige Heimreise angetreten. Während die einen versuchten, den kurzen Schlaf der festlichen Nacht nachzuholen oder einfach des Erlebte noch einmal Revue passieren ließen, verfolgten andere wiederum die mehrteilige Live-Doku-Soap um den „scharfe Eric, sein Laschder unn de Borbelschbugger“. Ein köstliches Vergnügen, das man ebensowenig missen wollte wie die Erlebnisse in der oberitalienischen Poebene.

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