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Broade Nudeln un Schbargelgmies – eine Reilinger Delikatesse

12.06.05 (Reilingen)

Treffen der Reilinger Spargelbruderschaft auf dem Wersauer Hof / Aufnahme neuer Mitglieder in erlauchten Kreis
In den Monaten Mai und Juni gehört der königliche Spargel seit Generationen zum Leben eines jeden echten Kurpfälzers. Die Zeiten, als die weißen Stangen wirklich nur vom Adel und hohen Bürgertum verkostet werden konnten, sind längst vorbei. Seit mehr als einhundert Jahren wird nämlich auch in Reilingen der Spargel angebaut und noch heute leben einige Landwirte von dieser Sonderkultur. Und die anderen, die draußen in der Feldmark ein Spargelacker haben, verdienen sich nach harter Arbeit damit noch immer ihren Jahresurlaub. Kein Wunder also, dass es seit 1990 in Reilingen eine Spargelbruderschaft gibt, die sich verpflichtet hat, den örtlichen Spargel und seinen kulinarischen Genuss stets in Ehren zu halten.
In unregelmäßigen Abständen, mindestens jedoch alle fünf Jahre, laden die „Freunde Reilinger Geschichte“ Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben zum Treffen der Spargelbruderschaft ein, um sie in den erlauchten Kreis der Spargelbrüder- und schwestern neu aufzunehmen.
In diesem Jahr traf man sich aus Anlass des 1. Reilinger Spargelmarktes erstmals im Gewölbekeller des historischen Wersauer Hofs, um die neuen Mitglieder der Spargelbruderschaft aufzunehmen.
Der Vorsitzende der „Freunde Reilinger Geschichte“ und Großmeister der Spargelbruderschaft, Philipp Bickle, freute sich über das große Interesse an der Veranstaltung und hieß Bürgermeister Walter Klein, dessen Stellvertreter Bernhard Krämer, Siegfried Heim von der Kultur- und Sportgemeinschaft, den aus Reilingen stammenden Kunstprofessor Josef Walch sowie die Delegationsmitglieder aus Mezzago besonders willkommen.
Bickle freute sich, dass der Reilinger und badischen Spargel immer bekannter und beliebter würde. Er erinnerte an die Zeiten, als sonntags von Katholiken ohne pfarrherrliche Genehmigung kein Spargel gestochen werden durften. Und wer es dann doch tat, der musste seinen Ertrag an diesem Tag im Klingelbeutel abliefern.
In seiner Ansprache erwähnte Bickle aber auch die Ernteproblematik vieler Landwirte, die trotz aller wirtschaftlichen Probleme keine einheimischen Erntehelfer finden würden. Deshalb müsse man seit Jahren auf ausländische Spargelstecher zurückgreifen, die auf den Äcker ihren Jahresurlaub verbringen würden. Für diese sei das hier verdiente Geld manchmal mehr als ein Jahresverdienst in deren Heimat.
Nach dem von Anni Dörfer vorgetragenen „Reilinger Spargellied“ dankte Bürgermeister Walter Klein der Spargelbruderschaft für die Unterstützung bei der Vermarktung des edlen Gemüses. Reilingen habe vor allem wegen des guten Bodens heute den Ruf, mit den besten Spargel anzubauen. Dies zeige sich auch darin, dass der weltbekannte Schwetzinger Spargel größtenteils von Reilinger und Neulußheimer Gemarkung stamme.
Die Aufnahmezeremonie in die Spargelbruderschaft wurde einmal in der von der historischen Kostümgruppe des Heimatvereins vorgenommen. Nach der Ankündigung des Reilinger Dorfbüttels (Fritz Anseltment) betrat der Wersauer Burgwächter (Otmar A. Geiger) das Kellergewölbe, um die Anwesenden zu ordentlichen „Hurra“-Rufe beim Eintritt des großherzoglichen Paars (Hildegard und Philipp Bickle) und deren Tochter (Sigrid Müller) zu „motivieren“.
Der Tradition der Reilinger Spargelbruderschaft folgend, legten die neuen Mitglieder zunächst das Gelöbnis auf den Reilinger Spargel ab, um dann nach einem symbolischen Ritterschlag in den Kreis der Spargelbrüder und –schwestern aufgenommen zu werden. Diese besondere Ehre wurde in diesem Jahr den bekannt-beliebten kurpfälzischen SWR-Rundjournalisten Doris Steinbeißer und Eberhard Reuß ebenso zuteil wie dem amerikanischen Gourmet-Journalisten Alexander Lobrano, Provinzialrat Vittorio Pozzati und Hans-Jürgen Berenbruch aus der italienischen Spargelpartnergemeinde Mezzago, der Geschäftsführerin des Förderkreis Spargelbau im Rhein-Neckar-Kreis, Andrea Ballreich, sowie Michael Hoffmann vom Wersauer Hof.
Zur Begleitung von Ingrid Krämer am Piano erhoben sich schließlich die Anwesenden, um mit dem „Badnerlied“ den offiziellen Teil der Veranstaltung zu beenden.
Mit „broade Nudeln un Schbargelgmies“, dem wohl ursprünglichsten Reilinger Spargelgericht, sowie unbekannten, aber überaus leckeren Spargelspezialitäten aus dem italienischen Mezzago klang das diesjährige Treffen der Spargelbruderschaft in stilvoller Umgebung genussvoll aus.

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