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Der südliche Zirkelbau des Schwetzinger Schlosses

30.11.91 (Burgen & Schlösser)

Die Zirkel in Schwetzingen wurden gebaut, weil das Schloß zu klein geworden war und ein Neubau an finanziellen Überlegungen scheiterte. Der nördliche Zirkelbau diente als Orangerie, der südliche bot sozusagen die Ersatzsäle für Feste des Hofes. Der Speise und Spielsaal erhielten daher eine besonders reiche Ausstattung, von der heute nur noch die herrlichen Stukkaturen von Guiseppe Antonio Albucci und einige der schönen, geschmiedeten Blumenlaternen vorhanden sind.
Die Planer der Zirkelhäuser waren Alessandro Galli da Bibiena und Franz Wilhelm Rabaliatti. Der nördliche Bau entstand in den Jahren 1748 bis 1750, der südliche etwas später, nämlich 1753 und 1754. Die Zirkel sind sozusagen die architektonische Fassung des Schloßgartens, dessen Anlage sich nach ihrem Halbkreis richtet. Ihre räumliche Weite, ihre klare und großzügige Bestimmtheit beeindrucken den Betrachter auch heute immer wieder. Die Arbeiten für den südlichen
Zirkel wurden am 26. Februar 1753 für 77.825 fl versteigert, und zwar an denjenigen, der am wenigsten forderte. Den Handwerkern wurden große Auflagen gemacht.
Am 30. Juli 1753 wurde dem Schloßgärtner Mourian befohlen, den Garten zwischen dem nördlichen Zirkel und der alten Orangerie (sie stand parallel zum Schloß) „alsogleich gäntzlich leer“ zu machen, damit „der Entreprenneur zu Einlegung deren nöthigen rau und gehauenen steinen, auch holz und sonstiger materialien hinlänglich raum undt platz habe“. Schon im August begab sich der Bildhauer Matthias van den Branden nach Schwetzingen, um „die sämtliche Bildthauerarbeit“ zu
spezifizieren.
Der Bau scheint gut vorangekommen zu sein, denn bereits im November berichtete Rabaliatti dem Kurfürsten, daß er „der gänzlichen Hoffnung lebe, dass er den saal samt anstossenden Theilen an dem 2teren neu erbauenden orangerie flügel zu schwetzingen künftiges frühe Jahr undt zwar Sub finem aprilis zu Ewre Churfürstl. Durchl. grösste plaisir Vollkommen Herstellen könne“.
Dieser Termin wurde dann allerdings nicht eingehalten, da noch im Juli 1754 von Bauarbeiten die Rede ist. Die endgültigen Baukosten betrugen dann 82.370 fl. Diese Abkürzung steht übrigens für rheinische Gulden. Zwar ist ein Vergleich an den Haaren herbeigezogen, trotzdem sei erwähnt, daß dieser Betrag in Mark die Summe von etwas über 140.000 Mark ergäbe. Für die Summe von 82.370 rheinische Gulden erhielt man damals rund 700.000 Pfund Fleisch oder 2,6 Millionen Pfund Brot.
erschienen: Schwetzinger Zeitung v. 30.11.1991 / Autorin: Marlies Koeller (koe)

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