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Ein reiches musikalisches Lebenswerk

08.03.07 (Hockenheim)

Neue Doppel-CD erinnert an das künstlerische Wirken von Christa und ihrem 2001 verstorbenen Mann L. Günter Mohrig / Historische Live-Aufnahmen aus den Jahren 1965 bis 1976 / Erinnerung an eine besondere Zeit in der Rennstadt
Zwei dicke Alben voll mit Fotos, die meisten davon im inzwischen schon nostalgischen schwarz-weiß, und vielen eingeklebten Zeitungsartikel liegen aufgeklappt auf einem großen Konzertflügel. Das Durchblättern geht nur langsam voran, denn jedes Foto und jeder Zeitungsausschnitt lässt scheinbar die Zeit stillstehen, ruft Erinnerungen wach. Der Klang der klassischen Musik, die den trotz des Flügels kleinen Raum dezent füllt, lässt den Gedanken freien Lauf. Dies ist die Stunde von Christa Mohrig, die in auf ihre ganz persönliche Art Einblicke gewährt in ihr über 40-jähriges künstlerisches Schaffen und Wirken.Wer kennt sie nicht in Hockenheim, jene kleine und stets freundlich lächelnde Frau, die, inzwischen über 80-jährig, bis heute aus fast keiner (kirchen-)musikalischen Veranstaltung wegzudenken ist. Musik gehört zu ihrem Leben, das sie zunächst in Dresden verbrachte. Es waren prägende Jahre, die der jugendlichen Kurrendesängerin viel vom „Dresdner Geist“ mit auf den Weg gaben: Disziplin und Durchhaltevermögen, aber auch das Streben nach Neuem.
Der Blick in die aufgeschlagenen Fotoalben erinnert daran, dass Christa Mohrig dank ihrer Ausbildung und dem Studium an der Staatsoper Dresden, bei der Gesangspädagogin Ida Schubert-Koch und Prof. Fritz Reusch, vor allem aber bei Prof. Paul Lohmann in Wiesbaden nicht nur weltweit als Sopranistin gefeiert wurde, sondern gerade auch in Hockenheim künstlerische Akzente setzte.
Gemeinsam mit ihrem Mann, dem unvergessenen Kantor L. Günter Mohrig, war sie zu Beginn der 1960-er Jahre in die Rennstadt gekommen, wo es „den Mohrigs“ dank einer gewaltigen Leistung gelang, in wenigen Jahren etwas Unnachahmliches aufzubauen – und eine ganze Generation lang das musikalische Geschehen der „Stadt im Aufbruch“ maßgeblich mit zu beeinflussen.
Prägend für das aus dem kulturellen Dornrösschenschlaf erwachende Hockenheim waren nicht nur der Aufbau der Sing- und Musikschule, auch das Hockenheimer Chorleben und das Angebot sakraler Musik erlebte eine Blütezeit. Die grandiosen Konzerte dieser Epoche sind heute noch in bester Erinnerung: Mehrmals stand „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck auf dem Spielplan, das „Deutsche Requiem“ von Brahms, die „Schöpfung“ von Haydn, die Bach’sche „Matthäus-Passion“ und sicher als einer der Höhepunkte 1986 „Stabat Mater“ von Dvorak.
„Es war eine Fügung, in meinem Mann einen kongenialen Partner zu haben“, sagt Christa Mohrig beim Betrachten der vielen Fotos. Und ihre Augen leuchten liebevoll und dankbar.
Die Musik im Hintergrund wird im Laufe des Gesprächs immer fassbarer. Deutlich ist der glänzende Sopran von Christa Mohrig zu erkennen. Jene Stimme, die viele Hockenheimer noch von den zahlreichen Auftritten in den Kirchen der Stadt, der damaligen Festhalle oder auf der Bühne im Lutherhaus kennen. Die Koloraturen, die Triller und natürlich auch das hohe C sind unvergleichlich.
Und was zu hören ist, sind tatsächlich Ausschnitte aus jenen großen Hockenheimer Konzerte. Christa Mohrig hat nämlich zusammen mit Wolfgang Schrader, der Ketscher hatte in weiser Voraussicht die Konzerte damals auf einem Tonband mitgeschnitten, die vielen Live-Mitschnitte gesichtet und die schönsten Lieder, Arien und Kantaten digitalisieren lassen. Herausgekommen ist eine Doppel-CD mit historischen Aufnahmen von Christa Mohrigs künstlerischem Wirken, zugleich aber auch eine Erinnerung an die kulturelle Blüte der Jahre zwischen 1965 und 1976. Bereits beim ersten Klang lässt den Zuhörer eine gewisse Faszination nicht mehr los. Die zum Teil über 40 Jahre alten Tonaufnahmen sind so gut erhalten und professionell abgemischt, dass sie scheinbar nichts von ihrer Qualität verloren haben. Der Gesang wird getragen von so bekannten Orchestern wie der Pfälzischen Philharmonie, dem Kantatenorchester Heidelberg oder dem Kammerorchester Heilbronn. Zu hören sind aber auch L. Günter Mohrig an der Orgel oder am Klavier, die damalige Chorgemeinschaft Hockenheim oder die Sologesangsklasse der Sing- und Musikschule, auf die Christa Mohrig auch heute noch ganz besonders stolz ist.
„Dieses Wissen, dass man etwas vollendet hat, ist wunderbar“, schaut Christa Mohrig im Gespräch mit unserer Zeitung lächelnd auf das zurück, was man längst als ein großes Lebenswerk bezeichnen kann. Und die mit Gold beschichteten CDs sollen ein Stück Hockenheimer Kulturgeschichte so nicht nur möglichst lange konservieren, sondern zugleich auch an eine außergewöhnlichen Lebensgeschichte erinnern: das musikalische Wirken von Christa und ihrem 2001 verstorbenen Mann L. Günter Mohrig.
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Die Doppel-CD „Christa Mohrig – Historische Live-Aufnahmen 1965 – 1976“ ist in einer zunächst begrenzten Liebhaber-Edition im Selbstverlag erschienen und zum Preis von 17 Euro im evangelischen Pfarramt Hockenheim oder direkt bei Christa Mohrig (Telefon 06205/4770) erhältlich. Ein Euro des Verkaufspreises ist für die Renovierung des Lutherhauses bestimmt.

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