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Erinnerungen an einen vielseitigen Wissenschaftler

19.03.06 (Hockenheim)

Sonderausstellung „Alles ist Chemie“ im Tabakmuseum eröffnet / Prof. Dr. Lothar Suhling erinnert an Justus von Liebig / Ausstellung bis 30. April 2006 zu sehen
Mit der Sonderausstellung „Alles ist Chemie“ erinnert das Hockenheimer Tabakmuseum noch bis zum 30. April an Justus von Liebig, den Wegbereiter der modernen Chemie und des biologischen Landbaus. Bereits die Ausstellungseröffnung am Sonntagvormittag machte das große Interesse an einem Wissenschaftler deutlich, der mit seinen Erfindungen und Entdeckungen die zum Teil verheerenden Hungersnöte des 19. Jahrhunderts zu verhindern versuchte. Professor Dr. Lothar Suhling, der mit einem Kurzvortrag das Leben und Werk Liebigs vorstellte, machte deutlich, dass die Entwicklungen eines Fleischextraktes, einer Suppe für Säuglinge als frühen Vorläufer der heutigen Babynahrung sowie eines wasserlöslichen Phosphatdüngers damals nicht nur für Aufsehen gesorgt habe, sondern zugleich auch die Nahrungs- und Versorgungssituation der ständig wachsenden Bevölkerung deutlich verbesserte. Der frühere Direktor des Landesmuseums für Technik und Arbeit erinnerte aber auch an viele andere Verdienste des Wissenschaftlers, der 1803 in Darmstadt geboren wurde und später in Heppenheim eine Apothekerlehre absolvieren sollte. Einen Ruf nach Heidelberg hatte der 1845 geadelte Chemiker zugunsten einer Tätigkeit an der Universität München abgelehnt, was ihn aber nicht daran hindern sollte, auch mit dem aus Hockenheim stammenden Begründer der Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG in Ludwigshafen, Friedrich Engelhorn, zusammenzuarbeiten. Professor Suhling schilderte Justus von Liebig als vielseitigen Wissenschaftler, dem noch viele weitere Erfindungen, Patente und Entdeckungen zugeschrieben werden. Die Entwicklung einer Fleischbrühe gehörte ebenso dazu wie das Backpulver, der Fotoentwickler oder die Veredelung von Stahl mit Nickel. Und mit seinem Silberspiegel-Patent revolutionierte der Chemiker die Herstellung von Spiegel.
Zur Einführung in die Ausstellung und deren Geschichte war mit Loretta Lewicki vom Internationalen Freundeskreis zur Geschichte der Naturwissenschaften die Frau des Ur-Ur-Urenkels von Justus von Liebig, Wilhelm Lewicki, in die Rennstadt gekommen. In einer kurzen Ansprache freute sie sich darüber, dass die 1998 zusammengestellte Wanderausstellung in Hockenheim nach vielen Stationen in ganz Europa nun zum 24. Mal präsentiert werde. Sei die Liebig-Ausstellung bisher vor allem in Universitäten, Hochschulen und großen Museen zu sehen gewesen, könne sich jetzt erstmals auch die interessierte Bevölkerung einer Kleinstadt intensiv mit dem Leben und Wirken Liebigs beschäftigen. „Diese Ausstellung passt in die Metropolregion, diese Ausstellung passt zu Hockenheim“, stellte Loretta Lewicki fest.
Dass die Sonderausstellung im Tabakmuseum zu sehen sei, verdanke Hockenheim dem Engagement von Professor Dr. Lothar Suhling, freute sich Alfred Rupp, der Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte. Sein Dank galt aber auch Museumsleiter Hans Christ und dessen Mitstreiter Bruno Amberger und Wolfgang Söder für den Aufbau der Ausstellung. Trotz der beengten Verhältnisse im Tabakmuseum hätten sie eine bestmögliche Präsentation erreicht.
Auf 22 großformatigen Hinweistafeln wird das Leben des Wissenschaftlers als Wegbereiter der modernen Chemie und des biologischen Landbaus von allen Seiten beleuchtet. Und die Exponate in den Vitrinen sorgten bereits während der Ausstellungseröffnung mehr als einmal für gewisse Aha-Effekte. Speisewürze, Fleischbrühwürfel oder Backpulver sind längst aus den Küchen nicht mehr wegzudenken, dass diese Produkte aber alle auf Liebigs Erfindungen zurückgehen, war doch den wenigsten Besuchern bewusst.

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