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Hockenheimer Abgesang – oder alles Ring oder was? (2)

21.08.06 ("Hoggemer Perspektiven", Hockenheim)

Auf dem Weg in die Schuldenfalle
Nein! Nein! Nein! Wer Kritik am Hockenheimring übt, muss nicht zugleich auch ein Gegner des Motodroms oder gar der Rennstadt selbst sein. Dies wird von bestimmten Kreisen zwar immer wieder gerne behauptet (auch nach dem jüngsten Bericht in der HOCKENHEIMER WOCHE), ist aber in Wirklichkeit nicht so. So sei wieder einmal daran erinnert, dass bereits im Vorfeld des Umbaus der Rennsportanlage immer wieder propagiert wurde, dass derjenige, der gegen die geplanten Umbaumaßnahmen sei, auch etwas gegen den Ring habe. Und da hatten es natürlich viele Bürger der Stadt schwer, für sich eine klare Entscheidung zu treffen. Gegen die Rennstrecke hatte man ja eigentlich nichts – wohl aber gegen die vorgelegten Umbaupläne. „Zu groß“, „zu gigantisch“ oder „größenwahnsinnig“ war vielerorts an den Stammtischen zu hören. Doch diese Stimmen waren dann in der Bürgerversammlung nicht zu hören, denn taktisch klug saßen dort – oh Wunder – fast nur die Befürworter des vom damaligen OB Gustav Schrank angestrebten Umbaus. „Unser Guschdl wird scho wisse, was fer Hoggene des Beschde isch“, galt die Parole in der Rennstadt.
Und man muss zur Schrank’schen Ehrenrettung auch sagen, dass es zum damaligen Zeitpunkt um die Formel 1 weit besser stand als heute. Schumi sorgte für volle Tribünen, das Fernsehen verzeichnete im Gegensatz zu heute Spitzenquoten. Der 30. Juli 2000 wurde zu einem Freudentag in Hockenheim, denn der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel, der zusammen mit seinem bayerischen Kollegen Edmund Stoiber Bernie Ecclestone in dessen „Residenz“ am Mobilturm besucht hatte, teilte der wartenden Journalistenschar mit, dass der Umbau des Hockenheimrings gesichert sei, das Land Baden-Württemberg werde sich finanziell beteiligen. Dass es am Ende 15,3 Millionen Euro sein werden, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Auch nicht, dass der Umbau nicht nur viele Hektar Wald verschlingen würde, sondern auch viel mehr Geld als zu diesem Zeitpunkt noch angenommen.
Aber wie konnte es nur so weit kommen? Die Botschaft von OB Schrank und den vielen Stadträten in der Gesellschafterversammlung der Ring GmbH war klar und deutlich: „Ohne Umbau keine Formel 1!“ Und um die Baumaßnahmen zu finanzieren, nahm man in Hockenheim damals gerne das Angebot von Ecclestone an, in die Veranstalterrolle des Großen Preises von Deutschland zu schlüpfen. Hatte man zuvor nur die Rennstrecke an den Formel 1-Zampano vermietet, hatte man plötzlich auch die wirtschaftliche Verantwortung zu tragen. Dies sei ein großes Glück, so Schrank damals, denn mit den Einnahmen aus dem Kartenverkauf könne der Umbau problemlos finanziert werden. Für die kritische Anmerkung in der HOCKENHEIMER WOCHE, es sei doch wohl recht riskant, einen millionenschweren Umbau mit noch nicht verkauften Eintrittskarten von zukünftigen Rennen zu finanzieren, gab es nur Schelte, Hohn und eine Rüge des OBs für die kritische Haltung.
Mit der aufwändigen Modernisierung von Strecke und Tribünen wurde Stararchitekt Hermann Tilke beauftragt, der sich darüber freute, in Hockenheim „aus dem Vollen schöpfen“ zu können.
Und damit begann das Malheur, der Anfang vom Ende wurde so langsam aber sicher eingeläutet – auch wenn es zu diesem Zeitpunkt noch keiner glauben wollte. Otmar A. Geiger (lore)
Und in der nächsten Woche lesen Sie, wie ein Experte mit bewegter Veergangenheit zwar viel Geld verdienen sollte, es bei den Baumaßnahmen aber immer teuerer wurde – und aus der Rennstadt fast eine Geisterstadt wurde …

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