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Mit einem "Kaiser auf Augenhöhe" in Diskussion treten

03.05.06 (Speyer)

Lebendige, spannende und spektakuläre Sonderausstellung im Historischen Museum der Pfalz / Speyer als Originalschauplatz der Geschichte / Ausstellung vom 6. Mai bis 15. Oktober 2006
Wohl selten zuvor war eine Präsentation im Historischen Museum der Pfalz so eng mit der Stadtgeschichte von Speyer verwurzelt, wie die Sonderausstellung über den Salierkaiser Heinrich IV. (1050 – 1106) anlässlich des 900. Todestages des berühmten Herrschers. Begriffe wie Canossa und Investiturstreit sind mit diesem Kaiser verbunden und verdeutlichen seinen lebenslangen Kampf gegen machtbewusste Päpste, aufständische Fürsten und sogar gegen seine eigene Familie. Gerade im Heinrich-Jahr wolle man sich dieser bedeutenden Person der Zeitgeschichte, mehr noch aber deren Persönlichkeit annehmen, machte gestern Vormittag Museumsdirektor Dr. Alexander Koch bei der Vorstellung der Ausstellung „Heinrich IV. – Kaiser, Kämpfer, Gebannter“ im Historischen Museum der Pfalz in Speyer deutlich. Aus einer zunächst geplanten Präsentation auf nur wenigen Quadratmetern Fläche habe sich auch dank eines engagierten und überaus motivierten Teams eine Sonderausstellung von europäischer Dimension entwickelt. „Diese Ausstellung strahlt Qualität und Tiefe aus, die unserem Haus und der Stadt Speyer zur Ehre reicht“, charakterisierte Dr. Koch die Zusammenstellung der Exponate über eine Herrschergestalt zwischen Kaiserkrone und Büßergewand.
Und in der Tat, die Sonderausstellung macht den Betrachter gleich von Beginn an neugierig. Den Spuren eines Mannes folgend, dessen Leben bewegter kaum sein konnte, taucht man zudem ein ins Mittelalter, einem ganz besonderen Abschnitt der deutschen, aber auch regionalen Geschichte.
Der 900. Todestag des Saliers, der nach seinem Kirchenbann erst im Jahr 1111 in der Domkrypta bestattet werden durfte, ist für das Historische Museum der Pfalz aber zugleich auch Anlass genug, einen gewagten Schritt zu tun: In Kooperation mit einem renommierten Wissenschaftlerteam aus ganz Europa entstand anhand modernster Computertechnik eine Rekonstruktion des kaiserlichen Kopfes. Erstmals seit neun Jahrhunderten wird es vom 6. Mai bis 15. Oktober 2006 wieder möglich sein, dem berühmten Herrscher von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. „Dies ist aber nicht nur eine spektakuläre, sondern vor allem eine wissenschaftliche Sensation“, strahlte die Projektleiterin Ellen Horstrup, die den Medienvertretern aus dem gesamten Bundesgebiet die Ausstellung vorstellte. Beeindruckend ist aber nicht nur die Kopfrekonstruktion des berühmten Herrschers, sondern auch die Vielzahl von Ausstellungsstücke, die zu großen Teilen aus dem persönlichen Besitz oder seinem direkten Umfeld stammen. Dass viele Exponate zum ersten Mal oder nach sehr langer Zeit wieder öffentlich gezeigt werden, macht diese Sonderausstellung nicht nur für Historiker und Geschichtsfreunde besonders sehenswert. Und auch den berühmten „Gang nach Canossa“ kann der Betrachter nachvollziehen: entweder aus der Sicht Papstes oder in der Person von Kaiser Heinrich in der Büßerrolle.
Das Leben des Saliers lassen auch sechs multimediale Informationsstationen wieder lebendig werden. Hier werden die Ausstellungsbesucher mitgenommen auf eine Zeitreise in das 11. Jahrhundert. Sie lernen dabei einen Menschen kennen, der Höhen und Tiefen durchlebte wie kaum ein anderer mittelalterlicher Herrscher vor und nach ihm.
„Wir hoffen auf ein interessiertes, aber auch kritisches Publikum“, gibt sich Museumsdirektor Dr. Alexander Koch optimistisch, um mit einem „Kaiser auf Augenhöhe“ in eine Diskussion über eine ganz besondere Zeit zu treten. Und zwar direkt dort, wo er lebte und herrschte, und noch heute begraben liegt: in Speyer.
Einem Originalschauplatz der Geschichte und der jetzt gezeigten Exponate. „Lebendiger, spannender und spektakulär kann eine Ausstellung nicht sein.“ Eine Einschätzung, der nichts mehr hinzuzufügen ist.

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