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Statt Zivildienst ein Freiwilliges Soziales Jahr

02.09.06 (Reilingen)

TBG Reilingen bietet eine der 60 Einsatzstellen in Baden-Württemberg / Erstmals auch ein dörflicher Verein mit dabei / Jonas Golz ist Reilingens erster FSJler / TBG sucht noch Sponsoren und Förderer für das FSJ-Projekt
Der TBG Reilingen ist einer der wenigen Sportvereine im Land, bei denen junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) leisten können. Mit Unterstützung von Bürgermeister Walter Klein wurde im größten Verein der Spargelgemeinde eine Stelle geschaffen, wie sie einmalig in einer Gemeinde in der Größenordnung von Reilingen ist. Gestern trat Jonas Golz seinen Dienst in seinem Heimatverein an. Als aktiver TBG-Handballer war der 19-jährige Reilinger auf der Suche nach einer Alternative zum Zivildienst eher zufällig auf das FSJ gestoßen. „Eigentlich wissen noch viel zu wenige Sportler von der Möglichkeit, in einem Sportverein als Alternative zum Zivildienst ein freiwilliges soziales Jahr ableisten zu können“, bedauert Jonas Golz wohlwissend, dass es in ganz Baden-Württemberg nur 60 dieser Stellen gibt.
Dass in Reilingen eine FSJ-Stelle geschaffen werden konnte, ist vor allem dem Engagement des TBG-Vorsitzenden Dieter Hopf zu verdanken. Dieser hatte bei einer Verbandssitzung das Projekt kennengelernt und zurück in Reilingen seine Vorstandskollegen davon überzeugt, doch auch bei der TBG in Reilingen eine FSJ-Stelle zu schaffen. Für den Verein eine interessante, aber auch kostenintensive Herausforderung. So müssen vom Turnerbund als FSJ-Einsatzstelle monatlich 380 Euro an die Baden-Württembergische Sportjugend als Trägerin der Maßnahme überwiesen werden. Ein Betrag, der als Taschengeld sowie Unterkunft- und Verpflegungspauschale in Höhe von 300 Euro an den FSJler zurückfließen. Mit den restlichen 80 Euro werden dann die Beiträge zur Sozialversicherung sowie die Kosten für die begleitende Qualifizierungsmaßnahme verwendet. Um die Kosten für die FSJ-Stelle zu decken, hofft der TBG-Vorsitzende auf weitere Sponsoren und Förderer aus der Gemeinde. Inzwischen haben sich bereits zwei Sponsoren bereiterklärt, die Kosten für jeweils einen Monat zu übernehmen. „Wir brauchen aber dringend noch weitere Geldgeber, außerdem wollen wir versuchen, durch verschiedene Aktionen Geld zu bekommen, damit sich das Projekt finanziell selbst trägt“, so Hopf voller Zuversicht. Letztendlich profitiere der TBG von der FSJ-Stelle. Der Verein erhalte schließlich Unterstützung durch einen engagierten und motivierten jungen Menschen, der zugleich etwas Sinnvolles für die Gesellschaft tun würde. Immerhin biete das FSJ im Sport eine gute Möglichkeit der Personalgewinnung und -qualifizierung für die wachsenden Aufgaben der Kinder- und Jugendbetreuung. Erfahrungen anderer Vereine hätten zudem gezeigt, dass die Bindung an den Verein nach Ablauf des FSJ bestehen bleiben würde. „Und ehemalige Teilnehmer an diesem Projekt sind viel eher bereit, sich auch in späteren Jahren ehrenamtlich im Verein zu engagieren als andere Jugendliche.“
Für Jonas Golz, der vor wenigen Wochen nach dem Abitur das Speyerer Schwerdt-Gymnasium verlassen hat, bedeutet dies, dass er während den kommenden zwölf Monaten nicht nur 38,5 Stunden in der Woche für den TBG aktiv sein, sondern auch die Sportschulen in Ostfildern-Ruit und Karlsruhe besuchen wird, um seinen nebenberuflichen Trainerschein für den Jugend- und Breitensport zu machen. Ein erster „Arbeits- und Stundenplan“ für den TBG-Einsatz wurde bereits von Dieter Hopf und Handball-A-Jugendtrainer Frank Weißbrod als die unmittelbaren „Vorgesetzten“ des FSJler erstellt. Auch für den Verein noch alles Neuland, hofft man aber, mit Hilfe der Experten beim Landessportverband die geschaffene Stelle schnell mit Leben und interessanten Aufgaben füllen zu können.
Klar ist jetzt schon, das Jonas Golz ob seiner fast zehnjährigen aktiven Zeit überwiegend als Co-Trainer im Handball eingesetzt wird. Er kann aber auch bei den anderen TBG-Abteilungen Übungsstunden selbstständig leiten oder neue Trainingseinheiten anbieten. Dazu gehören auch zwei Sport-AGs, die in Zusammenarbeit mit der Friedrich-von-Schiller-Schule speziell für Dritt- und Viertklössler, sowie Fünft- und Sechsklässler angeboten werden. „Meine Aufgabe wird es sein, den Kindern Spass an Sport und Spiel zu vermitteln“, freut sich Jonas Golz darauf, aktiv etwas gegen die Bewegungsarmut von Kindern tun zu können.
Zu den praktischen Tätigkeiten im Sport werden in den kommenden Wochen noch die Vorbereitung und Mitorganisation von Sportturnieren und anderen Vereinsaktivitäten kommen – wie beispielsweise die große TBG-Sportschau im November. Außerdem bleibt auch ein FSJ’ler nicht ohne Verwaltungsarbeit verschont. Neben der allgemeinen TBG-Büroarbeit muss er schließlich wöchentliche Berichte über seine Aktivitäten schreiben und auch die Ergebnisse von abgeschlossenen Projekten zu Papier bringen.
Es ist gerade die Vielfalt von Aufgaben und Herausforderungen, auf die sich Jonas Golz freut. Als TBG-Vollzeitkraft hofft er aber dennoch, dass trotz aller Verpflichtungen sein eigenes Handballtraining nicht zu kurz kommt.
„Ich bin mir sicher, dass mein freiwilliges soziales Jahr nicht nur für mich eine spannende und abwechslungsreiche Zeit wird. Am Ende hoffe ich, dass wir alle, also auch der Verein und die gesamte Gemeinde ein positives Ergebnis feststellen können“, so Jonas Golz. Dieter Hopf und Frank Weißbrod sind jedenfalls davon überzeugt, im ersten TBG-FSJler den richtigen Bewerber ausgewählt zu haben. „Und wenn die Finanzierung klappt, dann soll diese Stelle in Reilingen zu einer Dauereinrichtung werden.“

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