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* Alt und Jung gehören zusammen

30.06.09 (Altlußheim)

Katholische und die evangelische Kirchengemeinden aus Hockenheim, Reilingen, Neulußheim und Altlußheim hatten zum Diakoniefest eingeladen
Wie wichtig die Begegnung und das Miteinander zwischen jungen und alten, gesunden und kranken Menschen ist, wurde beim diesjährigen Diakoniefest im und rund um das Emil-Frommel-Haus in Altlußheim deutlich. Eigentlich selbstverständlich, meint man, aber dass es im Alltag oft ganz anders aussieht, verdeutlichten verschiedene Spielszenen während des ökumenischen Gottesdienstes. Die Schwestern, Pfleger und Mitarbeiter der Sozialstation mussten bei der Auswahl ihrer Darstellungen eigentlich gar nicht lange suchen: Ein Blick auf das tägliche Leben genügte. Ob es nun um den Umgang mit alten Menschen ging oder Probleme in einem Drei-Generationen-Haushalt gelöst werden mussten, die Gottesdienstbesucher im voll besetzten Saal des evangelischen Gemeindehauses erkannten sich oft selbst im Spiegel des scheinbar humorvollen Spiels auf der Bühne. Und nicht selten wurde einem dabei bewusst, was das Motto des Diakoniefestes verdeutlichen wollte: „Jung und alt – Mitten im Leben“.
Daran erinnerten aber nicht nur die mit viel Engagement und schauspielerischem Talent einstudierten Spielszenen, sondern auch die Ansprachen von Pfarrerin Esther Kraus und ihrem katholischen Kollegen Jürgen Grabetz. Den einfühlsamen Worten der Altlußheimer Pfarrerin war es dabei zu verdanken, dass das Bild einer alten Frau scheinbar lebendig wurde. Plötzlich wurde deutlich, wie die Falten des Alters wie Lebensspuren ineinander flossen, das verhärmte Gesicht die Zuhörer dennoch irgendwie anlächelte. Und man spürte die Freude der alten Frau, mitten in ihrem Leben zu stehen: Über Besuche der Familienangehörigen und Freunde, über Blumen aus ihrem eins voller Herzblut gepflegten Garten. „Auch wenn das Leben schwer geworden ist, können wir es im Vertrauen auf Gott trotzdem jeden Tag genießen“, fasste Esther Kraus ihre Gedanken zu dem überall im Saal zu sehenden Bild zusammen. „Gott hat sich der Seele gnädig angenommen.“
Jürgen Grabetz, Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Hockenheim, stellte in seiner Ansprache fest, dass jede Generation mitten im Leben, mitten im eigenen Leben steht. Und dieses Recht am eigenen Leben – egal ob nun berufstätig oder Rentner, gesund oder krank – dürfe man sich von niemandem nehmen lassen. „Sonst wird dem Mensch die Würde genommen.“ So habe jeder Anteil am Leben – aber immer stets auf eigene Art und Weise. Grabetz warnte davor, die Menschen zu über- oder zu unterfordern. Er forderte dazu auf, im Alltag genauer hinzuhören, was der Andere zu sagen habe. „Und dies aber auf beiden Seiten.“ Verständnis und Rücksicht seien ebenso erforderlich wie sich gerade die älteren Menschen auch immer wieder an ihr Jungsein erinnern sollten, um die jungen Menschen von heute besser zu verstehen. „Dann wird man sicher vernünftiger und ruhiger reagieren.“ Und da alt sein keine Krankheit sei, müsse stets das Beste aus dem Leben gemacht werden. Dabei dürfe man getrost auf Gott vertrauen, der jeden Menschen durch das Leben begleiten würde. Jürgen Grabetz: „Nehmen Sie das Älterwerden an – und Sie bleiben mitten im Leben!“
Das Diakoniefest bot aber nicht nur einen ansprechenden und Mut machenden Gottesdienst, sondern auch die Gelegenheit der Begegnung und Information. Ob nun zum Mittagessen oder zu Kaffeestunde saßen die Menschen quer durch alle Generationen unter den Schatten spendenden Zeltdächern im Hof des Frommel-Hauses. Die Ökumenische Sozialstation informierte über ihre umfangreichen Angebote von der täglichen Krankenpflege über Kurse und Seminare bis hin zur Hilfe bei Situationen, wenn „Mama mal krank wird“. Mit dabei war auch der Ambulante Hospizdienst oder Vita vitalis, ein Verein zur Unterstützung und Begleitung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen.
Auf viel Interesse stieß gerade bei den jungen Besuchern die Möglichkeit, sich einmal für einige Minuten wie ein alter Mensch fühlen zu können (müssen). Dick eingepackt in einen „Alterungsanzug“ spürte man plötzlich was es heißt, kein Gefühl mehr in den Fingern zu haben, schlecht zu sehen oder gar aus einem Sessel aufstehen zu müssen. Nach dieser lehrreichen, oft auch beängstigenden Erfahrung freuten sich die Besucher dann über die musikalischen Auftritte des Musikvereins Altlußheim, lauschte den Liedern des Kirchenchores oder erfreute sich am munteren Spiel der Kindergartenkinder. Und wer wollte, der konnte nicht nur die Erfahrungen und Eindrücke des Diakoniefestes mit nach Hause nehmen, sondern auch faire Waren aus dem Welt-Laden oder eine bunte Auswahl schöner Bastelarbeiten.

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