Kurpfalz Regional Archiv

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Am Rosenmontag wird Altlußheim zur Narrenhochburg

04.02.08 (Altlußheim)

13. Rosenmontagsumzug lockte Tausende von Besucher in die Rheingemeinde / Ein närrisches Spektakel der besonderen Art / Närrischer Mix bot für jeden Geschmack etwas
Was eine richtige Fastnachtshochburg ist, lässt sich auch von unsicheren Wetterverhältnissen die gute Laune nicht verderben. Die Altlußheimer jedenfalls bewiesen einmal mehr auch mit ihrem inzwischen 13. Rosenmontagsumzug, dass sie feiern können – und wie …! Da der Himmel um die Mittagszeit aufhellte und der Wind auch die morgendlichen Regenwolken verwehte, setzte ein Besucheransturm auf die kleine Rheingemeinde ein. Zu Tausenden säumten sie wie in den Vorjahren den Zugweg, um sich von einem Rosenmontagsumzug begeistern zu lassen, der einmal mehr für alle Geschmäcker was Passende bot: Fußgruppen mit farbenfrohen Kostümen und geschmackvoll dekorierte Wagen, aber auch Teilnehmer, deren Kostümierung sich haarscharf an der Geschmacksgrenze bewegten. Um den närrischen Mix abzurunden, gab es zudem noch viel, manchmal auch viel zu laute Musik aus den auf fast allen Wagen montierten Lautsprecherboxen. Da die Altlußheimer aber nicht nur einfach dem Umzug zuschauen, sondern sich auch aktiv in das Geschehen mit einbringen, waren wieder viele Häuser, manchmal sogar ganze Straßenbereiche der Stimmung des Tages entsprechend geschmückt. In vielen Einfahrten und nahezu vor jedem Haus standen Speisen und Getränke bereit, Familien und Freunde trafen sich zu kunterbunten Straßenfeten. Und so frohgelaunt und ausgelassen wie entlang des Zugweges war dann auch bei einsetzendem Sonnenschein die Stimmung bei den rund 2000 aktiven Teilnehmern der rund 60 Motivwagen und Fußgruppen. Traditionell stellen die Teilnehmer aus dem Bruhrain das Gros der Programmnummern beim Altlußheimer Rosenmontagsumzug. So waren in diesem Jahr allein 28 Gruppen und Wagen aus Oberhausen-Rheinhausen, Waghäusel, Kirrlach, Wiesental und Philippsburg gekommen, um ihre Verbundenheit mit den Narren in der Rheingemeinde zu verdeutlichen. Gekommen waren aber auch die Karnevalsgesellschaften aus Brühl, Heidelberg, Hockenheim, Karlsruhe, Ketsch, Oftersheim, Plankstadt, Reilingen, Rheinhausen, Speyer, Viernheim und Wiesloch, die zumeist nicht nur ihre Elferratswagen, sondern auch Garden, Tanzmariechen und ihre Prinzessinnen mitgebracht hatten.
Als Zugmarschall Horst Baro pünktlich um 14.02 Uhr das Startsignal für den närrischen Lindwurm gab, begann eine fast dreistündige Narretei, die auch die große Schar der Gäste von Bürgermeister Hartmut Beck auf und rund um die Ehrentribüne in der Hockenheimer Straße, Ecke Tullastraße, begeisterte. Die vielen Zuschauer, die selbst in diesem sonst eher weniger besuchten Zugwegabschnitt dicht gedrängt standen, wurden über die teilnehmenden Gruppen bestens informiert. Für die nötigen Kommentare sorgte hier Moderator Peter Bayer, der am gestrigen Tag ähnlich gut drauf war wie sein Kollege Dieter Augstein (seit 25 Jahren übrigens die „Schwertgosch“ der Kurpfälzer Fasnacht) am Preisrichterwagen in der Hauptstraße.
Gleich an der Spitze des närrischen Lindwurms waren die SG HORAN-Jugendhandballer auf dem Weg nach Olympia, während ein paar Zugnummern weiter die Turnabteilung des TV Altlußheim die örtlichen Häckselplatzgebühren aufs närrische Korn nahmen. Keine Lust auf Gammelfleisch hatte die Landjugend Schwetzingen und den Leimbachstelzen aus der Spargelstadt waren die steigenden Energiepreise nicht geheuer. Mit einem eleganten Piratenschiff erinnerte der Kurpfälzer Reit- und Pferdesportverein Brühl an den Fluch der Karibik. „Is de Sprit bei uns so deia, reite ma uff unsre Mammuts weida“ verkündete mit einem gelungenen Motivwagen die Jugendfeuerwehr Hockenheim. Wild, vermummt und lautstark meldeten sich die Reilinger Kraichbach Schlabbe neudeutsch zu Wort: „Don’t worry, be Schlabbe!“ Hübsch anzusehen dagegen die Schlafmützen des AGV Frohsinn 1908 Altlußheim, die den Besuchern versicherten, dass der Chor zwar 100 Jahre alt sei, „awwer ausgschlofe wie nie zuvor“. Eher traditionell dagegen die „Ofdascha Buzzel Hexe“ der Hexenzunft Oftersheim, auch die Chinesen der Fides-Klinik Ketsch zeigten sich eher althergebracht. Die „Hoggemer Jugend“ suchte für den Bauer eine Frau, während bei den Cowboys und Cowgirls des Buffalo’s Country Club Brühl die Party bereits so richtig losgegangen war. Zu bedauern dann wieder der Auftritt der TSG-ler aus Ketsch: „Mir müssein alte Klamotte rumlaafe, es ist alles so deier, mer kennen nix kaafe.“
So richtig schöööööön dagegen die Akrobaten und Clowns vom Altlußheimer Dunnaschdagstreff. Kritisch betrachtet wurde die Situation in der Großen Kreisstadt Hockenheim und die katholische Jugend kam dabei zum ernüchternden Ergebnis, dass in der Rennstadt nichts los sei – „Good bye Hoggene!“ Farbenfrohe Freude versprühten im weiteren Verlauf des Rosenmontagsumzuges dann die Clowns der „Sippschaft vum Rhoi“ aus Altlußheim.
Für schier ungläubiges Staunen sorgte die „Altlossema Bagaasch“ mit ihrem Beitrag „Die Bahn mit ihrm Gewimmer, unser Geisterzug fährt immer“. Da wurde doch tatsächlich eine original nachgebaute Dampflokomotive durch die Straßen der Rheingemeinde chauffiert – der reine Wahnsinn. Das alte Gaussianer auch mal auf Abwege kommen können, zeigten sie als Panzerknacker: „Wenn der Ölpreis jetzt nicht fällt, klauen wir bald Sprit statt Geld!“
Großartig auch der Abstecher des Club BKA 02 aus Ketsch nach China. Ein riesiger Drachen und ein Pagodentempel machten die Illusion komplett, wenn auch das Thema eher irdisch war: „Wir Deutsche tun studieren, die Chinesen tun’s kopieren“.
So richtig zur Vielfalt des Altlußheimer Rosenmontagumzuges passten aber auch die elf Musikkapellen und Guggenmusiken, sowie die sechs Brauchtumsgruppen, die einen Hauch von alemannischer Fasnet an den Rhein brachten.
Da das Wetter bis zum Ende der Veranstaltung mitspielte, und so die Zuschauer und Zugweganwohner gemeinsam ein großes Fest feiern konnten, war die Botschaft auf dem Programmheft unmissverständlich und von jedem zu verstehen: „Die Fastnacht in Altlosse am Rhoiboge is de Hit, nägschd Johr mache widda alle mit!“ … – versprochen!

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