Kurpfalz Regional Archiv

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Dicke Zigarren in zarten Händen

19.07.08 (Arbeit & Soziales, Musik, Kunst & Kultur)

Frauen in der Arbeitswelt / Bedeutung für den industriellen Aufschwung Mannheims und der Kurpfalz
Ob nun als Schaffnerinnen, Pädagoginnen, Tabakarbeiterinnen oder Marktfrauen – der Anteil der Frauen am industriellen Aufschwung Mannheims und der Kurpfalz ist von unschätzbarem Wert. Waren vor Kriegsanbruch technische Dienste wie Schaffner und Wagenführer bei den Städtischen Verkehrsbetriebe oder der Badischen Bahn noch den Männern vorbehalten, wurde die Mitarbeit von Frauen später zur existentiellen Notwendigkeit. Bereits 1915 wurden die ersten Schaffnerinnen, 1916 die ersten Wagenführerinnen ausgebildet. Bis Kriegsende waren zwei Drittel der Beschäftigten der Badischen Bahn bereits Frauen. Der massive Druck der Männer nach Kriegsende, die insbesondere die technischen Arbeitsplätze wieder für sich beanspruchten, führte dazu, daß 1919 nur noch 24 Frauen ihren Dienst versahen.
Bummelt man heute durch Mannheim, stößt man immer wieder auf die Spuren und Zeugnisse von engagierten Frauen. Geht man vom Hauptbahnhof nach L 10 führt der Weg zum Haus von Helene und Felix Hecht. Helene Hecht, deren Name für jüdisch liberales Bürgertum steht, leistete einen beachtlichen Beitrag zur kulturellen Entwicklung Mannheims. Auf ihre Initiative ist es zurückzuführen, daß 1899 die Staatliche Hochschule für Musik gegründet wurde.
Von großer Bedeutung, wie dem Frauenbild entsprechende Berufe geschaffen wurden, war die Frauenarbeitsschule in M 3 des 1859 von Großherzogin Luise gegründeten Badischen Frauenvereins. Soziales Engagement verbirgt sich auch hinter der Fassade der alten Lanz Villa in A 3, deren Hausherrin und erste Mannheimer Ehrenbürgerin Julia Lanz für die finanzielle und ideele Förderung des Badischen Frauenvereins bekannt war. Auf deren Engagement hin wurde 1903 in C 7 ein Wöchnerinnen Asyl errichtet, vier Jahre später die erste Hebammenschule der Stadt.
In D 7 steht noch heute das Elisabeth Gymnasium, das 1905 wegen der unaufhaltsam steigenden Schülerinnenzahlen als Höhere Mädchenschule errichtet wurde. 18 Pädagoginnen leisteten dort wertvolle Arbeit, um Mädchen und jungen Frauen eine zukunftsträchtige Ausbildung zuteil werden zu lassen Nachdem das Land Baden bereits im Jahr 1900 als erster deutscher Staat Frauen zum Universitätsstudium zugelassen hatte, legten bereits 1908 die ersten Mädchen in Mannheim ihr Abitur ab.
Ein Ort maßgeblicher Beteiligung von Frauen an der Arbeitswelt war das Quadrat G 7. Der Großteil der zahlreichen, hier ansässigen Gewerbetreibenden und Fabrikanten handelte mit Tabak oder stellte Zigarren her. Die Zigarrenfabrikation lebte von Frauenarbeit. Ein Drittel aller im Gewerbe beschäftigten Frauen waren in der Zigarrenindustrie tätig.
Nicht vergessen darf man den Mannheimer Wochenmarkt auf dem Marktplatz. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren mehr als zwei Drittel der Wochenmarktbeschicker Frauen.

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