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"… auf ewige Zeiten zugehören"

17.05.16 (Allgemein, Geschichte allg., Landschaft & Orte, Landwirtschaft & Forsten)

Historisches Museum der Pfalz zeigt Ausstellung zum Jubiläumsjahr des Bezirksverbandes
Unter dem Titel „auf ewige Zeiten zugehören… Die Entstehung des Rheinkreises – 200 Jahre Bezirkstag Pfalz“ blickt das Historische Museum der Pfalz auf die Zeit vor 200 Jahren zurück: 1816 wird die Pfalz bayerisch und bekommt einen „Landrath“. Seit 1946 gehört die Pfalz zwar nicht mehr zu Bayern, sondern zu Rheinland-Pfalz, aber den 1816 gegründeten „Landrath“ gibt es in veränderter Form immer noch: Es ist der heutige Bezirkstag Pfalz. Die Ausstellung ist als Historisches Schlaglicht in die Sammlungsausstellung „Neuzeit“ integriert und noch bis 8. Januar 2017 zu sehen.1816: Die Pfalz wird bayerisch
Nach dem Sieg über Napoleon beschließen die Alliierten die Rückkehr der fast 20 Jahre zu Frankreich gehörenden deutschen Gebiete auf dem linken Rheinufer. Nach langwierigen Verhandlungen zwingt Österreich Bayern zu einem Tauschvertrag. Bayern muss Gebiete im südlichen Staatsgebiet an Österreich abtreten und erhält dafür ein linksrheinisches Territorium, welches sich aus vierzig untergegangenen Feudalherrschaften zusammensetzt. Aus einer dieser alten Herrschaften stammt auch der regierende bayerische König Max I. Joseph, der 1756 als Zweitgeborener einer wittelsbachischen Nebenlinie in Schwetzingen zur Welt kam. Durch glückliche Umstände wird er 1795 zunächst Herzog von Pfalz-Zweibrücken, 1799 dann pfalz-bayerischer Kurfürst und schließlich ab 1806 – von Napoleons Gnaden – König von Bayern.
Am 30. April 1816 verkündet König Max I. Joseph die Inbesitznahme der „Landestheile auf dem Überrhein“, die ab 1817 „Rheinkreis“ und ab 1835 „Pfalz“ heißen. Das neu erworbene Gebiet soll, wie es in der Bekanntmachung heißt, dem Königreich Bayern und dem Haus Wittelsbach „auf ewige Zeiten zugehören“.
Die Pfalz bleibt für lange Zeit ein unbequemer und benachteiligter Nebenstaat im Königreich Bayern. Das Königtum der Wittelsbacher endet 1918. „Die ewigen Zeiten“ währen 102 Jahre. Jene „Landestheile auf dem Überrhein“ haben sich nicht aus der Geschichte verabschiedet. Die Pfalz hat seit 1816 eine regionale Identität entwickelt, die mehr fließend als „ewig“ ist.
RomantischPfalzVom Landrath zum Bezirkstag
Zu den in französischer Zeit gegründeten Institutionen  gehörte ein Provinzialrat. 1816 wird er unter anderen Vorzeichen als „Landrath“ vom bayerischen König neu begründet. Unter anderem aus dem Kreis der Höchstbesteuerten werden damals 152 Wahlmänner ausgesucht, die im Oktober 1816 in Kaiserslautern 40 Kandidaten wählen, aus deren Kreis wiederum der König 20 Männer als Landräte ernennt. Die erste Sitzung des Landrates findet am 6. Dezember 1816 am Sitz der königlichen Kreisregierung in Speyer statt. Dem Landrat, vom König in erster Linie als Beratungs- und Vorschlagsorgan installiert, gelingt es besonders in den ersten Jahren seiner Tätigkeit wichtige Verbesserungen im Bereich des Steuer-, Verkehrs- und Bildungswesens anzustoßen.
Aus dem Landrat wird später der „Kreistag“ und schließlich nach 1945 der „Bezirkstag Pfalz“, der damit als eines der ältesten noch heute bestehenden parlamentarischen Gremien in Deutschland gelten darf. Seit 1919 wird er – unterbrochen durch die Zeit der NS-Gewaltherrschaft – in freier, gleicher und geheimer Wahl vom Volk direkt gewählt.
Das Hambacher Fest 1832 und seine Folgen
Wegen der aus napoleonischer Zeit stammenden Gesetzgebung bietet der bayerische Rheinkreis ab 1816 günstige Voraussetzungen für das Entstehen einer liberalen Presse. Der Jurist und ehemalige Staatsbeamte Philipp Jakob Siebenpfeiffer gründet 1830 die Zeitschrift „Rheinbayern“. Die „Deutsche Tribüne“ von Johann August Wirth und andere liberale Zeitungen folgen. Wegen zunehmender Behinderungen seitens der bayerischen Regierung gründen sie den „Deutschen Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse“. Für den 27. Mai 1832 ruft dieser Verein im Zusammenwirken mit Neustadter Bürgern zu einem politischen Fest auf dem Schlossberg in Hambach auf. Das Hambacher Fest mobilisiert etwa 30.000 Menschen hauptsächlich aus der Pfalz, aber auch aus den benachbarten Regionen und sogar aus Preußen, Polen, Frankreich und England. Der gesamte „Landrath“ ist anwesend. Festredner fordern vor allem bürgerliche Freiheiten und nationale Einheit.
König Ludwig I. und die bayerische Regierung fühlen sich herausgefordert und entsenden Militär in die Pfalz. Zahlreiche „Hambacher“ werden vor Gericht gestellt. Sogar das Tragen schwarz-rot-goldener Kokarden führt zur Verfolgung durch die Justiz. Die Versammlungs- und Pressefreiheit wird weiter eingeschränkt. Nach 1832 wird in der Pfalz nationales und demokratisches Gedankengut von den bayerischen Behörden konsequent unterdrückt. Politische Verfolgung und mehr noch Hungerkrisen und Arbeitslosigkeit veranlassen viele Pfälzerinnen und Pfälzer zur Auswanderung.
Mehr als 80 Exponate beleuchten das pfälzisch-bayrische Verhältnis, darunter einzigartige Objekte aus dem Museumsdepot wie das bayrische Staatswappen, das am Gebäude der königlichen Kreisregierung in Speyer hing oder ein bayrischer Beamtenhut. Das wichtigste Exponat der Ausstellung ist das „Besitzergreifungspatent“ des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph.  Darüber hinaus geben insbesondere Gemälde und Grafiken Einblick in die Zeit um 1816.
Das Historische Museum der Pfalz kooperiert bei der Ausstellung mit dem Landesarchiv Speyer, dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz und der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Die Präsentation setzt die Reihe der Historischen Schlaglichter in den Sammlungen des Historischen Museums der Pfalz fort und ist ein Beitrag zum Jubiläumsjahr des Bezirksverbandes Pfalz. (PM)
Unter dem Titel „…auf ewige Zeiten zugehören“ ist im Verlag Regionalkultur eine Publikation mit Beiträgen verschiedener Autoren zur Entstehung der bayrischen Pfalz 1816 erschienen, eine Veröffentlichung der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.
Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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