Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Essen für die Honoratioren

17.02.96 (Geschichten & Erzählungen)

Am 21. und 22. März 1897 wurde überall im Deutschen Reich der 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. gefeiert. Obwohl der preußische Monarch bereits 1888 verstorben war, blieb es für die Bevölkerung ein bedeutsamer Gedenktag. Immerhin war es Wilhelm I. gewesen, der nach der Reichsgründung 1871 zum ersten deutschen Kaiser ausgerufen wurde.Um das Fest besonders würdig zu feiern kam am 8. März auch in Hockenheim der Stadtrat zusammen, um gleich als ersten Tagesordnungspunkt die Frage zu behandeln, wie die Bedeutung des Gedenktages wohl am besten der Bevölkerung vermittelt werden könnte. Eine für die Durchführung von Feierlichkeiten erfahrene „Commission“ des Stadtrates schlug sofort für den Abend des 21. März Glockengeläut mit einer anschließenden „Reunion“ vor.
Es versteht sich von selbst, daß sich dazu nur die Honoratioren der Stadt, in Hockenheim lebende Offiziere sowie die Militär  und Zivilbeamten zum gemeinsamen Diner versammelten. Den Normalsterblichen aber blieb ein Festmahl versagt. Sie mußten sich mit einem erneuten festlichen Glockengeläut am Morgen des 22. März begnügen. Nur den Schulkindern war es vergönnt, den Jubeltag mitzufeiern, denn an alle Kinder wurden nach dem Unterricht Brezeln vor dem Rathaus verteilt.
Der Kaiser, dessen gedacht wurde, hatte übrigens 1849 noch als Kronprinz Wilhelm die Operationen des preußischen Heeres gegen die Revolution in Baden und der Pfalz geleitet. Getreu seinem Motto „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten“ hatte er, wie er später einmal stolz betonte, wieder „Ruhe und Ordnung“ im Land hergestellt. Unter seiner Führung war das 1. Preußische Armeekorps von der Festung Germersheim kommend gegen Waghäusel zur entscheidenden Schlacht vorgerückt.
Die Revolutionäre, Demokraten, Freischärler und Freiheitshelden von 1849 waren 48 Jahre später längst vergessen. Aber „Ihre verstorbene Majestät“ ließ man überall in den badischen Städten und Gemeinden hochleben.

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