Kurpfalz Regional Archiv

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Nächtliche Erscheinung in Speyer

22.05.13 (Geschichten & Erzählungen)

Es war im Oktober des Jahres 1813. Um Mitternacht saß zu Speyer ein Schiffer am Rhein und lehnte an einer alten Linde. Die Domuhr schlug gerade zwölf. Da stand vor ihm eine hohe, verhüllte Gestalt und begehrte rheinüber. Als er den Kahn löste, stieg eine Reihe solcher Gestalten ein, und pfeilschnell waren sie drüben. Die Aussteigenden versprachen, bei der Rückkehr zu lohnen, und verschwanden in der Ferne wie Wolken.
In der vierten Nacht, als der Schiffer wieder am Lindenbaum Wache hielt, rief es vom jenseitigen Ufer: »Hol über!« Und wieder war es die düstere Schar, die in seinen Nachen trat, der gar geschwind in Speyer landete. Diesmal gab jeder seinen Lohn. Der Schiffer aber sah unter den Mänteln Schwerter blitzen und Panzer und Schilde und das Funkeln von Gold und Edelstein, den Glanz von Samt und Seide. Wie Nebel durchflohen die Gestalten die Nacht und verschwanden am Dom. Der Schiffer blieb voll Gedanken am Lindenbaum sitzen bis zum Anbrach des Tages, und als er seinen Handlohn betrachtete, da hatte er lauteres Gold, worauf die Bilder der alten Kaiser erglänzten.
Manchen Tag sah er sie an, und wieder rief es von drüben: »Hol über!« Das waren die flüchtigen Franken von der Leipziger Schlacht. Der Schiffer aber verstand nun die Erscheinung: die im Dom ruhenden Kaiser waren aus dem Grabe gestiegen und halfen Deutschland frei zu machen von fremder Herrschaft.

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