Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Pfalzgrafschaft bei Rhein

23.11.90 (Geschichte allg.)

Die Pfalz entstand durch die Verlagerung der wohl im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen
vom Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und
Vogteirechten über Trier und Jülich) über die Mosel zum
Mittel und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der dritte
Gatte der Witwe Adelheid von Orlamünde des letzten lothringischen
Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden als „comes palatinus
Rheni“ (Pfalzgraf bei Rhein) erstmals genannt.

Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft
belehnte 1155/56 Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen
Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten.
Hinzu kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer,
Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die Pfalz
über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214
übertrug sie Kaiser Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des
Welfen Heinrich des Jüngeren an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn
über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der
Pfalzgrafen erwarb.

Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und
Alzey (1214 vom König erlangt). Vom Bischof von Speyer nahm der
Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu
Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau
und Otterberg. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern und die Pfalz
an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an
Heinrich XIII. fiel. 1266 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/89 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben.
Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits
1257 als Kurfürst mit.

1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die
Trennung der (unteren) Pfalz (bei Rhein) und der Oberpfalz
zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren
pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die
jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen
der Pfalz und Bayern wechseln sollte. Dies hob aber die Goldene
Bulle 1356 zugunsten der Pfalz wieder auf.

Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach erlangt hatte, unter anderem
Bretten (1349), Simmern (1359), Ingelheim (1375), Kaiserslautern,
Odernheim (1407), Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die
Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der
Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen ab.

Ruprecht II. strebte in der sogenannten Rupertinischen
Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen
gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaft
Kirchberg am Hunsrück sowie Sponheim (zu einem Fünftel) erlangte
wurde die Pfalz in vier Linien geteilt: Kurpfalz (Heidelberg,
Amberg, Nabburg), die restliche Oberpfalz als Pfalz-Neumarkt,
Pfalz-Simmern (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken
(bis 1799) und Pfalz-Mosbach. Hiervon starb die Linie Oberpfalz
1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt.
1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach, das an die Kurpfalz fiel.

Unter Friedrich I. (14491476) wurde die Vormacht der Pfalz am
Oberrhein durch den Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein und
Rappoltstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler,
Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße, sowie der
Grafschaft Löwenstein (1441/64) begründet. Gleichzeitig wurde die
Kurpfalz modern organisiert.

1503/5 gingen im Bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsaß an
Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue
Linie PfalzNeuburg 1508 noch mit Gütern BayernLandshuts
ausgestattet.

1556 führte Ottheinrich die Reformation in seinem sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit ihm die
regierende Linie Pfalz-Neuburg als alte Linie Kurpfalz aus.
Beerbet wurde sie in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken und in
den Kurlanden von Pfalz-Simmern als mittlere Kurlinie. Diese
führte dort sofort den Calvinismus ein.

Infolge der Wahl zum König von Böhmen (1619) verlor Friedrich V.
Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs
Sohn erhielt 1648 die Pfalz und eine neue achte Kurwürde, während
die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben.

1685 erlosch die Linie PfalzSimmern (Zweibrücken). Ihr folgte
die aus PfalzZweibrücken hervorgegangene katholische Linie
PfalzNeuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die
Frau seines Bruders, Liselotte von der Pfalz, Erbansprüche auf
Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es
zum Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/97) und der damit verbundenen
Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und
Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. PfalzNeuburg
vermochte sich, mit Ausnahme Germersheim, zu behaupten.
Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die Oberpfalz
zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die Pfalz dem Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken an.

1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt und
1743 bis 1748 eine barocke Sommerresidenz in dem 1200 erlangten
Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie PfalzNeuburg.
Ihr folgte Carl Theodor aus der Linie PfalzSulzbach, der durch
Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und
zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrialisierung
förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die Pfalz seit 1788
zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel
Bayern an Carl Theodor, weshalb er 1778 den Hof von Mannheim nach
München verlegte. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen
Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte 1778/79 und
1784/85 an Preußen.

Am Ende seines Bestehens umfaßte das niemals geschlossene, in
bunter Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von
Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis Mosbach
reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden
Pfalz 8.200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund
300.000 Einwohnern.

1801 mußte Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen,
seit 1792 besetzten Gebiete an Frankreich (Departement
Donnersberg) anerkennen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde 1803
an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und Leiningen verteilt. 1815
kamen die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück und fielen
1816 weitgehend und um die Gebiete Sickingens, Nassaus, von der
Leyens, Leinigen etc. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im übrigen an Hessen
und Preußen.

Der bayerische Teil bildete zunächst die „Königlich bayerischen
Lande am Rhein“, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus
verwalteten Regierungsbezirk Pfalz (seit 1838 Rheinpfalz). Von
Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz als Folge des Ersten
Weltkriegs von Frankreich besetzt. 1920 kamen Teile der Westpfalz
(Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel) zum Saargebiet. Bereits
1940 wurde die Pfalz aus der Verwaltung Bayerns gelöst. 1945
gehörte die Pfalz zur französischen Besatzungszone und wurde 1946
wie Rheinhessen und KoblenzTrier Teil des Landes
Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 einen eigenen
Regierungsbezirk bildete und dann im Regierungsbezirk
Rheinhessen-Pfalz aufging.

Quelle: unbekannt

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