Kurpfalz Regional Archiv

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* Teile der alten Mühle gefunden …

15.11.10 (* Wersau-Forschung, * Wersauer Tagebuch)

Weitere archäologische Funde – mit dem Wort sensationell wollen wir mal sparsam umgehen – lassen uns heute Morgen den Atem anhalten und halten uns auf Trab. Seit 8.30 Uhr ist Stefan Kühnle mit seinem Bagger wieder im Einsatz, ebenso der Reilinger Bauhofleiter Ludwig Annweiler. Das LDA-Grabungsteam mit Grabungsleiter Hans Peters an der Spitze steht erwartungsbereit, mir stehen Willi und seine Frau Karin sowie Hella zu Seite. Vor allem Hella ist ganz aufgeregt, denn Sie, die zusammen mit ihrem Mann Dieter die ganze letzte Woche gegraben hat, hat den Mauerfund im Bereich der Kernburg noch nicht gesehen. Auf den ersten Blick ist er gar nicht so spektakulär, aber wir sehen bereits, dass es sich um ein größeres Stück Mauer handeln muss – und vor allem haben die Grabungstechniker in diesem Bereich noch gar nichts erwartet – vor allem so knapp unter der Grasnarbe (zwei Spatenlänge tief).
„Da steckt noch viel mehr drin, in dieser Fläche“, ist sich Hans Peters sicher, weiß aber nicht so recht, wie wir mit dem Fund vom Samstag umgehen sollen. Ob des kommenden Winters mit möglichem Bodenfrost kommen wir dann überein, den Mauerbereich mit zwei, drei Schaufeln Erde wieder zuzuschütten, um dann im Frühjahr weiterzugraben. „Spätestens im März 2011 geht’s dann weiter!“
Auch in Sachen Mauern im Bereich der „Stallungen“ kommen wir zu einem für uns zufriedenstellenden Ergebnis, denn man folgt meinem Vorschlag, den Funbereich mit einem Vlies „einzupacken“ und dann mit Rheinsand oder feinem Split zuzuschütten. Dies hat nämlich den Vorteil, dass der Fundbereich wieder schnell ausgegraben ist, und wir den Aushub noch weiter untersuchen können. Ähnlich wird man auch im Bereich der beiden „Pfeiler“ im vorderen Bereich verfahren, obendrauf dann aber den Aushub wieder einbringen.
Während wir noch über das Sicherungsverfahren sprechen, lässt uns lautes Rufen aufhorchen: „Wieder ein Stück Mauer gefunden!“ Der Stefan Kühnle hat nämlich inzwischen ein Loch direkt an der nördlichen Hauswand des Schlossmühlengebäudes ausgehoben, damit der ebenfalls vor Ort eingetroffene Statiker als auch der Bodengutacher sich ein Bild von der Lage, von der Situation machen können. Die Gemeinde hat sie beauftragt, herauszufinden, wie es mit der Standsicherheit des Gebäudes so ist. Die starken Risse machen uns ja schon seit Monaten Sorge.
Da ich weder Statiker noch Bodengutachter bin, möchte ich dem Ergebnis der Untersuchung nicht vorgreifen. Aber ich kann sagen, dass meine/unsere Ahnungen, Auslegungen oder Deutungen gar nicht so falsch lagen. Und vor allem ist man dankbar, auf unsere Forschungsarbeiten im Kellerbereich zurückgreifen zu können. Um es mal vorsichtig auszudrücken: Eine mögliche Sanierung wird teuer …!
Wir stehen gerade in unserer Werkstatt, trinken einen warmen Kaffee, den es dank unserer „Kaffeetante“ Hella frisch aufgebrüht gibt, essen dazu ein Stück vom Gewürzkuchen, den Philipp vorbeigebracht hat, da hören wir, wie der Bagger im Bereich des ehemaligen Mühlkanals aktiv wird. Der Statiker möchte sich nämlich einen weiteren Blick auf das Gebäude gönnen und lässt deshalb an der Seite hin zum Nachbargebäude einen Graben ausheben! Ihr könnt es Euch sicher denken, dass sich keiner von uns diese Gelegenheit entgehen lassen möchte, einen Blick in den Mühlkanal werden zu können.
Um es abzukürzen: Auch in diesem Bereich werden unsere Vermutungen und Erkenntnisse aus dem Kellerbereich bestätigt: Nicht nur der Mühlkanal ist deutlich zu erkennen, auch die legendäre Mühlenkammer, also der Bereich, wo sich einst das Mühlrad drehte (und wo Generationen von Reilinger ihr sommerliches Bade- und Abenteuervergnügen hatten), wird sichtbar. Die Leute vom Grabungsteam sind ebenso elektrisiert wie wir: Dieser Bereich ist aus ähnlich großen Sandsteinen gefertigt wie im Bereich des „Brückenpfeilers“ – aber wahrscheinlich viel älter. Wir sind uns einig, auch diese stammen aus dem inneren Bereich der Burganlage und wurden hier nach deren Zerstörung wiederverwendet!
Wir stehen noch fasziniert an dem Loch, können uns an diesem erneut unerwarteten Fund gar nicht satt sehen, als Stefan Kühnle bereits wieder den Bagger anwirft: Das Loch und die gesamten Funde müssen wieder zugeschüttet werden, um die Standsicherheit des Gebäudes nicht weiter zu gefährden. Aber es gelingt uns, noch 20 Minuten herauszuschlagen, so dass die Kollegen vom Landesdenkmalamt wenigstens ein paar grobe Vermessungen vornehmen und den Fund dokumentieren können. Die Fotoapperate laufen „heiß“, nur Willi steht grummelnd abseits: „Sch …! Mein Foto liegt im Auto, und das haben wir vorhin in die Werkstatt gebracht!“

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