Kurpfalz Regional Archiv

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Vom fränkischen Dorf zum Zentralort oder Wo Hockenheim noch eine Altstadt hat

12.08.96 (Städte & Gemeinden)

Noch heute wirkt das alte Hockenheim seinem Grundriß nach
als Straßendorf, das sich entlang der Oberen und Unteren
Hauptstraße längs des Kraichbachs in nordwestlicher
Richtung ausdehnt. Schmale Gäßchen, die verschiedenen
Mühlstraßen, führen von der Hauptstraße zum Bach hinunter
und bilden in diesem Teil des Straßendorfes ein enges,
verschachteltes Viertel, das sich noch heute durch einen
„bäuerlichen“ Charakter auszeichnet. Das Straßenbild wird
von Gehöften mit großen Toreinfahrten geprägt und zum Teil
durch Fachwerkbauten belebt. In der Hauptstraße fallen
noch heute die kleinen Tagelöhner und
Arbeiterbauernhäuschen auf.
Das Blättern in alten Akten und Plänen läßt das
AltHockenheim wieder lebendig werden und führt in eine
Zeit zurück, als die heutige Rennstadt fränkische Siedlung
und kurpfälzischer Grenzort war.
Bereits im Jahre 769 wurde das Dorf als „Ochinheim“
erstmals im Lorscher Codex urkundlich erwähnt. Hockenheim
ist damit eine der ältesten, amtlich bestätigten Gemeinden
in der Region. Heute kann man aber davon ausgehen, daß die
Siedlung schon viel früher entstanden ist, was vor allem
zahlreiche Grabfunde belegen.
Der kurpfälzische Geschichtsgeograph Johann Widder
berichtete 1781, daß „Hockenheim zu den gar groszen
Dörfern gehöre“. In den überlieferten 140 Häusern wohnten
damals 1.068 Menschen und es gab neben zwei Kirchen auch
ein katholisches Pfarrhaus, zwei Schulen und drei Mühlen.
Von einem Rathaus war jedoch nicht die Rede. Mittlerweile
aber weiß man aber aus anderen Quellen, daß 1717 ein
altersschwach gewordenes Gebäude durch ein neues ersetzt
worden war.
Alte Pläne und Zeichnungen lassen die gesamte Ausdehnung
des damaligen Dorfes erkennen und bieten die Möglichkeit
zu interessanten Vergleichen. So merkt man, daß der
Gebäudezuwachs in den letzten 20 Jahren fast fünfmal so
groß war, wie alles, was in 1.000 Jahren von 750 bis 1750
an Wohnhäusern in Hockenheim entstand oder davon übrig
geblieben war.
Der älteste Kern der Rennstadt ist der Bereich zwischen
Hauptstraße und Kraichbach oberhalb der Brücke in der
Karlsruher Straße. Der Bereich wurde an beiden Enden durch
herrschaftliche Höfe, zu denen auch die drei Mühlen
gehörten, abgeschlossen. Zwischen den großen Gütern
spielte sich also das Leben ab.
Die erste „planmäßige“ Ortserweiterung erfolgte im
Mittelalter bis hin zur heutigen Ottostraße, wo damals der
Ort mit einem Schutzzaun und einem Graben abschloß.
Hockenheim hatte damit den Charakter eines Straßendorfes
gewonnen und sich den planmäßigen Siedlungen im Bereich
der bischöflichspeyerischen Lußhardt angeglichen. Die
Kriegszerstörungen beeinflußten den Ortsgrundriß nicht und
die Hauptstraße nahm anfangs fast allen Zuwachs auf.
Nur wenige Häuser standen aber vor 1800 an der
Heidelberger Straße, einer wichtigen Hauptverkehrsstraße
zur damaligen Zeit. Am anderen Kraichbachufer in Richtung
Speyer stand einsam in den Feldern die noch heute
erhaltene Zehntscheuer, die später mit der „Alten
Apotheke“, dem Rupp’schen Haus (heute Metzgerei Hauser),
einen Nachbarn bekam.
Mitte des vorigen Jahrhunderts bekam die Heidelberger
Straße in der Schulstraße eine Parallele und es folgte die
Anlage der Walldorfer, Leopold und Friedrichstraße. Um
1900 begann man mit dem Durchbruch der heutigen
Rathausstraße erst richtig den Ortsetter nach Osten hin zu
sprengen. Schon 1909 reichte das bewohnte Gebiet bis zur
Hubertusstraße und 1926/28 wurden über dem Kraichbach die
Adler und Blumenstraße als letzte Straßenzüge
fertiggestellt.
Um 1931 begann die Bebauung zwischen Wasserturm und
Meßplatz, während nach dem Weltkrieg das Gelände zwischen
Schul und Karlstraße erschlossen wurde. Mit der Ausdehnung
hin zum Birkengrund setzte man die Bautätigkeit fort, die
seitdem bis heute ununterbrochen anhält. So ist der
Hubäcker und auch der Biblis längst bebaut und im Bereich
HockenheimSüd sind bereits die ersten Wohnungen bezogen.
Erst jüngst legte der Gemeinderat fest, die Ortsbebauung
über dem Südring entlang des Karletweges in Richtung
Reilingen fortzusetzen.
Eine starke Ausdehnung der bebauten Fläche, zugleich auch
große Änderungen im Landschaftsbild, brachte die seit 1957
im Gange befindliche Anlage eines geschlossenen
Industriegebietes. Zunächst einmal für den TalhausBereich
geplant, haben die Industrie und Gewerbeansiedlungen
längst die Stadt erreicht.
In nur 100 Jahren entwickelte sich so Hockenheim von einem
kleinen fränkischen Straßendorf zu einem im bedeutend
werdenden Unterzentrum mit der Chance, in gar nicht mehr
so ferner Zukunft zur Großen Kreisstadt zu werden. (og)

                                    

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