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Ein Ausflug in die Landwirtschaft von heute

20.08.06 (Reilingen)

„Tag der gläsernen Produktion“ auf dem Reilinger Seehof der Familie Geng / Viele interessierte Besucher trotz wechselhafter Witterung / Rasenproduktion als neuer Erwerbszweig
Eigentlich war alles wie ein Jahr zuvor als sich die letzten Nebelschleier einer kühlen Nacht verzogen und auch der morgendliche Regen aufgehört hatte: Allen Wettervorhersagen zum Trotz schien am gestrigen Sonntag immer wieder die Sonne von einem zeitweise sogar leicht blauen Himmel. Ein klares Signal für viele Reilinger, sich vorbei an erntebereiten Felder in Richtung Reilinger See aufzumachen. Obwohl so mancher dem sonntäglichen Wetter nicht traute, entschied er sich für das Fahrrad oder einen erholsamen Spaziergang. Während am Himmel einige Graureiher ihre Kreise zogen, und sogar ein paar Fasane den Weg der Ausflügler kreuzten, ließen sich die Tiere auf dem Bauernhof der Familie Geng von dem ungewohnten Besucheransturm nicht stören. Grund für dieses Interesse war der „Tag der offenen Tür“ zu dem Diplom-Agraringenieur Peter Geng und seine Familie im Rahmen der Aktion „Gläsernen Produktion“ des Landes Baden-Württemberg in die Ställe und Scheunen ihres landwirtschaftlichen Anwesens eingeladen hatten.
Die Möglichkeit, einmal hinter die Kulissen eines großen Bauernhofes blicken zu können, wurde von vielen Besuchern aus Reilingen und den umliegenden Gemeinden genutzt. Die in der Spargelgemeinde alteingesessene Bauernfamilie hatte den ganzen Tag über alle Hände voll zu tun, und musste zudem viele Fragen beantworten.
Während den Führungen durch sein Hofgut machte der Seehof-Bauer immer wieder deutlich, dass gerade auch die Landwirte zu den Berufsgruppen gehören, die aktiv zum Gemeinwohl beitragen. Neben der Produktion von gesunden Lebensmitteln, würde vor allem die Sorge um die Umwelt und den Erholungsraum die tägliche Arbeit beeinflussen. Neu war in diesem Zusammenhang für viele Besucher, dass eine sinnvolle Landwirtschaft auch dazu beitrage, die Umweltbelastungen von Industrie, Haushalt und Verkehr zu verringern. „Pflanzen und der Boden filtern die Schadstoffe filtern und sorgen so für die Grundwasserneubildung und eine gesunde, frische Luft.“
Das größte Interesse galt aber der Haltung von Milchvieh. Beim Rundgang durch die Stallungen wurde deutlich, was unter artgerechter Haltung zu verstehen ist: Jedem der 30 Tiere steht eine mit Stroh eingestreute Liegebox zur Verfügung. Außerdem können die Tiere frei entscheiden, wann und wo sie fressen, saufen, liegen oder laufen möchten.
Welche Futtermenge eine Kuh pro Tag braucht, um etwa 20 Liter Milch zu geben, überraschte die Hofbesucher: 25 Kilogramm Maissilage, fünf Kilo Grassilage, vier Kilo Heu, ein Kilo Soja-Schrot als Grundfutterausgleich, 1,8 Kilo Kraftfutter und rund 60 Liter Wasser. „Bei entsprechender Fütterung und artgerechter Haltung bringt so jede Kuh eine durchschnittliche Milchleistung von 6 200 Liter im Jahr“, so Peter Geng.
Faszinierend auch die Gelegenheit, einmal einen Blick in den hochmodernen und besonders hygienischen Melkstand zu werfen, wo zwei Mal am Tag acht Kühe gleichzeitig gemolken werden. Die Milch wird dabei sofort heruntergekühlt und alle zwei Tage von einem Milchtankwagen in die Molkerei transportiert. „Die regelmäßige Untersuchung von Milchproben von jeder Kuh garantiert dem Verbraucher höchste Qualität eines der wichtigsten Lebensmittel“, so Geng während den zahlreichen Führungen am gestrigen Sonntag.
Wie innovativ landwirtschaftliche Betriebe in der heutigen Zeit sein müssen, war beim Besuch der Rollrasen-Produktion zu sehen. Da die Nachfrage nach fertigem und vor allem strapazierfähigem wie unkrautfreien Rasen weiter steigend ist, war für Peter Geng nach familieninterner Beratung die Entscheidung klar, in diesen neuen landwirtschaftlichen Produktionsbereich einzusteigen. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, wurden teilweise Ackerflächen mit anderen Landwirten getauscht und so ein zusammenhängendes Gelände von rund 20 Hektar geschaffen.
Und das Ergebnis kann sich inzwischen sehen lassen: Mit einem speziell konstruierten Rasensodenschneider wurde den fasziniert zuschauenden Besuchern die vollautomatische Ernte von 2,5 Meter langen und 40 Zentimeter breiten Rasenstücken gezeigt. „Bei uns gibt es wie bei den Weihnachtsbaum-Plantagen die Möglichkeit, bei entsprechender Voranmeldung bei der Ernte des eigenen zukünftigen Rasens mit dabei zu sein“, überraschte Peter Geng so manchen Gartenfreund.
Die Besucher des „Tages der offenen Tür“ konnten sich aber nicht nur ausführlich informieren, sondern auch leckere Produkte aus Küche, Keller und vom Grill kosten, die von den Mitgliedern des MGV Reilingen anlässlich des zeitgleich stattfindenden Seehoffestes zum Verzehr angeboten wurden (wir werden noch berichten).

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