Kurpfalz Regional Archiv

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Ein bisschen "Feuerzangenbowle" in der Luft

05.06.06 (Hockenheim)

Abiturientenjahrgang 1976 traf sich nach 30 Jahren wieder in Hockenheim / Die alte Schulstadt genauer kennengelernt / Besuch des Tabakmuseums und ein Rundgang mit dem Nachtwächter
Klassentreffen zu veranstalten, ist eigentlich nichts besonderes – es sei denn, es trifft sich der erste reine Hockenheimer Abiturjahrgang, der 1976 das damals noch recht junge Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium mit der Reifeprüfung verließ. Es lag schon eine besondere Mischung aus Erinnerungen, Wehmut und auch ein bisschen „Feuerzangenbowle“ in der Luft, als sich die ersten, inzwischen zu Damen und Herren gereiften, Schülerinnen und Schüler von damals auf der Kirchenstaffel von St. Georg trafen. Der einst intensive tägliche Kontakt wurde in all den Jahren durch Studium, berufliche Entwicklungen und räumlichen Veränderungen auf ein Minimum reduziert. So machten sich die wenigen Jahrgangsangehörigen, die in der Region geblieben waren, manchmal regelrecht auf Spurensuche, um die früheren Klassenkameraden zu einem Abituriententreffen in Hockenheim wieder zu vereinen. Nach intensiven Recherchen gelang es jetzt Lioba Scheurer (Hockenheim), Gabriele Hönig (Ketsch), Dieter Hopf (Reilingen) und Ronald Mummert (Neulußheim) tatsächlich, fast alle Gauß-Absolventen von damals zu einem nostalgischen Ausflug in die eigene Vergangenheit, aber auch ihres einstigen gemeinsamen Schulortes zu bewegen.
Entsprechend groß war natürlich die Spannung und die Neugierde unter den aus ganz Europa angereisten Mitschülerinnen und Mitschüler. Hin und wieder aber auch manch fragender Blick: „Ist das nun Klaus, Rainer oder gar Hans-Peter?“ Andere wiederum stellten an diesem Nachmittag erstmals so für sich fest, dass man in den letzten 30 Jahren doch älter geworden sein müsse. Aber bereits nach wenigen Minuten waren die grauen Haare oder ersten Falten schon längst wieder vergessen. Und je länger sich die Abiturienten über die Zeit von „damals“ unterhielten, umso kleiner schien der zeitliche Abstand zum letzten Schultag zu werden.
Gemeinsam mit ihrem einstigen Klassenkameraden Otmar A. Geiger hatte das Vorbereitungsteam ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das zunächst mit einem Umtrunk im Tabakmuseum eröffnet wurde. Nach der obligatorischen Begrüßung durch Jahrgangssprecher Dieter Hopf war es dann auch gleich an Museumsleiter Hans Christ, die alten Gaußianer durch das Hockenheimer Heimatmuseum zu führen. Viele mussten bei einem Rundgang durch die Vielfalt der Exponate gestehen, während der Schulzeit eigentlich so gut wie gar nichts von der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der späteren Rennstadt mitbekommen zu haben. Für Hans Christ die beste Gelegenheit, die Bedeutung des Tabakanbaus und der Zigarrenindustrie für Hockenheim und die umliegenden Gemeinden zu rekapitulieren.
Nach dem mit viel Beifall aufgenommenen Rundgang durch das Museum war aber der Ausflug in die lokale Geschichte noch lange nicht beendet. Inzwischen zum Nachtwächter von Hockenaw des Jahres 1756 gewandelt, lud der regionale Heimatforscher Otmar A. Geiger seine ehemaligen Klassenkameraden „unn die aus de Parallelklassen halt a“ zu einem unterhaltsamen Bummel durch die Stadtgeschichte ein. Auch hierbei immer wieder erstaunte Gesichter, hatten doch gerade die von Auswärts ins Gauß gehende Schülerinnen und Schüler oft nicht mehr von Hockenheim kennengelernt als die Schule, die Bushaltestellen oder die Bäckereien dazwischen. Für den Nachtwächter natürlich die Gelegenheit, aus seinem schier unerschöpflichen Repertoire an Geschichten und Anekdoten aus der Geschichte zu schöpfen. Und da er in Uwe Lörch und Horst Schwesinger, wortgewandten Vertretern der „Schwoobe vun Neilosse“, den erklärten Lieblings“feinden“ des Nachtwächters, gerade zu ideale Gegenpartner hatte, geriet der Rundgang zu einem heiteren und stimmungsvollen Erlebnis. Dies gipfelte schließlich im Übersetzen der lateinischen Inschrift des Nepomuks an der Kraichbachbrücke, was für nicht Wenige die erste Begegnung mit der einst gelernten Sprache nach vielen Jahren bedeutete. Ein unerwarteter Test, der für manchen Schweiß auf der Stirn sorgte.
Um das 30-jährige Wiedersehen auch ganz zum gewählten Motto passend ausklingen zu lassen, endete der Rundgang mit dem Nachtwächter richtigerweise im Hockenheimer Brauhaus am Stadtpark. In der urigen Atmosphäre traf man dann auch unter großem Hallo auf die einstigen Lehrer Ernst Zowislo, Ekkehardt Jahn, Wolfgang Hoeß und Werner Boll. Meist saßen die Naturwissenschaftler, Juristen, Ärzte, Ingenieure, Geschäftsleute und Lehrer von heute mit ihren Paukern von damals im großen Kreis zusammen. Dabei erinnerte der damalige Musiklehrer Boll an „den ganz besonderen Jahrgang“, der erstmals am Hockenheimer Gymnasium das Abitur nach dem damals neu eingeführten Oberstufen-Kurssystem abgelegt hatte. Er war sich mit seinen Kollegen einig, dass damals die schulischen Anforderungen um ein Vielfaches höher gewesen seien als heute. Und da die meisten Lehrer an diesem Abend sogar das einst gefürchtete rote Notenbüchchen von damals mitgebracht hatten, war für viel Abwechslung und Gesprächsstoff gesorgt.
Dass das Treffen erst in den frühen Morgenstunden endete, war klar. Schließlich gab es auch untereinander viel zu erzählen, vor allem natürlich aus einer Zeit, die längst zu einem Teil der Geschichte des Gauß-Gymnasiums – und damit auch der Hockenheimer Stadtgeschichte geworden ist.

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