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Ein neues Fest in schwieriger Zeit

06.09.05 (Reilingen)

Rückblick auf das erste Reilinger Straßenfest / 25. Wiederkehr am 10. September / Ein Fest der Dorfgemeinschaft geblieben
Das Fest der Dorfgemeinschaft hat in Reilingen eine lange Tradition und wird in der Spargelgemeinde in diesem Jahr bereits zum 47. Mal gefeiert. Zunächst als große Saal- und Hallenveranstaltung durchgeführt, um das dörfliche Gemeinschaftsgefühl zu steigern und einen finanziellen Beitrag zur Förderung öffentlicher Projekte zu erzielen, setzte sich im Jahr 1981 die Erkenntnis durch, in einem Straßenfest eine zeitgemäßere Form für das etwas in die Jahre gekommene Fest gefunden zu haben. Ein Blick in die Chronik zeigt, dass damals eine ähnliche Stimmung in der Bevölkerung geherrscht haben muss wie heute. Der damalige Bürgermeister Helmut Müller stellte in seinem Grußwort zum ersten Straßenfest nämlich fest, dass der Gemeindeverwaltung künftig in verstärkterem Maße bei der Bewältigung von Aufgaben im Interesse der Allgemeinheit hilfreich zur Seite gestanden werden müsse. „In den letzten Wochen und Monaten haben wir alle ganz deutlich gemerkt, dass im wirtschaftlichen, ja sogar in manchen privaten Bereichen, ausgelöst durch die derzeitige Finanzsituation von Bund, Ländern und Gemeinden, durch die Hochzinslage, ja allgemein durch die stagnierenden wirtschaftlichen Verhältnisse von jedem einzelnen ein Überdenken seiner Situation und seiner Möglichkeiten gefordert wird.“ Das Gemeindeoberhaupt machte damals den Reilingern deutlich, dass es nicht nur unbefriedigend, sondern gar ein Stillstand und deshalb auch ein Rückschritt sei, aus diesem Grund die Hände in den Schoß zu legen, auf bessere Zeiten zu hoffen oder nur noch über die (damals) gegenwärtigen Zustände bitter zu klagen.
Die Aufforderung von Helmut Müller kurz vor dem 12. September 1981 war klar und unmissverständlich: „Wer nicht durch Beruf oder sonstige Verpflichtungen verhindert ist, nutze diesen Tag mit seiner Familie und feiere mit anderen zusammen ein Gemeinschaftsfest, das seine Bedeutung in erster Linie erhält, wenn die gesamte Bevölkerung den Sinn mitträgt, dass nur gemeinschaftlich unsere Zukunft erhalten und gestalten werden kann.“
Die Reilinger hatten den „Befehl“ ihres Bürgermeisters verstanden und 36 Vereine organisierten unter dem Dach der Kultur- und Sportgemeinschaft das erste Straßenfest. Neu für den Ort war, dass erstmals die einzelnen Vereine die Festbesucher an ihren eigenen Ständen bewirteten und in gemeinsamen Vorträgen im Hof der Franz-Riegler-Schule mit Musik, tänzerischen und sportlichen Darbietungen unterhalten wollten. Noch als Versuch geplant, überzeugte das neue Fest der Dorfgemeinschaft auf Anhieb. In der Schwetzinger Zeitung war am 14. September zu lesen: „Was in vielen Gemeinden bereits Tradition ist, nämlich ein Straßenfest durchzuführen, wurde in Reilingen am Samstag erstmals als ein Versuch getestet. Das 23. Fest der Dorfgemeinschaft war das Objekt und der Bereich um das Feuerwehrgerätehaus, die Alte Friedhofstraße und Zeppelinstraße waren die Teststraßen, gewissermaßen die „Futter-Meilen“, denn die Düfte der einzelnen Verkaufsstände ließen viel gutes erwarten. Aber was noch viel wichtiger war, das Wetter spielte kräftig mit, wenn auch noch am frühen Samstagmorgen trübe Wolken nichts Gutes ahnen ließen. Als um 10 Uhr die Musikkapelle „Harmonie“, der Spielmannszug sowie die Feuerwehrkapelle von ihrem Sternmarsch zurückkehrten, da lachte die Sonne, mit zunehmender Zeit auch immer schöner. Und dann kamen auch die Massen, nicht nur die Reilinger, auch viele Nachbarn, die eben einfach mal reinschnuppern wollten, ins Reilinger Straßenfest, das als geglückt bezeichnet werden kann.“
Weiter war damals in der SZ/HTZ zu lesen, dass ein riesengroßes Angebot an Speisen und Getränke, sowohl am Festplatz und drumherum, dazwischen weitere Verkaufsstände, auch für das Auge ebenso abwechslungsreich gewesen sei wie das Rahmenprogramm. „Dies war gefüllt mit sportlichen, musikalischen und gesanglichen Beiträgen, die wiederum per Lautsprecherin die Feststraßen ausgestrahlt wurden. Conferencier war, wie könnte es anders sein, Siegfried von Sagunski, der die Fäden voll in der Hand hatte.“
Folgt man dem weiteren Bericht ist festzustellen, dass sich beim Reilinger Straßenfest in den vergangenen Jahren nur wenig verändert hat. Das Programm auf der damals noch nicht überdachten Bühne könnte auch heute auf den Plakaten stehen, das „schmackhafte wie exclusive Speiseangebot“ erfreut auch heute noch die vielen Stammbesucher aus nah und fern.
Das Fazit des Berichterstatters Werner Schmitt klang vor 25 Jahren optimistisch: „Aber das erfreulichste Fazit dieses Festes, es blieb alles in Grenzen, ohne irgendeinen Zwischenfall, so dass rundherum festgestellt werden darf, dass Vereine und die Dachorganisation, die demnächst das Resümee dieses ersten Straßenfestes ziehen wird, zufrieden sein können. Die Atmosphäre einer solchen Veranstaltung dürfte richtungsweisend gewesen sein, für ein neues Fest der Gemeinschaft.“
Und die Reilinger haben sich an dieser Auffassung orientiert, so dass am kommenden Samstag, 10. September, 11 Uhr, nach einem Böllerschuss und dem Prolog des Wersauer Burgwächters von Bürgermeister Walter Klein einmal mehr ein Straßenfest eröffnet wird, das in seiner ganzen Art wieder zu einem echten Fest der Dorfgemeindschaft mit vielen Gästen aus nah und fern werden wird.

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