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Emotionaler, zutiefst anrührender Höhepunkt

22.11.06 (Speyer)

Domchor Speyer begeistert beim V. Festival Internazionale di Musica e Arte Sacra in Rom / Mozarts C-Moll-Messe in der päpstlichen Basilika San Giovanni in Laterano aufgeführt
Rom/Speyer.-
Mit minutenlangem Beifall ging in Rom in der überfüllten Basilika San Giovanni in Laterano am Freitagabend im Rahmen des Festival Internazionale di Musica e Arte Sacra vor rund 2.000 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Politik und Kirche die Aufführung der Großen Messe in c-Moll (KV 427) von Wolfgang Amadé Mozart zu Ende. Dabei wurde vor allem der Speyerer Domchor und seine Gastsänger aus dem russischen Kazan (mit diesem Studentenchor hatte der Domchor bereits während der Internationalen Musiktage „Dom zu Speyer“ erfolgreich zusammengearbeitet) begeistert und mit italienischem Temperament gefeiert. Domkapellmeister Professor Leo Krämer war mit dieser Aufführung eine Meisterleistung gelungen. Er bot mit seinen Sängern und Musikern zwar keine grundsätzlich neue Mozart-Interpretation, aber doch eine in vielen Abschnitten anders beleuchtete Wiedergabe dieser letzten Ordinariumsvertonung des Salzburger Komponisten.
„Requiem!“ mochte man denken, als die ersten Takte anhoben, Krämer die Tempi zunächst fast quälend langsam nahm und damit einen Spannungsbogen schuf, an dem der Chor eifrigen Anteil hatte: Die Dreiklangsbrechungen bauten sich gewaltig zu Türmen auf, aber bei aller chorischen Kraft der etwa 100 Sänger wohlgeformt, geschult, und immer der inneren Logik der musikalischen Entwicklung verpflichtet.
Eine Eigenart der C-Moll-Messe ist ihre Sopranlastigkeit bei den Soli. Die bekannten historischen Gründe: Mozart schrieb diese Messe ganz für seine Frau Constanze, um damit seinem strengen Vater Leopold zu imponieren. Diese Rolle hatte während des Konzertes Susanne Bernhard (München) übernommen, die vor allem mit dem „Et incarnatus est“, jener unvergleichlichen Sopranarie, wie sie nur von einem Genie wie Mozart geschrieben werden konnte, stimmlich wie interpretatorisch eine Glanzleistung bot.
Die Mezzosopranistin Ekaterina Leyder (Kazan) sang ohne Abstriche mit einer extravertierten Stimme von großer Strahlkraft, die in den gut abgestimmten Duetten zu höchster Wirkung kam. Bei dieser Messe wenig berücksichtigt von Mozart dagegen die Männerstimmen: Der Tenor Bernhard Berchthold (Innsbruck) konnte sich im „Quoniam“ zwar nicht gegen seine beiden Partnerinnen durchsetzen, zeigte dann aber später beim „Benedictus“ eine gute Leistung – wie auch der Bassist Radu Cojocariu (Freiburg), der sich bei dieser Mozart-Messe jedoch mit nur wenigen Takten begnügen musste.
Das Orchester, die Camerata Salzburg, spielte solide – hervorzuheben sind das punktgenaue Spiel der Streicher und das gut aufgelegte Blech. Somit ein exakter Klangteppich, der für die Sängerinnen und Sänger die optimale Grundlage bot.
Feierlich und emphatisch intonierten der Domchor und der Studentenchor aus Kazan die gewaltigen Harmonien von „Kyrie“ und „Credo“, wuchsen im doppelchörigen „Qui tollis“, vor allem aber im achtstimmig prachtvoll angelegten „Sanctus“ über sich hinaus. Genauso könnte sich Mozart seine als Torso hinterlassene C-Moll-Messe vorgestellt haben!
Das wohl bedeutendste internationale Festival für Kirchenmusik erlebte mit dieser, von Domkapellmeister Professor Krämer immer eng am barocken Original erarbeiteten Aufführung einen emotionalen, zutiefst anrührenden Höhepunkt. Zugleich aber auch der Beweis, warum der Speyerer Domchor neben den Chören aus Köln und Salzburg sowie den Wiener Sängerknaben zu diesem Fest der Kirchenmusik nach Rom eingeladen worden war. Und wieso am heutigen Sonntag die Männerstimmen aus Speyer beim Festgottesdienst im Petersdom den weltbekannten Knabenchor, begleitet von den nicht minder berühmten Wiener Philharmonikern, im Tenor und Bass verstärkten werden.
Stolz und besondere Freude über den Erfolg „ihres“ Domchores natürlich auch bei Bischof Dr. Anton Schlembach und Weihbischof Otto Georgens, die zu Gesprächen im Vatikan weilten, und es sich natürlich nicht nehmen ließen, zusammen mit vielen weiteren Kardinälen, Bischöfen und anderen Würdenträger der katholischen Kirche dieses Konzert in der „Mutter aller Kirchen“ zu besuchen.

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