Enge historische Beziehungen zwischen Reilingen und Speyer
04.08.11 (Reilingen)
MGV 1902 Reilingen umrahmt Festgottesdienst zur Eröffnung des traditionellen Privilegienfestes im Kaiserdom / Reilingen gehörte viele Jahrhunderte zum Bistum Speyer
Wenn im Kaiserdom zu Speyer am Samstag, 6. August, um 17 Uhr mit einem feierlichen Pontifikalgottesdienst das traditionelle Privilegienfest aus Anlass des 900. Jahrestages der Verleihung kaiserlicher Privilegien an die Einwohner Speyers durch Heinrich V. besonders festlich eröffnet wird, fällt auch ein bisschen historischer Glanz auf die ebenfalls jubilierende Gemeinde Reilingen. Die über 725-jährige geschichtliche Verbundenheit mit der Domstadt wird auch darin deutlich, dass nämlich der MGV 1902 Reilingen zusammen mit dem katholischen Kirchenchor Otterstadt die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann übernehmen wird.
Die Sängerinnen und Sänger aus der Spargelgemeinde haben sich deshalb intensiv auf diesen besonderen Auftritt vorbereitet. „Dies ist für uns eine ganz besondere Herausforderung und Ehre zugleich“, war in den letzten Tagen immer wieder aus Sängerkreisen zu hören. Mit der „Missa parochialis für Chor und Bläser“ des ehemaligen Eichstätter Domkapellmeisters Wolfram Menschick habe man unter der Leitung des neuen Dirigenten Dirk Schneider eine nicht ganz einfache Messe einstudiert. Vor allem die lateinischen Texte und zum Teil ungewohnte Rhythmiken hätten die Sängerinnen und Sänger vor bisher ungewohnte Aufgaben gestellt. Aber dank dem Engagement und der Erfahrung aller sei es nun gelungen, die „Missa parochialis“ einzustudieren. Nun freue man sich auf das gemeinsame Musizieren mit dem Chor und den Bläsern aus Otterstadt, die ebenfalls unter der Leitung von Dirk Schneider stehen.
Wichtig für die Aktiven des MGV 1902 ist aber auch, gerade im Reilinger Jubiläumsjahr mit der Teilnahme am Festgottesdienst im Dom an die vielhundertjährige Verbindung zwischen Reilingen und Speyer erinnern zu dürfen.
Schließlich gehörte das Dorf an der unteren Kraich zunächst – wie auch die Burg Wersau – zum großen rechtsrheinischen Besitz des Bischofs von Speyer. Auch der Übergang zur Kurpfalz am 9. August 1462 änderte kirchenrechtlich nichts daran, dass Reilingen und Hockenheim auch weiterhin zum Bistum Speyer gehörten. Erst mit der Gründung des Erzbistums Freiburg (1821) kamen alle rechtsrheinischen Gemeinden unter eine neue Diözesanverwaltung. Die in Jahrhunderten gewachsene Zusammengehörigkeit mit Speyer ist in der Region zwischen Hockenheim und St. Leon, sowie dem gesamten Bruhrain selbst 190 Jahre später noch immer zu verspüren. Die Domstadt ist nicht nur als Einkaufs- und Freizeitstadt beliebt, sondern wird auch als Schulstadt in der nordbadischen Grenzregion hoch geschätzt.
Die Verbundenheit wird sicher auch nach dem Gottesdienst zu spüren sein, wenn die Saliergesellschaft dazu einlädt, das Jubiläumsfest mit einem Umtrunk an der Nordseite des Domes zu feiern.
Historischer Hintergrund des jährlich stattfindenden Privilegienfestes ist ein Gebot von Kaiser Heinrich V. aus dem Jahre 1111, das an die Verleihung der Speyerer Stadtprivilegien gebunden war. Darin hatte der Kaiser, der auch mehrmals die Burg Wersau besuchte, die Bewohner Speyers aufgefordert, am Todestag seines Vaters Heinrich IV. mit Kerzen in den Händen zu einem Gedenkgottesdienst in den Dom zu kommen, um für dessen Seelenheil zu beten. Des Weiteren enthielt das Gebot den für die damalige Zeit lebenswichtigen Zusatz, dass „von jedem Hause ein Brot den Armen als Almosen“ gegeben werden sollte. Dieses Gebot des Kaisers erfüllt die Saliergesellschaft noch heute, indem sie die von den Gottesdienstbesuchern erbrachten Spenden einer sozialen Einrichtung zukommen lässt.