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Hopfenstangen als Tore für den Bolzplatz

21.02.08 (Reilingen)

100 Jahre SC 08 Reilingen – ein Blick in die wechselvolle Geschichte (1)
Sich eine Zeit, ja ein Leben ohne Fußball vorzustellen, dürfte nicht nur den Aktiven und vielen Fans schwerfallen. Und doch ist es, orientiert man sich an der Geschichte der Menschheit noch gar nicht so lange her, dass es den organisierten Fußballsport gibt. Ja, gekickt wurde schon immer. Das beweisen Wandgemälde aus dem alten Ägypten oder aus Darstellungen der südamerikanischen Inka-Kultur. Dass auch in den deutschen Ländern gerne mit einem aus Lumpen oder Lederstücken geformten „Ball“ gespielt wurde, ist auf vielen Gemälden alter Meister zu erkennen. Die Geburtsstunde des an Regeln orientierten Fußballspiels schlug aber erst am 26. Oktober 1863, als in London die „Football Association“ gegründet wurde. Die wohl wichtigste Regel der neuen Sportart umschrieb den Sinn und Zweck eines Spiels mit dem runden Leder: „Ein Tor ist erzielt, wenn ein Ball unterhalb der Torlatte durch das Tor gebracht worden ist, ohne dass er getragen oder mit der Hand geschlagen wurde.“
Seitdem hat der Fußballsport einen Siegeszug in der ganzen Welt angetreten. Als am 5. April 1908 das erste offizielle Länderspiel in der Geschichte des deutschen Fußballs ausgetragen wurde (die Schweiz besiegte vor 3500 Zuschauern die deutsche Elf mit 5:3), gab es im kleinen badischen Bauerndorf Reilingen zwar schon die ersten Fans, aber längst noch kein Fußballverein. Aber es sollte nicht mehr lange dauern, denn bereits am 10. Mai 1908 gründeten 20 fußballbegeisterte junge Männer den Fußballclub „Victoria“ Reilingen. Sie wählten Ursus Claus zum ersten Vorsitzenden, Viktor Bertsch zu seinem Stellvertreter. Der Bitte um Eintrag ins Vereinsregister wurde vom Großherzoglichen Amtsgericht in Schwetzingen dann aber doch nicht so schnell entsprochen, denn zum einen fehlte dem „Verein“ eine Satzung, zum anderen waren nicht alle Gründungsmitglieder volljährig, also mindestens 21 Jahre alt.
Der erneute Antrag an das Amtsgericht beinhaltete dann die erforderliche Satzung – und einen neuen Namen für den Fußballverein: Sportclub 08 Reilingen. Damals, am 30. März 1910, hatte der Verein bereits 28 Mitglieder, so dass einer erfolgreichen Zukunft nichts mehr im Wege stand. Die Mannschaft hatte mit Emil Zeisler bereits einen Spielführer, aber so ein richtiger Fußballplatz fehlte im Dorf. Gespielt wurde auf einem Bolzplatz ähnlichen Gelände in der „Fröschau“, auch die Sandgrube am Holzweg diente zeitweise als Spielfeld. Als Tore dienten anfangs Hopfenstangen, die immer wieder neu aufgestellt werden mussten. Dennoch entwickelte sich mit den Jahren ein reger Spielbetrieb mit Vereinen in der näheren Umgebung. Die ersten Verbandsspiele fanden aber erst ab der Saison 1919/20 statt, und zwar auf dem alten DJK-Platz am Beginn der Steinallee, der heutigen Landstraße zwischen Reilingen und Kirrlach.
Der 27. Juli 1920 wurde zu einem Festtag für den SC 08: Das noch heute bestehende Vereins- und Sportgelände wurde eingeweiht. Dass dies möglich wurde, war vor allem dem damaligen Vorsitzenden Mathias Brenner, dem zweiten Vorsitzenden Georg Eichhorn und Schriftführer Heinrich Glotz zu verdanken.
Der Einfluss des Nazi-Regimes führte auch in Reilingen dazu, dass auf Veranlassung des damaligen Bürgermeisters und NSDAP-Ortsgruppenleiters der Turnerbund „Germania“ und der Sportclub 08 zur „Sportgemeinde Reilingen 1890“ zusammengeschlossen wurden.
Dies änderte sich erst wieder Ende 1948, als am 30. Dezember Ludwig Hartmann zum ersten Nachkriegsvorsitzenden des SC 08 gewählt wurde. Männer wie Oskar und Josef Kneis trugen dazu bei, dass der Sportclub ab 1949 wieder unter seinem früheren Namen aktiv werden konnte. Dies aber erst nach schwierigen Verhandlungen der verantwortlichen Politiker mit den Besatzungsmächten, den Fußball als einer der ersten Sportarten nach dem Weltkrieg in Deutschland wieder zuzulassen.
Mit dem Bau eines vereinseigenen Clubhauses begann auf Initiative der damaligen Vorsitzenden (zunächst Hans Gelz, später Ludwig Hartmann) Ende der 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts ein neuer Abschnitt in der wechselvollen Vereinsgeschichte.

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