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Wenn ein wahrer Whiskey auf Reilinger Spargel trifft

09.05.10 (Reilingen)

Traditionelles Dorflindenfest lockte wieder viele Besucher auf den Franz-Riegler-Platz / Süffiger Maibock und köstliche Maibowle als Renner / Kulinarische Spezalitäten ausverkauft /  Whiskey-Verkostung mit Frank Reeb
Sage nur einer, es gebe die einst beliebten, heute vielleicht etwas altmodisch wirkenden Dorffeste nicht mehr. Ein Blick in die Reilinger Chronik zeigt, dass es in den letzten 150 Jahren immer wieder Gelegenheiten gab, wo sich die Dorfhonoratioren, Bauern und Handwerker, aber auch die Mägde, Knechte und Dienstboten zum zwanglosen Feiern trafen. Zumeist in einem der zahlreichen Wirthäuser stattfindend, ist bis heute ein Fest in Erinnerung geblieben, das im Reilinger Jahreslauf ganz bewusst hinaus ins Freie lockte: das Dorflindenfest.Diese volkstümliche Veranstaltung fand stets zur Blütezeit der großen Linde statt, die damals den Platz an der alten Wendelinuskirche schmückte. Nach dem sonntäglichen Wettersegen durch den Ortspfarrer trafen sich hier Jung und Alt, um unter dem schattigen Kronendach des weit ausladenden Baumes zwanglos zu feiern. In bester Stimmung wurde hier gegessen und getrunken, viel gelacht und gescherzt, aber auch so manche lokalpolitische Intrige gesponnen oder kleine Racheaktionen gegen Nachbarn ausgebrütet. So endete das Dorflindenfest einmal damit, dass die wackeren Reilinger mit Äxten und Sägen ausrückten, um den Hockenheimern ihre Obstbäume im Holzrott zu fällen. Eine Geschichte, die später als „Holzrott-Krieg“ in die Ortsgeschichte eingehen sollte.
Nachdem das einst beliebte Fest über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war, griffen die Freien Wähler der Spargelgemeinde diese alte Tradition wieder auf und erweckten vor einigen Jahren das Fest unter der Dorflinde zu neuem Leben. Die historische Dorflinde steht zwar nicht mehr in der Ostsmitte, sondern neu gepflanzt neben dem Franz-Riegler-Haus. Inzwischen zu einem prächtigen Baum geworden, lässt es sich auch hier wieder prächtig feiern.
Das Regenwetter und die kühlen Temperaturen der letzten Tage schienen ein Feiern unter der Dorflinde unmöglich zu machen. Als am Samstagabend aber die Sonne den Platz am Feuerwehrhaus in goldenes Licht tauchte, Windstille und überraschend milde Temperaturen eingekehrt waren, strömten die Menschen in großer Zahl zu diesem Traditionsfest. In kürzester Zeit waren die Plätze unter der Linde voll besetzt, und auch bei der späteren Abendkühle ließ man sich die gute Laune nicht verderben. Wie bei den Altvorderen saßen auch in diesem Jahr wieder die Reilinger mit vielen Besuchern aus den umliegenden Gemeinden zusammen, stießen mit süffigem Maibock aus der Bügelflasche oder nach frischem Waldmeister duftender Maibowle auf den gerade erst begonnenen Wonnemonat an. Da bewusst auf musikalische Umrahmung oder andere Programmpunkte verzichtet wurde, stand das Gespräch mit- und untereinander im Mittelpunkt. Eine seltene Gelegenheit, die nicht nur von den vielen anwesenden Kommunalpolitikern aus dem südlichen Kreisgebiet ausgiebig genutzt wurde.
Neben den vielen bewährten Grillspezialitäten fand der bereits legendäre Spargelsalat einmal mehr reißenden Absatz. Die Nachfrage war in diesem Jahr sogar so groß, dass die stets die Gäste umsorgende FWV-Vorsitzende Sabine Petzold nicht nur Verpflegung nachordern, sondern später auch als total ausverkauft vermelden durfte.
Groß das Interesse aber auch an der erstmals durchgeführten Whiskey-Verkostung. Dabei legte Frank Reeb als Experte der vor allem aus Schottland, Irland und den USA stammenden Spirituose vor allem Wert darauf, keine billigen Whiskys aus dem Discounter oder Supermarkt anzubieten, sondern nur hochwertige und seit Generationen bekannte Whiskey-Sorten, also die mit dem „e“ vor dem Ypsilon. Wie in den Heimatländern dieses Produktes üblich wurde die Verkostung regelrecht zelebriert, was für die meisten der Anwesenden ein ganz neues
Geschmackserlebnis darstellte. Ob nun mit angenehm vollen Aroma, nach Nüsse und Gewürze schmeckend, oder rauchig mit Anklängen von reifen Äpfeln und einer feinen Sherry-Note: Der Whiskey ergänzte sich, was zunächst wohl niemand für möglich gehalten hatte, auch mit Spargel zu einem einzigartigen Gaumenerlebnis.
Eine neue, interessante Idee, die das Dorflindenfest nicht nur geschmacklich erweiterte, sondern auch so richtig zu diesem Traditionsfest passte.


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