Kurpfalz Regional Archiv

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Liebhaberkonzerte für die Kurpfälzer

19.02.14 (Musik, Kunst & Kultur)

Musikalisch künstlerischer Neubeginn in Mannheim: Als am 20. November 1778 der Theaterkapellmeister Ignaz Fränzl das erste „Liebhaberkonzert“ für Mannheimer Bürger und fremde Gäste dirigierte, wurde damit der Grundstock zu einer Musikalischen Akademie „bürgerlicher Prägung“ gelegt. Ein Neubeginn war notwendig geworden, da Kurfürst Carl Theodor die Erbfolge in München angetreten hatte und die Kurpfalz zum „Kurfürstentum Pfalz-Baiern“ mit Bayern vereint worden war. Nur so wird die besondere Bedeutung der Musikalischen Akademie für Mannheim verständlich. Der Anfang war schwer: Nach dem Wegzug des kurfürstlichen Hofes nach München hatte Fränzl 1778 die schwierige Aufgabe übertragen bekommen, eine neue Kapelle für das Nationaltheater zu formen. Die meisten der besonders gut ausgebildeten Musiker waren nach München verpflichtet worden. In Mannheim dagegen war ein zusammengewürfeltes Orchester übriggeblieben mit zum Teil „höchst bescheidenen“ Musikern.
Musikalische Akademien waren für die Residenzstadt an Rhein und Neckar nichts besonderes, denn sie wurden in den Wintermonaten bereits seit mehr als zehn Jahren veranstaltet. Als ihre Geburtsstätte gilt der Rittersaal im Mittelbau des Schlosses. Kurfürst Carl Theodor galt als guter Flötenspieler und stand darin dem Preußenkönig Friedrich II. in nichts nach. Kein Wunder also, daß der Regent auf ein Spitzenorchester höchsten Wert legte. Und stolz neigte sich dann sein Kopf, wenn die Musiker mit vollendetem Können vor adligen Reisenden, kirchlichen Würdenträgern und den Gesandten aller am Hof akkreditierten Länder Europas aufspielten.
Bei allen Einschränkungen für die Menschen der damaligen Zeit genossen die Mitglieder der Hofkapelle weitgehende Freiheiten. Sogar für die Akademiekonzerte durften sie ihr Programm selbst zusammenstellen. Dies war ganz im Sinne des Landesherren, der stets nach neuen musikalischen Überraschungen verlangte.
Voller Lob für das Mannheimer Orchester war bereits 1763 der Salzburger Hofkapellmeister Leopold Mozart: „Das Orchester zu Mannheim ist ohne Widerspruch das beste in Teutschland“. Kein Wunder also, daß sein Sohn Wolfgang Amadeus alles daran setzte, in kurpfälzische Dienste eintreten zu können. Ein Wunsch, der ihm aber trotz einem umjubeltem Vorspiel nicht erfüllt wurde. Der reisende Komponist Charles Burney stellte 1772 fest, daß im Orchester des Kurfürsten „wirklich mehr Solospieler und gute Komponisten als vielleicht in irgend einem Orchester in Europa“ geben würde.
Und Christian Friedrich Daniel Schubart schrieb 1784: „Kein Orchester der Welt hat es je in der Ausführung dem Mannheimer zuvorgethan, sein Forte ist ein Donner, sein Crescendo ein Catarakt, sein Diminuendo – ein in die Ferne dahinplätschernder Krystallfluß, sein Piano ein Frühlingshauch.“
Der Wiederaufbau wurde für den Kapellmeister des Orchesters des Nationaltheaters in B 4, Ignaz Fränzl, eine Herausforderung. Immerhin galt es an alte Traditionen und Erfolge anzuknüpfen. Hatte man bisher die vielen Feste am Hofe musikalisch umrahmt und war selbst während des wöchentlichen Kartenspiels aufgetreten, mußten die Musiker jetzt ihr Können vor einem breiten, bürgerlichen Publikum beweisen.
Ignaz Fränzl schaffte das „Wunder von Mannheim“ und begründete damit eine neue musikalische Tradition im Mannheimer Nationaltheater. Über die Brüder Lachner, Furtwängler, Horst Stein, Jun Märkl und vielen anderen Kapellmeistern wurde bis heute ein Bogen geschlagen, der das Orchester des Nationaltheaters Mannheim einreiht in die großen Orchester Deutschlands.

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