Langer Weg einer Sammlung
17.02.98 (Forschung & Archäologie, Museen & Archive)
Gatterer-Apparat im Speyerer Landesarchiv vorgestellt
Die Präsentation des Gatterer-Apparats im Landesarchiv Speyer ist der Schlußpunkt der Bemühungen von Archivdirektor Karl-Heinz Debus, diese einmalige Sammlung von unschätzbarem Wert für die hessisch-pfälzische und die gesamtdeutsche Geschichtsforschung aus Luzern nach Speyer ins Landesarchiv zu holen. Die Verhandlungen reichen zurück bis ins Jahr 1986. Damals bekam er ein „Signal“ von seinem Kollegen aus dem Staatsarchiv in Luzern, Anton Gössi, daß die Sammlung zum Verkauf stünde. Weitere Gespräche wurden im November 1993 geführt, wieder in Luzern, als dort das Staatsarchiv seinen Neubau einweihte. Damals waren sich die Schweizer bereits einig, daß „der Gatterer-Apparat als ureigenes pfälzisch-hessisches Material wieder nach Deutschland verkauft werden soll.“
Seither ging es für Karl-Heinz Debus darum, die nötige Summe – ein Freundschaftspreis der Schweizer, wie er sagt – von einer Million Schweizer Franken aufzutreiben. Da braucht man Verbündete. Die fand er auch: Von der Kulturstiftung der Länder und der Kulturstiftung von Rheinland-Pfalz wurden insgesamt 75 Prozent der Mittel zur Verfügung gestellt. Den stattlichen „Rest“ von immer noch rund 300.000 Mark finanzierten fast 100 Sponsoren und private Spender. Für den Ankauf des Gatterer-Apparates wurden also keinerlei Mittel aus dem öffentlichen Haushalt benötigt.
Zum Vertragsabschluß zwischen den zuständigen Ministerien der Schweiz und von Rheinland-Pfalz kam es schließlich Ende 1996. Und danach wechselte die einmalige Sammlung ihren Besitzer, seit dem 18. Februar des vergangenen Jahres befindet
sich der Gatterer-Apparat im Speyerer Landesarchiv. Mit dem Vertrag sind verschiedene
Bedingungen zu erfüllen. Die wichtigste: Die Sammlung darf nicht auseinandergerissen werden, muß also an einem Ort aufbewahrt werden. Die Kulturstiftung der Länder forderte darüberhinaus eine öffentliche Präsentation des Gatterer-Apparates, was mit der Ausstellung im Foyer des Landesarchivs erfüllt ist. Eine Publikation in der stiftungseigenen Reihe „Patrimonia“ gehört ebenfalls dazu.
Im Landesarchiv ist der Gatterer-Apparat zukünftig der Forschung zugänglich. Vor allem Historiker werden wohl damit arbeiten, nachdem er in Luzern aufgrund der Entfernung nur spärlich benutzt worden sei, wie Karl-Heinz Debus weiß. Natürlich darf nicht jeder mit den Originalen hantieren, dafür muß man schon triftige Gründe haben. Die Originale werden weitestgehend geschont. „Bei den heutigen technischen Hilfsmitteln kann man gut mit Kopien arbeiten“, sagt der Archivdirektor, und man ist in Speyer inzwischen auf Anfragen aller Art vorbereitet. Der Zugriff auf den GattererApparat kann sowohl über Computer erfolgen als auch über Mikrofilme, der gesamte Bestand ist somit für Wissenschaftler verfügbar. Außerdem wurden großformatige Mappen angefertigt – Rückvergrößerungen der Originale vom Mikrofilm auf Papier. Auch eine fotografische Dokumentation der Siegel liegt vor.
Quelle: unbekannt