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Renaissance der alten Reben

18.09.16 (Forschung & Archäologie, Landwirtschaft & Forsten, Speisen & Getränke)

uropa_im_weinbergAuf der Suche nach historischen Rebsorten
Auf den Karten der Pfälzer Weingüter stehen meist die gängigen Sorten: Riesling natürlich, Burgunder, Dornfelder, bisweilen auch Muskateller oder St. Laurent. Doch die Vielfalt der Rebsorten ist weit größer als das, was sich heute auf Weinkarten oder in den Weinbergen findet. Denn neben den Sorten im Anbau – in der Pfalz beispielsweise sind 121 Sorten offiziell zugelassen – gibt es eine Fülle historischer Rebsorten.
Circa 3000 registrierte Rebsorten, davon ungefähr 100 aus Deutschland, sind beispielsweise in der Pfalz beim Institut für Rebenzüchtung, dem Geilweilerhof in Siebeldingen, dokumentiert. Ein weltweites Unikat bei der Datenerfassung von Rebsorten (auch hinsichtlich der Züchtung von resistenten Traubensorten) ist die erst vor wenigen Wochen veröffentlichte Internet-Datenbank »Vitus International Variety Catalogue«. Über die mehr als 4000 Zugriffe unterschiedlicher Nutzer aus vielen Ländern nur im Monat August freut sich auch Erika Maul, Ampelographin am Geilweilerhof. Laut der Fachfrau für Rebsortenforschung verfügen die alten Rebsorten über ein hohes Säurepotential, was sie in Zeiten der Klimaerwärmung für Winzer und die Rebenzüchtung interessant macht. Diesen Aspekt bestätigt auch Andreas Jung, ebenfalls Ampelograph, zugleich Biologe, der seit vielen Jahren im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums unterwegs ist, um alte Rebsorten zu entdecken. Er betreibt dazu quasi eine Feldforschung vor Ort, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, der Schweiz, Schlesien, Italien und Frankreich, um alte Sorten in seinem Rebsortenarchiv zu erhalten und vor dem Aussterben zu bewahren. Bisher hat er 300 Sorten und 1500 Klone eingesammelt, wovon 103 autochthone Sorten in seinem Südpfalzweinberg nahe der Gemeinde Weingarten stehen. Auch als »Rebsortenarchäologe« bezeichnet, fand er viele Exemplare, die bereits ausgestorben oder in Vergessenheit geraten waren. Zur Unterstützung seiner ehrenamtlichen Arbeit bietet Andreas Jung auch eine »Rebenpatenschaft« an und speziell jeden Herbst für die Paten und andere Interessierte eine kulinarische Weinprobe. Dabei werden auch Weine aus alten Rebsorten präsentiert, die in der Regel einen dichteren, komplexen Geschmack haben. »Vergessene« Reben wie etwa die Sorte »Blauer Gänsfüsser« stehen auch heute noch in der Pfalz an alten Hauswänden, zum Beispiel in Haßloch oder Geinsheim, um Keller vor Feuchtigkeit zu schützen.
Hier geht es zur internationalen Datenbank für Rebsorten http://www.vivc.de/

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