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Rund um die Nikolausbrücke

06.12.01 (Straßen, Fähren & Verkehr)

Nikolauskirche Der heilige Nikolaus hinterließ auch in Speyer seine Spuren
Rund um die Nikolaus- oder Sonnenbrücke und unterhalb des Heidentürmchens herrschte einst das geschäftige Treiben der Schiffsbauer, Schiffer, Hafenarbeiter und Rheinkaufleute. Wer heute im „Hasepuhl“ wohnt, lebt in einem ehemaligen Flußlauf und mittelalterlichem Hafengelände. Wer im unteren Domgarten zum Rhein hinausgeht, schlendert durch ein altes Hafenbecken. Auf der Sonnenbrücke befindet man sich mitten im „Nikolausviertel“. Darauf verweist der moderne Brückenheilige Nikolaus von Myra von Wolf Spitzer.

Nikolaus von Myra ist nicht nur der Schutzpatron der Kinder, sondern auch der Berufsgruppen, die sich Flüsse, Seen und Meere zunutze machen: Seeleute, Flussschiffer, Handelsschiffer und Schiffsbauer. Dem populären Heiligen wurde schon im 12. Jahrhundert in Speyer eine Nikolauskapelle gewidmet. An ihrer Stelle steht seit 1826 die Antikenhalle, seit 1930 Kriegerdenkmal.
Die Kapelle war auch die Zunftkirche der Speyerer Rheinkaufleute, Schiffbauer und Schiffer. Sie lag über dem Hafengelände rund um den nörlichen und östlichen Dombezirk. Mit der Bildung von Zünften, also wirtschaftlicher Zweckverbände der Kaufleute und Handwerker, wurde auch auf Schutzpatrone aus den Reihen der Heiligen zurückgegriffen.
Die Satzungen der Zünfte orientierten sich an der christlichen Arbeits-, Wirtschafts- und Sozialethik. An Zunftaltären und in eigenen Zunftkirchen wurde zum Seelenheil der Mitglieder und ihrer Angehörigen gebetet und die  Messe gelesen. Nicht nur die kleine Kirche, die 1689 zerstört und deren Ruine 1825 abgebrochen wurde, war dem heilingen Nikolaus von Myra geweiht, sondern auch der Altar.
Zwischen der Antikenhalle und dem heutigen Friedrich-Spee-Haus führt(e) eine Treppe über die Nikolausgasse zur Sonnenbrücke hinab. Wer heute die oberste Stufen der Treppe betritt, wäre in alten Zeiten durch den Nikolaus- oder Domstaffelturm gegangen. Schon damals wurde im Durchgang des Turmes eine Treppe angelegt, die von den vielen Pilgern und Wallfahrer seit dem 13. Jahrhundert auch als Heilige Treppe, die heiligen „Staffeln“, zum Aufstieg zum Dom genutzt wurden.
Auf dem heutigen Parkplatz, der an die Nikolausgasse grenzt, stand bis 1954 der Schlachthof. Westlich dieser Gasse lag der Nikolauszwinger. Zwinger waren freie Plätze zwischen der inneren und äußeren Stadtbefestigung, die verschiedenen Zwecken dienten.
Die Sonnenbrücke – älteste Brücke Speyers, 1242 erstmals urkundlich nachweisbar – hieß ursprünglich Nikolausbrücke. Ihren jetzigen Namen erhielt sie spätestens 1574, benannt nach der Herberge „Zur Sonne“. Während der Zerstörung von Speyer 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde auch diese Brücke beschädigt.
Nach Wiederherstellungs- und Sanierungsmaßnahmen besteht sie auch aus Bausubstanzen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Ein fein herausgeputztes und restauriertes Fachwerkensemble verleiht der Umgebung der alten Nikolausbrücke ein idyllisches Flair. (bb)
 
Aus: Schwetzinger Zeitung vom 6.12.2001

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